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Neue Hoffnung nach nervigem Bau

Das Durchhaltevermögen der Geschäftsleute an der S 36 ist beachtlich. Nach Einbußen scheint es aufwärts zu gehen.

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© Dietmar Thomas

Von Natasha G. Allner und Heike heisig

Leisnig. Ohne treue Kunden hätte es manchen Geschäftsmann an der S 36 wohl noch härter getroffen. Ihnen und den Selbstständigen zollte Bürgermeister Tobias Goth (CDU) während des Neujahrsempfanges Respekt und Anerkennung. Immerhin mussten sie anderthalb Jahre mit den Einschränkungen (über-)leben. In dieser Zeit wurde die Staatsstraße 36 von Leisnig über Gersdorf nach Hartha ausgebaut. Selbst wenn sich die Gemüter wegen laufender Bauarbeiten direkt im Ort immer noch nicht ganz beruhigt haben, ist nach der Verkehrsfreigabe ein großes Stück Normalität zurückgekehrt.

„Es läuft gut“, sagt Maren Dietel, die mit ihrem Mann Lutz den Gasthof „Zur alten Linde“ in Minkwitz direkt an der Staatsstraße betreibt. Weil die Gäste nicht mehr zur Wirtschaft kamen, haben sich die Dietels sogar entschlossen, ihre Gaststätte vorübergehend zu schließen. Maren Dietel hat ihr Geld ein Dreiviertel Jahr als Pflegekraft verdient und zollt diesem Berufsstand inzwischen größten Respekt. Doch sie sagt auch ganz offen. „Ich gehör in meine Kneipe.“ Daher ist sie froh, wieder dort zu sein.

Ihr Mann hatte sich während der Schließzeit einer notwendigen Operation am Fuß unterzogen, die anschließende Reha gemacht. Die Zeit bis zur Straßenfreigabe nutzte er für nötige Renovierungen im Haus und die positiven Veränderungen vorm Lokal. „Wir sind sehr glücklich, dass die Kunden uns die Treue gehalten haben und es jetzt wirklich wieder gut läuft“, so die Wirtin. Die Einbußen kann sie nicht beziffern. „Es war wirklich eine Durststrecke“, veranschaulicht Maren Dietel.

Erhöhte Fahrtkosten

Für den Montageservice Lange-Roßberg sei der Schaden aufgrund der langzeitigen Vollsperrung der S36 in Minkwitz nicht gar so groß gewesen, wie für andere, schätzt Mitinhaber Jens Lange ein: „Wir waren als Montagebetrieb nicht besonders betroffen. Denn das Baumaterial wird meist direkt auf die Baustellen geliefert. Allerdings mussten wir erhöhte Fahrtkosten und Fahrzeiten verbuchen. Das hat man durchaus gemerkt.“ Jetzt entspanne sich die Situation merklich: „Klar ist das eine Erleichterung.“ Lange verweist aber auch auf das Partner-Unternehmen von Olaf Roßberg, der in Minkwitz seine Werkstatt betreibt: „Da gab es wesentlich mehr Probleme, weil der Industrieservice für Maschinen ein Kundendienst ist, aber eben für Kunden schlecht bis gar nicht zu erreichen war.“

„Es ist vorbei. Die Sache ist abgehakt“, konstatiert Jürgen Rockstroh. Für den Inhaber des gleichnamigen Forst- und Serviceunternehmens seien vor allem die Umfahrung und dadurch entstehende Mehrkosten belastend gewesen: „Aber das musste man in Kauf nehmen, das konnte man ja nicht ändern.“ Er habe aufgrund der Sperrung und Umleitung mit höherem Verbrauch von Diesel und längeren Wegezeiten zu tun gehabt: „Wenn man sonst bis Hartha zehn Minuten braucht, waren es nun 25.“ Für den Unternehmer ist das Übel aber längst nicht vorbei. Derzeit stoßen ihm die Arbeiten an der Baustelle des Abwasserzweckverbandes Leisnig auf: „Der Ärger geht weiter. Nach der einen Baustelle nun eine andere. Niemand kann die Straßen im Dorf befahren. Schlamm ohne Ende. Dabei sollten die Bauarbeiten bis Ende November fertiggestellt sein.“

Tobias Franke, Mitinhaber der Firma Franke Anlagentechnik GmbH, bezeichnet die Bauzeit als eine Zumutung: „Die Umleitungsstrecke war für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt . Unsere Zulieferer fahren normalerweise 7,5- bis 13-Tonner. Die konnten Minkwitz aber überhaupt nicht mehr anfahren.“ Man habe sich mit befreundeten Firmen beholfen, welche ihr Gelände teilweise als Lagerplatz zur Verfügung stellten. Allerdings mussten firmeneigene Mitarbeiter abgestellt werden, um von dort das Material auf Baustellen zu verteilen. Das habe zu „immensen finanziellen Einbußen und wesentlich höherem Arbeitsaufwand“ geführt. Franke möchte zwar nicht von „Existenzgefährdung“ sprechen, aber das Ende der Bauzeit wurde sehr herbeigesehnt. Mittlerweile sei man froh, dass die Straße offen ist: „Wir sind jetzt wieder ohne Probleme erreichbar.“

Gänzlich geschlossen blieb während der Bauphase dagegen der Fahrradladen Alfrasports, den Tobias Frankes Ehefrau Iva im Nebengewerbe betreibt, „einfach weil sich kein Auto mehr nach Minkwitz verirrte“. Jetzt liege große Hoffnung auf dem neu gebauten Fahrradweg und der kommenden Saison. „Es ist noch nicht absehbar, ob sich der Radweg mit positiven Effekten auswirkt“, so Tobias Franke, der schon einige Radler gesichtet hat. „Auf alle Fälle können wir auf unsere Stammkunden zählen. Die haben telefonisch immer mal wieder nachgehakt oder sich bereits angemeldet.“