Prinz Marcus von Anhalt schenkt Tochter ein Äffchen: Tierschützer sind entsetzt

Der 53-jährige Prinz Marcus von Anhalt.

Der 53-jährige Prinz Marcus von Anhalt.

Prinz Marcus von Anhalt hat seiner Tochter Shanaya (10) zu Weihnachten ein ungewöhnliches Geschenk gemacht: ein erst zwei Monate altes Äffchen. In sozialen Medien wird hitzig darüber diskutiert, Tierschützer üben gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) scharfe Kritik.

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In einem Video auf Instagram stellte der 53-jährige von Anhalt das kleine Tier vor: „Das ist unser neues Familienmitglied. Wir wissen noch nicht ganz genau, wie wir es nennen wollen”, sagte er und bat um Namensvorschläge. Das Affenbaby, im Video in Windeln gewickelt, habe sehr viel Hunger und würde den ganzen Tag fressen.

In dem Clip ist zu sehen, wie der kleine Affe auf einer Küchenanrichte gerade auf einer Orange herumkaut. Ein solches Tier würde auch der fiktive Captain Jack Sparrow in der Piratenfilmreihe „Fluch der Karibik“ mit sich führen, gibt von Anhalt stolz zu Protokoll – verwechselt dabei aber Kapuzineräffchen mit Pavian. Letzteren holte er sich nämlich eigentlich ins Haus.

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Affenschützerin entsetzt über fehlende Fachkunde

Tierschützerin Michelle Schreiber macht der Fall fassungslos. Bei dem Tier handele es sich nicht um ein Kapuzineräffchen, sondern vielmehr um einen Pavian. „Ich bin entsetzt über die fehlende Fachkunde”, sagt die ausgebildete Primatologin, die sich in Südafrika im Affenschutz engagiert und eine eigene Pavianschutzorganisation hat, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Bis zum sechsten Lebensmonat müsse das Tier Muttermilch oder gleichwertigen Ersatz bekommen. Eine Fütterung mit anderen Lebensmitteln wie Obst oder Brei verbiete sich hier. Zudem sei fraglich, unter welchen Bedingungen der Affe zu seinem Besitzer gekommen sei. Oftmals würden Tierhändler die Muttertiere erschießen, um deren Nachwuchs später verkaufen zu können.

Affe soll bald im Haushalt helfen

Gegenüber der „Bild“-Zeitung sagte Prinz Marcus von Anhalt, dass das Tier viel Aufmerksamkeit brauche und einen speziellen Babybrei fressen würde. Mit Ausnahme von Bananen zähle auch Obst zu dessen präferierter Nahrung. Der Affe „spielt mit meiner Tochter und ihren Freunden, ist ganz lieb, beißt nicht“, sagte von Anhalt der Boulevardzeitung weiter.

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Ein Tiertrainer solle dem Affen jetzt Kunststücke beibringen, so von Anhalt. Er hoffe zudem, dass das Tier sich bald im Haushalt nützlich machen könne. Schließlich gebe es auch Affen, die behinderten Menschen helfen würden und beispielsweise auf Kommando das Licht ein- und ausschalteten.

Panikattacken und Selbstverletzungen

Diese Fähigkeiten traut Tierschützerin Schreiber dem jungen Pavian zweifellos zu. Sie glaubt aber nicht, dass das Zusammenleben mit dem Tier auf Dauer gut gehe. „Paviane leben in Gruppen mit bis zu 200 Tieren. Ein ausgewachsenes männliches Exemplar bringt 30 Kilo auf die Waage”, sagte sie dem RND. Und ausgewachsene Paviane spielten gar nicht mehr so gern mit Kindern – sie könnten gar zur Gefahr werden, wenn sie durch nicht artgerechte Haltung etwa aggressiv würden.

Über kurz oder lang werde sich das Tier zur Wehr setzen, Türen aus den Angeln heben und mit Fäkalien Dreck machen. Durch nicht artgerechte Haltung oder gar einer späteren Abgabe des Pavians im Tierheim könnte das Tier traumatisiert werden und schwere physische Schäden erleiden. „Der Pavian wäre anfällig für Panikattacken und könnte sich selbst Verletzungen zufügen”, so Schreiber.

Instagram: Einige machen Namensvorschläge, anderen prangern Tierquälerei an

Wie viele andere entsetzte Nutzer hat auch Schreiber mit ihrem Instagram-Account „Affis.Adventures“ den Beitrag von Prinz Marcus von Anhalt kommentiert. Sie weist ihn auf die Probleme hin, die die Haltung eines wilden Tieres als Haustier mit sich bringt. Je eher das Tier in gute und erfahrene Hände abgegeben würde, desto höher sei die Chance, den kleinen Kerl noch auswildern zu können – wie sie selbst es schon mit zahlreichen kleinen Pavianen in Südafrika getan hat.

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Während einige Instagram-User tatsächlich Namensvorschläge machen und andere Stars wie Georgina Fleur das Video mit Herzchen kommentieren, sind viele Nutzer deutlich kritischer. „Tierquälerei“ ist da zu lesen, „Das ist das Allerletzte“, „Das arme Tier“ oder: „Bring ihn zurück zu seiner Mutter“.

Prinz Marcus von Anhalt und sein Affe sind auch in Liberia bekannt – Appell von Affenschützerin

Auch die afrikanische Affenschutzorganisation Liberia Chimpanzee Rescue & Protection hat sich in dem Fall eingeschaltet und fragt Prinz Marcus von Anhalt auf Instagram nach der Mutter des Tieres – denn sie befürchtet, dass das Muttertier zur Zucht gehalten wird und ihr die Babys unter Gewalt und Drogeneinsatz entrissen werden. Gegenüber dem RND sagte die Gründerin der Organisation, Jenny Desmond: „Paviane sind extrem sozial und können sich nur in komplexen Paviangesellschaften entfalten, weil nur dort ihre emotionalen Bedürfnisse befriedigt werden.“ Ein Mensch könne das nie bieten.

Kritisch sieht Desmond das Alter das Babys. „Normalerweise wäre das Tier ganz und gar an seine Mutter gebunden. Paviane haben eine sehr starke und oft lebenslange Bindung zu ihren Müttern, wie wir Menschen auch. Ein Pavianbaby seiner Familie zu entziehen ist grausam und führt zu einem lebenslangen Trauma.“ Wie auch Schreiber geht Desmond davon aus, dass Prinz Marcus von Anhalt spätestens dann mit dem Tier überfordert sein wird, wenn es ausgewachsen ist. „Er wird sein ganzes Leben lang an einer Kette oder in einem Käfig leben müssen“, sagte Desmond dem RND – und verwies darauf, dass Paviane bis zu 45 Jahre alt werden können. Oft würden die Tiere an Zoos oder an zwielichtige Tierhändler verkauft, noch häufiger aber eingeschläfert.

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Pavianrettung kostet mehrere Tausend Euro pro Jahr pro Tier

Anders als Schreiber geht Desmond nicht davon aus, dass der Babypavian von Prinz Marcus von Anhalt noch eine Chance hat, ausgewildert zu werden. „Es ist ein langer und harter Prozess. Das ist der traurigste Teil“, sagte Desmond. Babys, die in Länder verkauft würden, in denen sie nicht heimisch seien, wären dem Untergang geweiht. „Ihre einzige Hoffnung sind die wunderbaren Auffangstationen, die Pavianen die bestmögliche Pflege mit Artgenossen bieten.“

Die Kosten für die Rettung von Pavianen, die als Haustiere gehalten werden, seien immens. Mehrere Tausend Euro pro Jahr pro Tier seien zu finanzieren. „Der Handel mit Wildtieren als Haustiere stellt eine immense Belastung für diejenigen dar, die versuchen, diese Tiere zu retten – denn sie werden unweigerlich irgendwann von ihren Besitzern zurückgelassen“, so Desmond.

Nach Affenvideo: Prinz Marcus von Anhalt schweigt

Aus Liberia kommt sodann auch ein Appell von Jenny Desmond an Prinz Marcus von Anhalt: „Ich bete, dass dieser Mann den richtigen Schritt macht und das Baby sofort an eine Rettungsstation abgibt. Und dass er uns zu der Quelle des Tierhandels führt, damit dieser missbräuchliche Akt beendet werden kann.“

Eine Antwort blieb von Anhalt bisher aber allen schuldig – auch auf den ausführlichen Kommentar von Michelle Schreiber oder ihre E-Mail an ihn gab es keine Antwort. Die ist indes aktiv geworden. Sie hat Peta auf den Fall aufmerksam gemacht. In einer Pressemitteilung schreibt die Tierschutzorganisation, dass sie Prinz Marcus von Anhalt einen Brief geschrieben habe. „Wir bitten ihn, das Tier umgehend in fachgerechte Hände abzugeben“, zudem bieten sie „die Vermittlung in eine anerkannte Auffangstation“ an.

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RND/kib/msk

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