SCHLECHING IM WANDEL DER ZEITEN: VON PIONIEREN UND HELDEN – WINTERSPORT IM BERGSTEIGERDORF ALS MOTOR FÜR DEN TOURISMUS

Starker Applaus, lautes Lachen, amüsiertes Schmunzeln, wohlgemeine Kommentare und lebhafte Zwischenrufe aus dem Publikum sowie Erstaunen über bislang nicht Bekanntes – für Einheimischen fühlte es sich an wie ein Familienfest mit vertrauten Bildern und Begegnungen aus längst vergangenen Tagen, für Zugereiste und Neubürger waren es interessante Einblicke in das Leben eines Dorfes, dessen Herz für die Berge und den Skisport schlägt. Die Hauptdarsteller der zweistündigen Reise durch Fotos und Dokumente aus der Geschichte des Wintersports in Schleching, die Altbürgermeister Fritz Irlacher im Haus des Gastes in Schleching präsentierte: der 1932 gegründete Skiclub Schleching, erste verwegene Skipioniere in den 30iger Jahren, „Helden“ des weißen Sports sowie bekannte und weniger bekannte Schlechinger, die das Bild des Skisports am Geigelstein über Jahrzehnte geprägt und das Dorf weit über die Grenzen Bayern hinaus als Reiseziel bekannt gemacht haben. Die Erkenntnis eines besonderen Abends im mit über 100 interessierten Besuchern voll besetzten Lesesaal des „Haus des Gastes“: das Interesse an der eigenen Geschichte und dem Wintersport in einem Dorf mit rund 1.800 Einwohnern, in dem der Skiclub stabil über 500 Mitglieder zählt, ist auch ohne Liftbetrieb am Geigelstein lebendig und aus dem Leben der Menschen nicht wegzudenken.

 

Lebhaftes Interesse und ein überfüllter Lesesaal im „Haus des Gastes“: Schleching, seine Geschichte als Wintersport-Dorado und sein Skiclub. Auf Anregung des Initiativkreises Bergsteigerdorf Schleching organisierten Rupert Loidl, Altbürgermeister Fritz Irlacher und Hannes Prasser eine Reise mit Bildern und Dokumenten durch 90 Jahre Wintersport

 

 

Auf Anregung des Initiativkreises Bergsteigerdorf Schleching hatte Fritz Irlacher mit Unterstützung von Hannes Prasser in dessen Funktion als Ehrenvorsitzender des Skiclubs Schleching e.V. eine Auswahl an Höhepunkten der vergangenen neun Jahrzehnte Wintersport zusammengetragen. Rupert Loidl, Sprecher des Initiativkreises Bergsteigerdorf: „Mit der Rückblende auf die vergangenen Jahrzehnte wird nicht nur von der Geschichte des Wintersports und der Menschen berichtet, die diese großartigen Zeiten verkörpern. Die Bilder machen heute vielmehr Mut für die Zukunft und erzählen von der Kraft, die eine starke Gemeinschaft in einem kleinen Dorf aufbringen kann. Jetzt gilt es die Chancen zu nutzen, die uns als Bergsteigerdorf mit einem großartigen Naturschutzgebiet vor unserer Haustür in Zeiten gegeben sind, die für alle vom spürbaren Klimawandels gezeichnet ist.“

 

Von Hans Hächer, Hias Maier, Sepp Bauer, Sepp Nagl über Traudl Hächer bis zu Andi Birnbacher, um nur einige zu nennen – die Liste der Bilder von Spitzenathleten, die Schleching hervorgebracht haben, schien an diesem denkwürdigen Abend nicht enden zu wollen. Doch es sind nicht nur die national und internationalen bekannten Sportler aus dem Achental, auf die das Dorf mit Recht stolz ist. Es sind vielmehr auch immer wieder Persönlichkeiten wie der schon legendäre „Streichinger“ Franz Strohmayer, dessen Rekordmarke als Skispringer auf der einstigen Sprungschanze in Schleching nach den Worten von Fritz Irlacher noch heute unerreicht ist. Und der sich als ausgezeichneter Skifahrer und einzigartiger Charakter einen festen Platz in der Geschichte des Skisports der Region dauerhaft gesichert hat.

 

Fritz Irlacher: „Wer kann sich heute noch vorstellen, dass zum Torlauf bei der Deutschen Meisterschaft 1953 am Langschwendt
über 10.000 Besucher kamen? Und dass 1969 und 1984 alle Augen auf die Deutschen Alpinen Meisterschaften gerichtet waren, die auf der Geigelsteinabfahrrt ausgerichtet wurden?“ Die Mitglieder des Skiclubs und die gesamte Dorfbevölkerung seien damals auf den Beinen gewesen, um diese großen Skifeste auszurichten. Dennoch sei es aus heutiger Sicht ein Glücksfall in der Geschichte des Dorfes gewesen, dass die Pläne zum Bau einer Skischaukel am Widerstand der Bevölkerung gescheitert und stattdessen mit dem Naturschutzgebiet Geigelstein ein einzigartiger Ort gesichert worden sei, der heute weit über die Grenzen Bayerns hinaus als sichtbares Zeichen für gelebten Naturschutz von Bedeutung sei.

 

Hannes Prasser erinnerte an die Bedeutung des Wintersports als wichtigen Wirtschaftsfaktor für Schleching. „Es gab Jahre, da wurden während der Wintermonate fast an jedem Wochenende Skirennen ausgerichtet. Neben nationalen und internationalen Wettbewerben wurden die Bedingungen am Geigelstein besonders von Unternehmen und Organisationen wie zum Beispiel der AOK Bayern geschätzt, die dort über viele Jahre ihre Skirennen ausgerichtet haben. Der Winter war Hochsaison für unsere Hotels, Pensionen und Privatvermieter sowie die Gaststätten am Ort und für den Einzelhandel – sie alle haben vom Wintersport profitiert. Und der Skiclub hat über die Einnahmen wichtige Einrichtungen zur Pflege der Pisten und für die professionelle Zeitnahme bei Skirennen finanzieren können.“ Hannes Prasser nutzte die Gelegenheit, um für die dringend notwendige Unterstützung des Skiclubs bei der Förderung des Nachwuchses zu werben. Der Mitgliedsbeitrag allein reiche nicht aus, um den Skisport schon bei den Jüngsten auch als soziale Plattform und Treffpunkt zu verankern, so der Ehrenvorsitzende des Skiclubs. „Wem unsere Jugend am Herzen liegt, der sollte den Skisport unterstützen“, so Hannes Prasser.

 

Rupert Loidl kündigte an, dass die Reihe der Vorträge über die Geschichte des Dorfes fortgesetzt wird. „Es sollte uns allen ein wichtiges Anliegen sein, das Bewusstsein für unser Leben als Bergsteigerdorf, die Tradition sowie die daraus erwachsene Verantwortung für die Zukunft unserer Heimat zu pflegen und der kommenden Generation zu vermitteln! Und wir sind in der beneidenswerten Lage, Zeitzeugen unter uns zu wissen, die aus erster Hand erzählen können.“

(thw)