„Viele Fehler gemacht“Interview mit Geschäftsführer von Haus und Grund

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Thomas Tewes ist Hauptgeschäftsführer beim Kölner Haus- und Grundbesitzerverein.

Thomas Tewes ist Hauptgeschäftsführer beim Kölner Haus- und Grundbesitzerverein.

  • Thomas Tewes ist Hauptgeschäftsführer beim Kölner Haus- und Grundbesitzerverein.

Viele Menschen hatten in der Corona-Krise ein Fallen der Immobilienpreise prognostiziert. Das Gegenteil ist der Fall. Warum?

Weil die Nachfrage nach wie vor erheblich höher ist als das Angebot. Es gibt kaum freien attraktiven Wohnraum. Die kaufkräftige Klientel wandert längst ins Umland ab.

Was bedeutet das für Köln?

Das ist eine Besorgnis erregende Entwicklung. Die Preisentwicklung wird weiter nach oben gehen. Immobilien sind stark im Kommen, unter anderem wegen mangelnder Alternative bei der Vermögensanlage. Aber auch weil man gemerkt hat, wie wichtig eigener Wohnraum ist. Das Ganze hat ja auch eine volkswirtschaftliche Seite: Die Attraktivität eines Standortes hat viel Einfluss auf die Arbeitssuche. Wenn Wohnraum knapp ist, fehlen Fachkräfte.

Es gibt Modelle wie Baulückenschließungen oder die Überbauung von Supermärkten.

Das sind Modelle aus Wolkenkuckucksheim. Wenn man über einstöckigen Supermärkten bauen will, muss man die erst mal abreißen und neu bauen. Und dann soll Aldi drei Jahre lang auf seinen Markt verzichten? Was die Baulücken angeht: Der ehemalige Stadtentwicklungsdezernent Franz-Josef Höing hat mal ausgerechnet, dass es etwa 15 000 Baulücken gibt – aber davon gerade mal ein Zehntel realistisch bebaut werden kann.

Warum ist das so schwierig?

Ein Beispiel: Gerade erst gab es eine neue Verschärfung im Baugesetzbuch. Jedes neue Haus mit mehr als zwei Stockwerken muss einen Aufzug haben und teilweise barrierefrei sein. Bei engen Grundstücken bleibt da kein Raum mehr für realistische Grundrisse. Und es gibt noch mehr Verordnungen, die Investoren abschrecken.

Immerhin sind die Mieten einigermaßen stabil.

Im Moment steigen sie weniger stark an als in der Vergangenheit. Das heißt aber nicht, dass alle, die eine Wohnung suchen, auch eine bekommen.

Ist aus Ihrer Sicht Besserung zu erwarten?

Ich bin ein von Grund auf positiv eingestellter Mensch. Aber was den Kölner Immobilienmarkt beispielsweise für Familien angeht, die eigenen Wohnraum suchen – da wird sich wenig zum Besseren wenden, sondern eher schlimmer werden.

Das klingt nicht besonders ermutigend.

Es wurden ja schon vorher viele Fehler gemacht. Aber nun haben wir eben eine Mehrheit im Rat, die ohne weiteren Flächenverbrauch Wohnraum schaffen will. Das funktioniert unserer Ansicht nach nicht. Wir brauchen mehr Bauland-Ausweisungen. Die Handlungsmöglichkeiten sind da, aber es fehlt der politische Wille.

Sind Sie im Kontakt mit den Ratsfraktionen?

Schon, aber mit wem reden wir da? Drei Viertel des Rates sind neu gewählt, was ich grundsätzlich ja auch für begrüßenswert halte. Speziell die Grünen müssen nun erst mal zeigen, dass sie nicht nur Umwelt, sondern auch Wirtschaft können.

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