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Fahrgast ärgert sich über patzigen Busfahrer in Riesa

Wegen einer Streckensperrung muss ein Radebeuler in Riesa den Bus nehmen. Was er dabei erlebt, bringt ihn dazu, einen Beschwerdebrief zu schreiben.

Von Stefan Lehmann & Christoph Scharf
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Mitte Juni ersetzten Busse in Richtung Großenhain den Zug. Ein Radebeuler ärgerte sich jetzt darüber, wie in einem der VGM-Busse mit anderen Fahrgästen umgegangen wurde.
Mitte Juni ersetzten Busse in Richtung Großenhain den Zug. Ein Radebeuler ärgerte sich jetzt darüber, wie in einem der VGM-Busse mit anderen Fahrgästen umgegangen wurde. © Sebastian Schultz

Riesa. Wer öfter mit Bussen und Zügen unterwegs ist, der weiß: Mal sind Fahrer und Bordpersonal entspannt, kulant und höflich, andere haben auch mal einen schlechten Tag. Was ein Radebeuler kürzlich im Bus von Riesa nach Großenhain erlebte, war wohl im besten Fall Letzteres. Den Unternehmer bewegte die Szene so sehr, dass er nach seiner Reise einen Beschwerdebrief an die Verkehrsgesellschaft Meißen (VGM) schrieb. Er könne die Sache "bis jetzt nicht richtig einordnen", heißt es in seinem Brief.

Doch von vorn. Der Radebeuler war Mitte Juni eigentlich auf einer Dienstreise von Leipzig nach Radebeul unterwegs. Wegen Bauarbeiten bei Zeithain musste er in Riesa auf den Schienenersatzverkehr umsteigen. Die erste kleine Herausforderung sei es gewesen, überhaupt den richtigen Steig zu finden. Der Bus nach Großenhain sei nämlich vom Bahnhof gesehen genau hinter dem Bushäuschen abgefahren. Der sticht von allen am wenigsten ins Auge. "Zum Glück erkannte eine Anwohnerin meine Orientierungslosigkeit und meinte, dass ganz viele das Problem hätten, und führte mich zum Ziel."

Kritik am "oberlehrerhaften Verhalten"

Als dann der Bus vorfuhr und der Mann eingestiegen war, sei das geschehen, das ihn immer noch ein wenig fassungslos mache: "Etwas gehetzt kam eine ältere Dame an die Bustür und fragte in stark gebrochenem Deutsch 'Ist nach Großenhain?' Statt das zu tun, was man erwartet - aus meiner Sicht ein Kopfnicken oder 'Ja' sagen, sprach der Fahrer in breitem Sächsisch: 'Steht doch draußen dran!'"

Die Frau habe ganz offensichtlich Probleme gehabt, das zu verstehen, und in der Fahrertür gezögert. Als kurz danach eine jüngere Bekannte der Frau an die Tür kam und erneut fragte, habe der Fahrer wieder nur auf die Anzeige am Bus verwiesen. "Also wieder eher ein Oberlehrerzug und keine kundenorientierte Antwort", so das Fazit des Radebeulers. Erst nach einem genauen Blick aufs Außendisplay hätten die beiden Frauen dann die Fahrt angetreten, eine Hilfe sei ihnen der Busfahrer dabei nicht gewesen.

Busfahrer als Aushängeschild für die Region

"Leider hatte ich nicht die Zivilcourage, den Fahrer sofort auf sein absolut unangemessenes Verhalten hinzuweisen", resümiert der Mann das unangenehme Erlebnis in seinem Brief. "Ob es Lustlosigkeit an der Arbeit, schlecht gelebte Kommunikationskultur oder gar Fremdenfeindlichkeit war … wir werden es womöglich nie erfahren."

Verständnis hat er für das Verhalten nicht. Die Frauen seien beide zügig zum Bus gekommen, waren offenbar keine Muttersprachler. Da mache manchmal schon das ß in Großenhain Probleme. "Zudem waren sie weder aufdringlich noch unfreundlich." Stressig für den Fahrer könne die Situation auch nicht gewesen sein - schließlich sei er offenbar gerade aus der Pause gekommen. Vielleicht werde man die Nachricht als Überreaktion empfinden, "weil hier kein prügelnder Straßenbahnfahrer angezählt wird". Dennoch dürften solche Vorfälle nicht vorkommen, kritisiert er - die Busfahrer seien schließlich Gesicht und Aushängeschild der Firma, vielleicht sogar der ganzen Region.

Busunternehmen entschuldigt sich

Die VGM hat den Vorfall mittlerweile geprüft und mit dem Fahrer des Busses das Gespräch gesucht. "Sollte der Ton unseres Mitarbeiters unangemessen gewesen sein, müssen wir uns dafür entschuldigen", heißt es darin.

Wie das Unternehmen auf Nachfrage von Sächsische.de mitteilt, gebe es Beschwerden über das Verhalten der Mitarbeiter wie die aus Riesa bei der VGM äußerst selten. Wohl auch, weil das kommunale Unternehmen vorbaut. "Unsere Mitarbeiter werden regelmäßig geschult und unterwiesen, unter anderem auch im Verhalten gegenüber unseren Fahrgästen", erklärt Verkehrsmeisterin Anke Kretzschmar.

Auf ihrer Internetseite sucht die VGM aktuell weitere Omnibusfahrer. Als eine Voraussetzung an die Bewerber ist dort unter anderem, neben Führerschein Klasse D, Einsatzbereitschaft und guter Orientierung im Landkreis Meißen eben auch "Freude am höflichen Umgang mit Kunden" aufgeführt. Inwieweit es an geeigneten Fachkräften fehlt, die auch solche weichen Faktoren erfüllen, lässt das Unternehmen offen. Auf Nachfrage teilt die VGM lediglich mit, aktuell 204 Busfahrer und Fährführer zu beschäftigen. Und lässt durchblicken, dass die Personaldecke offenbar recht dünn ist: "Im Einzelfall konnten tageweise die Fähre Riesa und die Stadtbahn aufgrund erhöhten Krankenstandes nicht verkehren."