„Hard Powder – Ein Mann sieht rot-weiß

Fährt Pflug, ist klug und kämpft gut: Der unbeugsame Nels Coxman (Liam Neeson) will Rache.

Fährt Pflug, ist klug und kämpft gut: Der unbeugsame Nels Coxman (Liam Neeson) will Rache.

Hannover. Im Biedermann schäft ein Supermann, und der gibt Bösewichtern verlässlich auf die Zwölf, wenn es gilt, seine Liebsten zu retten oder zu rächen. Liam Neeson, der Schindler gewesen war und Kinsey, ist seit „96 Hours“ (2008) auch mit Faust und Handkante gut und im Schußwaffengebrauch treffsicher.

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Die Namen der Schurken klingen nach Schneewittchens Zwergenschar

In „Hard Powder“ spielt er einen Schneepflugfahrer im Blizzard-geprüften Städtchen Kehoe. Hier, im höchst gelegenen Bundesstaat der USA, wo sich Grizzlybär und Berglöwe gute Nacht sagen, ist sein Nels Coxman ein allseits beliebter Zeitgenosse, „Einwohner des Jahres“. Alles ist gut, dann stirbt sein Sohn Kyle (Neesons Sohn Micheál Richardson) an einer Überdosis Heroin.

Was überhaupt nicht zu Kyle passte. Nels’ Frau Grace (Laura Dern) erstarrt in Trauer, in Nels aber gären die Fragen. Er erfährt, dass der Sohn von drei Handlangern des Drogenbarons Viking (Tom Bateman) ermordet wurde. Nachdem er Limbo, Speedo und Santa (die Namen klingen nach drei von Schneewittchens sieben Gernegroßen) aus dem Weg geräumt hat, arbeitet er sich beharrlich vorwärts in Richtung kriminelle Chefetage und stiftet auch noch versehentlich einen Bandenkrieg an. Wer da glaubte, ein laues Lüftchen gesät zu haben, wird von Coxmans Sturm fortgetragen. Viel Blut färbt den Schnee in Colorado.

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Moland hält im Remake seines eigenen Films Überraschungen bereot

Das alles könnte bierernst sein wie alle bisherigen Actionfeste mit Neeson, hat aber jede Menge schwarzhumorige Vibes, die an „Fargo“ von den Coen-Brüdern erinnern. Wem der Plot oder manche Szene hier bekannt vorkommt – der Film basiert auf Hans Petter Molands norwegischer Thrillerkomödie „Einer nach dem anderen“ (2014), in der Stellan Skarsgard als Nils Dickman den Pflug steuerte. Moland hat auch das Remake inszeniert, das im Gegensatz zu den meisten Amerikanisierungen europäischer Erfolgsfilme Überraschungen bereit hält. Man muss sich „Hard Powder“ nicht schenken.

„Geh nicht raus heut nacht, es könnte dein Leben kosten, denn da steigt ein böser Mond herauf“, singt John Fogerty bei Creedence Clearwater Revival im Film. Es war, wenn wir richtig gezählt haben, die 7348. Verwendung dieses Songs fürs Kino. Und er fühlt sich immer noch gut an. Wie Liam Neeson, dem wir jetzt gefühlt 96 Stunden dabei zugeschaut haben, der coolste und wehrhafteste aller älteren Herren zu sein, ohne dass uns je langweilig wurde. Dass er in seiner Jugend auch privat Rachefantasien nachhing, wie er jüngst in einem Interview mit der Zeitung „The Independent“ verriet, hat ihn indes Sympathien gekostet. Anders als im Kino ist Gewalt im Leben eben keine Lösung.

Demnächst wandelt er als Philip Marlowe hard-boiled auf Humphrey Bogarts Spuren. Wir sind gespannt.

Von Matthias Halbig / RND

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