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Diebe vergreifen sich an Sonnenblumen

Zwischen Jänkendorf und Niesky steht ein ganzes Feld im Fokus. Geklaut werden inzwischen aber auch andere Feldfrüchte.

Von Frank-Uwe Michel
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Dieses Schild am Rande des Sonnenblumenfeldes zwischen Jänkendorf und Niesky soll Diebstahl verhindern. Der Erfolg ist allerdings nur mäßig.
Dieses Schild am Rande des Sonnenblumenfeldes zwischen Jänkendorf und Niesky soll Diebstahl verhindern. Der Erfolg ist allerdings nur mäßig. ©  André Schulze

Norbert Jensch kennt das Problem schon seit Jahren. Es ist eins, das die Wende überdauert hat. „Immer wieder müssen wir feststellen, dass sich ungebetene Gäste an den Kulturen zu schaffen machen“, erklärt der Geschäftsführer der Jänkendorfer Agrar GmbH. Und dies sei nicht nur das wilde Borstenvieh. Im Gegenteil: „Hier sind auch zweibeinige Wildschweine aktiv“, sagt Jensch und bezieht das vor allem auf Kartoffeln, die – oft von schlecht einsehbaren Stellen – von den Feldern verschwinden.

Gleiches trifft auf Sonnenblumen zu. Gerade ist die gelbe Blütenpracht zwischen Jänkendorf und Niesky zu erleben. Schilder davor mahnen, nichts davon mitgehen zu lassen. Was manche Zeitgenossen aber unbeeindruckt lässt. „Die Sorte, die wir hier angebaut haben, ist keine Zierpflanze, sondern für die Ölgewinnung und als Vogelfutter gedacht. Da hat man höchstens zwei Tage Freude, wenn man die Stiele in die Vase steckt“, erklärt der Chef des Jänkendorfer Agrarbetriebes. Er habe schon alles Mögliche versucht, gegen die illegale Mitnahme vorzugehen. Doch weder Anzeigen bei der Polizei noch ein Fernsehbericht hätten in den vergangenen Jahren etwas gebracht. „Wir betreiben unser Gewerbe eben unter freiem Himmel. Da ist es nicht machbar, lückenlos zu kontrollieren.“ Die Schilder sollten wenigstens die Vernünftigen unter den potenziellen Dieben zum Nachdenken bewegen.

Das gleiche Problem hat auch Andreas Graf von der Agrargenossenschaft See. In seinen Kulturen werden nicht nur Sonnenblumen gewildert, auch Mais verschwindet. „Die Leute nehmen nicht nur die Kolben mit, sondern reißen oft ganze Pflanzen heraus. Wir hatten schon Fälle, da wurden Pkw-Hänger damit beladen.“ Dein und mein zu unterscheiden, fällt manchen Menschen offenbar auch beim Grünland schwer. „Da wird immer wieder Gras mit der Sense runtergeholt. Aber wenn ich nicht genug Futter für meine Kaninchen zu Hause habe, muss ich mich eben anderweitig kümmern – vor allem legal“, fordert Graf. Er wie auch Norbert Jensch haben meist keine schönen Gespräche geführt, wenn sie der Diebe habhaft wurden. „Die Leute tun meist ganz verblüfft, wenn man ihnen sagt, im Gegenzug würde man ein paar Tomaten aus ihrem Garten nehmen.“

Aussicht auf Strafe gibt es beim Blumenstehlen offenbar nicht. Die Staatsanwaltschaft stellt Anklagen dieser Art in der Regel wegen Geringfügigkeit ein. „So ernüchternd das auch ist – wahrscheinlich müssen wir mit der Unvernunft mancher Menschen leben“, bedauern die Chefs der beiden Agrarbetriebe.

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