Linken-Vorschlag zu Wohnungsnot

Wohnungstausch: Schnappen die Jungen jetzt den Alten ihre Wohnung weg?

Der Seniorenbeirat setzt sich unter anderem für seniorengerechtes Wohnen in Eckernförde ein.

Ein Wohnungstausch zwischen Senioren und einer jungen Familie? Das fordert die Partei die Linke. Und ist damit nicht allein.

Stellen Sie sich vor: Eine ältere Dame lebt schon seit Jahren allein in ihrer Vierzimmerwohnung. Die Kinder sind ausgeflogen, der Mann verstorben. Zum Leben nutzt sie eigentlich nur Küche, Wohn- und Schlafzimmer. Ein Neuanfang wäre gut oder eine günstigere Miete. Ein fiktives Szenario? Nicht wirklich.

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6 Prozent der Deutschen leben laut einer Studie in zu großen Wohnungen – besonders ältere Menschen. 9 Prozent der über 70-Jährigen haben der Studie zufolge „zu viel“ Wohnraum. Im Gegensatz dazu haben 6 Prozent der Deutschen zu wenig Platz für zu viele Menschen. Die Quote zeigt, wie angespannt der deutsche Wohnungsmarkt ist.

Die Rechnung scheint einfach: Tauschen die 6 Prozent, die zu viel Wohnraum haben, mit den Menschen, die zu wenig haben, könnten alle davon profitieren.

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Die wohnungspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Caren Lay, fordert genau so etwas: Sie will eine Option auf Wohnungstausch von Seniorinnen und Senioren mit jungen Familien im Mietrecht verankern. Ältere Menschen sollen, wenn ihnen ihre eigene Wohnung zu groß geworden ist, mit anderen Mieterinnen und Mietern tauschen können – „ohne am Ende mehr Miete zu zahlen“, schlägt Lay vor. Die angespannte Lage könnte so entspannt werden.

Suche: bezahlbaren Wohnraum. Biete: bezahlbaren Wohnraum

Der Vorschlag der Partei ist nicht neu. In Nordrhein-Westfalen schlugen FDP und CDU bereits 2017 ein Pilotprojekt zum Wohnungstausch zwischen älteren und jüngeren Menschen vor. Zum Vorteil für beide Seiten: Wohnungstauscher sollten, wenn sie umziehen, 5000 Euro für Renovierung und energetische Modernisierung bekommen. Die Idee sah vor, dass die Wohnungstauscher fünf Jahre ihren alten Quadratmetermietpreis zahlen sollten.

2019 beratschlagten die Grünen auf ihrem Bundesparteitag einen ähnlichen Vorstoß: Die Partei forderte einen Rechtsanspruch auf Wohnungstausch. Alleinstehende, ältere Menschen sollen so ihre als zu groß empfundene Wohnung mit einer jüngeren Familie tauschen.

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Der Deutsche Mieterbund fordert schon seit längerem eine Option für den Wohnungstausch im Mietrecht. Der Wille ist an vielen Stellen da, am Rechtlichen hapere es aber: „Der zuständige und bisher im Mietrecht nicht in Erscheinung getretene Bundesjustizminister könnte hier Abhilfe schaffen, indem er einen Anspruch auf Tausch von Wohnraum zu den jeweils bestehenden Mietpreisen gesetzlich etablieren könnte“, sagt der Deutsche Mieterbund dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Alle Parteien gehen dabei aber von einem freiwilligen Tausch und nicht von einem Zwang aus, der ältere Menschen aus ihren Wohnungen treiben soll.

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Was kann das bringen?

Was erst einmal gut klingt, scheitert aktuell aber nicht nur am Rechtlichen. Eine größere Wohnung verursacht höhere Kosten. Zwar könnten Wohnungen nach einem Wohnungstausch günstig in der Miete bleiben, wegen der Inflation und vor allem der gestiegenen Energiepreise könnten sich Familien einen Umzug dennoch zweimal überlegen.

Auch ist nicht klar, ob nur die Seniorinnen und Senioren von günstigerer Miete profitieren oder auch die Familien, die die größere Wohnung anschließend beziehen. Seniorinnen und Senioren leben oft bereits lange in ihren vier Wänden und profitieren von älteren und oft günstigeren Mietverträgen – die nicht unbedingt für die neuen Mieter gelten könnten. Schon heute gibt ein Sechstel der deutschen Bevölkerung 40 Prozent und mehr seines Einkommens für Miete aus.

Aber nicht nur für die neuen, jungen Mieterinnen und Mieter könnte es Probleme geben. Die meisten Wohnungen in Deutschland sind nicht barrierefrei und demnach für ältere Menschen ungeeignet. Laut Deutschem Mieterbund fehlen mehr als zwei Millionen barrierearme Wohnungen. Für die ältere Dame in ihrer Vierzimmerwohnung also nur ein Grund mehr, weiter wohnen zu bleiben.

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