Petra Gerster übers Gendern: „Mit so viel Wut hatte ich nicht gerechnet“

Die frühere ZDF-Moderatorin Petra Gerster.

Die frühere ZDF-Moderatorin Petra Gerster.

Die ZDF-Moderatorin Petra Gerster war von den heftigen Reaktionen auf ihr Gendern in der ZDF-Nachrichtensendung „heute“ überrascht. „Mit so viel Wut und Empörung hatte ich nicht gerechnet. Aber die Reaktionen haben mir auch gezeigt, dass es offenbar um mehr geht als mein moderates, sehr gelegentliches Gendern. Da wird tatsächlich ein Kampf geführt gegen die Zumutungen der modernen Welt“, sagte die 66-Jährige in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Spot on News.

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Unter den Gender-Gegnern habe sie eine Gruppe von Aktivisten ausgemacht – „meistens ältere Herren, die mit dem generischen Maskulinum im Grunde ihre Vormachtstellung erhalten wollen. Da geht es ganz klar um Ideologie, um die Privilegien des ‚alten weißen Mannes‘“, so Gerster. Diese Gruppe hätte das überwiegend größte Problem mit dem Gendern: „Ich glaube, da fürchtet eine ganze Generation, mit der männlich geprägten Sprache auch die Deutungshoheit zu verlieren.“

„Da geht es ganz klar um die Privilegien des alten weißen Mannes‘“

Beim Gendern gehe es für sie nicht um Formalitäten, sondern „um Geschichte, Herkunft, Ethnie, Hautfarbe und Geschlecht – kurz um Identität. Und um den Wunsch nach Teilhabe. Damit müssen wir uns auseinandersetzen, ob wir wollen oder nicht“, so Gerster weiter.

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Offizielle Gender-Vorgaben lehnt die Moderatorin aber ab: „Sprache muss wachsen, muss sich von selbst entwickeln und darf nicht von oben oktroyiert werden. Allein dieser Prozess der Bewusstwerdung, der Sensibilisierung für die Bedeutung von Sprache ist schon ein großer Schritt.“ Es sei noch viel zu früh, Ge- oder Verbote im Bezug auf das Gendern auszusprechen.

Nach ihrem Abschied von den „heute“-Nachrichten, die sie im Mai zum letzten Mal moderiert hatte, vermisst Gerster vor allem ihre Kollegen: „Gerade habe ich eine große Party für die ‚heute‘-Redaktion gegeben, das war ein schöner Abschluss! Jetzt ist meine Zeit als News-Lady um, andere sind an der Reihe, und die machen es ebenso gut.“

RND/seb

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