WunschberufZum Hufschmied umgesattelt

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Experte für Hufeisen: Matthias Wegener macht sich nun als Hufschmied selbständig. Mit einem Schmiedeanhänger fährt er künftig die Reiterhöfe zwischen Köln und Oberberg ab. (Foto: Hoene)

Experte für Hufeisen: Matthias Wegener macht sich nun als Hufschmied selbständig. Mit einem Schmiedeanhänger fährt er künftig die Reiterhöfe zwischen Köln und Oberberg ab. (Foto: Hoene)

MARIENHEIDE – Matthias Wegener ist mit Pferden aufgewachsen. „Ich ritt schon auf einem Pony, da konnte ich noch gar nicht laufen.“ In Horst, einem 70-Seelen-Dorf in Mecklenburg-Vorpommern, sah der heutige Marienheider, wie die edlen Tiere mit Hufeisen beschlagen wurden. Das faszinierte den Jungen. Heute ist er 35 Jahre alt. Und erst jetzt, nach vielen Umwegen, hat Wegener seinen Traum zum Beruf gemacht. Er ist Oberbergs neuester Hufschmied.

Als die DDR zusammenbrach, sah's mit Lehrstellen schlecht aus. „Damals war es schlichtweg nicht möglich, den Beruf des Hufschmieds zu lernen“, erinnert sich Wegener, der seit zwölf Jahren in Oberberg lebt. Sein Vater forderte, etwas Grundsolides zu lernen: Der Pferdenarr wurde Maurer.

Doch auf dem Bau fand er später keine Anstellung. So arbeitete Wegener als Bereiter, er bildete Pferde aus. „Ich tingelte von Hof zu Hof.“ Er ritt auch in Kempershöhe. Zuletzt war Wegener mit mehr Pferdestärken unterwegs, und zwar als Speditionsfahrer. Im Jahr 2008 erlebte er den zweiten Zusammenbruch: Damals war's die DDR, nun die Wirtschaft. Er verlor seinen Fahrerjob. „Die Krise habe ich als Chance genutzt, um endlich das zu machen, was ich schon immer wollte.“ Der gelernte Maurer sattelte zum Hufschmied um.

Nach einem vierwöchigen Vorbereitungslehrgang heuerte er bei einem Hufbeschlagschmied in Wermelskrichen an. Als eine Art Geselle arbeitete er zwei Jahre lang in dem Betrieb mit, um den Beruf von der Pike auf zu lernen. Es folgte ein viermonatiger Besuch der Lehrschmiede Niemerg in Münster. „Das ist eine der ältesten und renommiertesten Hufbeschlagschmieden in ganz Deutschland.“ Hier lernte Wegener fast alles, was mit Pferden zu tun hat.

„Auf meinem Unterrichtsplan standen Themen wie Anatomie, Pflege und Haltung von Pferden.“ Auch über betriebswirtschaftliche Kalkulationen, Arbeitsrecht und Schutzvorschriften musste Wegener Bescheid wissen. Und nicht zuletzt über Krankheiten, unter denen Pferde leiden. Denn hier muss ein Hofschmied eingreifen, erklärt Wegener: „So, wie ein Orthopäde Menschen behandelt, muss auch ein Hufschmied Pferden helfen.“ Spezielle Hufe gleichen eine Fehlstellung der Gelenke aus. Zur Abschlussprüfung gehört neben einem schriftlichen Test auch das Schmieden am offenen Feuer, mit Amboss und Hammer. Alle Tests bestand der Azubi mit Bravour.

Jetzt will sich Hufschmied Wegener selbstständig machen. Mit einem Schmiedeanhänger wird er künftig die Reiterhöfe zwischen Köln und Oberberg anfahren.

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