Zu wenig Rente

Linken-Politikerin Reichinnek: „Fast jeder fünfte Altersrentner lebt in Armut“

Die Altersarmut bedroht immer mehr Seniorinnen und Senioren in Deutschland.

Die Altersarmut bedroht immer mehr Seniorinnen und Senioren in Deutschland.

Berlin. Fast jeder fünfte Altersrentner, der 65 Jahre oder älter ist, muss in Deutschland mit monatlichen Bezügen von weniger als 1135 Euro auskommen und liegt damit unterhalb der von der Bundesregierung definierten Alters­armuts­grenze. Das geht aus einer Antwort des Bundes­ministeriums für Arbeit und Soziales auf eine Anfrage der Linken hervor, die dem Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND) vorliegt.

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Demnach mussten am Stichtag 1. Juli 2021 von über 19,6 Millionen Rentnerinnen und Rentnern in Deutschland 17,9 Prozent mit Bezügen unterhalb der Armutsgrenze auskommen. Dabei steigt laut Statistik diese Zahl kontinuierlich an: Im Jahr 2010 waren es lediglich 12,6 Prozent. „Fast jeder fünfte Altersrentner lebt in Armut. Die Inflation und gestiegene Energiepreise fressen immer mehr von den mageren Renten auf“, kritisierte die senioren­politische Sprecherin der Bundestags­fraktion der Linken, Heidi Reichinnek, gegenüber dem RND. Das könne in einem der reichsten Länder der Welt nicht der Anspruch sein.

Niemand soll im Alter von weniger als 1200 Euro netto leben müssen.

Heidi Reichinnek,

seniorenpolitische Sprecherin der Linken-Bundestagsfraktion

Die Linke plädiert seit Längerem für eine monatliche Mindestrente, um Rentnerinnen und Rentner vor einem Abrutschen in die Altersarmut zu bewahren. „Niemand soll im Alter von weniger als 1200 Euro netto leben müssen“, sagte Reichinnek und forderte „eine einkommens- und vermögens­geprüfte solidarische Mindestrente von aktuell 1200 Euro netto“.

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Was in Österreich gelinge, wo es drei nach Beitragsjahren gestaffelte Mindest­renten zwischen 1200 und 1500 Euro gebe, sollte auch in Deutschland möglich sein, sagte Reichinnek. Ihre Partei plädiert für ein Rentensystem, in das alle einzahlen: auch Selbstständige, Beamte und Politiker.

Frauen besonders gefährdet

Wie aus den Zahlen den Bundes­arbeits­ministeriums hervorgeht, sind Frauen vom Altersarmuts­risiko besonders stark betroffen. Hier lag die Durchschnitts­rente 2021 bei 832 Euro monatlich. „Der Altersarmut von Frauen muss mit einer besseren Bezahlung und Entlastung der Sozial- und Erziehungs­berufe und der Pflege begegnet werden“, forderte Reichinnek. In den Großstädten würden die Mieten explodieren, die sich viele Menschen im Alter nicht mehr leisten könnten. „Mehr und mehr Rentner sind daher auf Wohngeld angewiesen oder müssen ihren Wohnsitz verlassen“, kritisierte die Linken-Politikerin.

Große Lebenserfahrung ist in vielen gesellschaftlichen Bereichen nicht gerade ein Türöffner.

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Der eine muss mehr für seine Versicherung zahlen als ein Jüngerer, die andere durfte plötzlich im Alter nur noch Post sortieren. So werden alte Menschen in Deutschland diskriminiert.

Nach den Angaben des Bundes­arbeits­ministeriums hat sich 2021 das Verhältnis von pflicht­versicherten Arbeitnehmern zu Rentnern von 1,55 im Jahr 2012 auf 1,72 im Jahr 2021 verbessert. Das heißt, auf einen Renten­empfänger kommen derzeit 1,72 Pflicht­versicherte, die in das Rentensystem einzahlen. Auch von der Linken wird dies als positive Entwicklung anerkannt, allerdings geht die Partei von einer „rasanten Verschlechterung“ des Verhältnisses aus, wenn aus der Generation der Babyboomer auf einen Schlag ein größerer Teil der heutigen Einzahler und Einzahlerinnen das Renten­eintritts­alter erreicht.

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