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Verliebte Tiere: Auch Mücken haben Schmetterlinge im Bauch

Panorama / Lesedauer: 5 min

Sie fliegen aufeinander oder haben sich zum Fressen gern: Was Tiere alles tun, um beim Traummännchen oder weibchen zu landen.
Veröffentlicht:11.02.2024, 10:00

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s ist wieder so weit, der Valentinstag naht, traditionell der Tag der Verliebten. Dass der 14. Februar in diesem Jahr mit dem Aschermittwoch zusammenfällt, kann echtes Liebesglück wohl kaum trüben. Aber nicht nur Menschen verlieben sich, auch im Tierreich gibt es allerlei Getändel und sogar Freudensprünge.

Mücken summen im Duett: Wenn Mücken sich mögen, schlagen nicht nur ihre Herzen höher, sondern auch ihre Flügel schneller. Normalerweise fliegen männliche Ägyptische Tigermücken (Aedes aegypti) mit einer Flügelschlagfrequenz von 600 Hertz in der Gegend herum. Das sind immerhin 600 Flügelschläge pro Sekunde - und somit schon eine ganze Menge. Da ist es vielleicht auch kein Wunder, dass wir Menschen diesen schnellen Flügelschlag als Summen wahrnehmen, das typische nervige Mückensummen eben. Die weiblichen Tiere begnügen sich in der Regel mit einer Frequenz von 400 Hertz, was immer noch beachtlich ist.

Spannend wird es nun, wenn sich ein männliches und ein weibliches Tier begegnen. Mögen die beiden sich nämlich und ziehen eine Paarung in Erwägung, passen sie ihren Flügelschlag einander an. Ein Forscherteam um die Insektenkundlerin Lauren J. Cator, die heute am Imperial College in London lehrt, fand heraus, dass beide Tiere ihre Flügelschlagfrequenz dann signifikant erhöhen und zwar auf im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende und ohrenbetäubende 1200 Hertz.

Skorpione tanzen: Bei den Skorpionen kann es vorkommen, dass die weiblichen Tiere die männlichen zum Fressen gernhaben und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Ein potenzieller Liebhaber tut also gut daran, sich deutlich als solcher zu erkennen zu geben. Je nach Art kommen die achtbeinigen Romeos dabei auf ganz unterschiedliche Ideen. Manche knabbern vorsichtig an den Scheren ihrer Auserwählten herum, andere beginnen, mit ihrem Körper zu vibrieren.

Vor allem aber setzen sie auf das richtige Parfüm, sprich: Pheromone. Mithilfe der Duftstoffe lassen sich nicht nur die verschiedenen Geschlechter feststellen, sondern auch trächtige von nicht trächtigen Tieren unterscheiden. Sind die Fronten erst einmal geklärt, beginnen die Skorpione ihren Paarungstanz, die sogenannte Promenade à deux. Dabei fasst der männliche Tänzer seine Herzensdame an den Scheren und so tanzen die beiden einige Minuten bis zu mehrere Stunden lang. Danach ist dann aber auch wieder gut und die Tiere trennen sich oft sehr schnell wieder voneinander.

Fische springen vor Freude aus dem Wasser: In Südamerika leben bis zu acht Zentimeter kleine Fischchen im Amazonas, die auf den Namen Spritzsalmler (Copella arnoldi) hören. Dieser Name kommt nicht von ungefähr, denn wenn sich diese Fische zu einem Paar zusammengefunden haben, verlassen sie vor lauter Freude kurzerhand das Wasser, zumindest für einen kleinen Moment. Die Tiere springen dann gemeinsam Seite an Seite aus dem Wasser heraus und heften sich an Blätter und Pflanzenteile an, die sich knapp über der Wasseroberfläche befinden. Dort werden dann die Eier abgelegt. Danach lassen sich beide Tiere wieder ins Wasser fallen. Nun haben sie allerdings ein Problem, denn die Fischeier würden außerhalb des Wassers ja unweigerlich austrocknen. Die kleinen Fischchen wissen sich aber zu helfen. Die männlichen Tiere bespritzen die Eier von nun an - daher auch der Name - kontinuierlich mit Wasser, sodass diese nicht austrocknen können. Wenn die Babyfischchen später schlüpfen, fallen sie einfach ins Wasser und können sich dort dann so wohlfühlen wie der sprichwörtliche Fisch im Wasser.

Seidenspinnerschmetterlinge können sich gut riechen: Seidenspinnerschmetterlinge (Bombyx mori) können sich besonders gut riechen. Die männlichen Tiere haben große und weit aufgefächerte Antennen, auf denen die sogenannten Riechsensillen sitzen, mit deren Hilfe sie den Duft der weiblichen Tiere (Bombykol) über viele Kilometer Entfernung hinweg registrieren können. Der Geruchssinn der Männchen ist derart leistungsfähig, dass die Tiere damit in der Lage sind, ein einziges Duftmolekül wahrzunehmen. Ab einer bestimmten Konzentration der Bombykol-Moleküle gibt es für die männlichen Schmetterlinge dann kein Halten mehr und die Falter auf Freiersflügeln schwingen sich in die Luft, um ihre große Liebe zu treffen. Da sich der Duft der weiblichen Tiere mit dem Wind verbreitet, müssen sie jetzt nur noch in die Richtung fliegen, aus der der Wind bläst und die Duftkonzentration beständig zunimmt.

Weißkopfseeadler „fallen in Liebe“: Wenn Weißkopfseeadler (Haliaeetus leucocephalus) verliebt sind, ist am Himmel die Hölle los. Die großen imposanten Vögel, die eine Flügelspannweite von bis zu 2,5 Metern erreichen können, fliegen dann nämlich aufeinander - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Die einzigartige Flugshow, die die Tiere zu bieten haben, beinhaltet alles, was man sich nur wünschen kann, angefangen bei spektakulären Sturzflügen, über spannende Verfolgungsjagden bis hin zu einer außergewöhnlichen Flugfigur, die man vielleicht am besten als „Falling in Love“ bezeichnen könnte.

Ornithologen sprechen allerdings lieber vom „Cartwheel“. Dazu fliegen beide Tiere in eine größere Höhe und ergreifen dort jeweils die Klauen des Partners. Nun lassen sich die riesigen Vögel fallen, während sie sich weiterhin an den Klauen halten, und schlagen dabei auf ihrem Sinkflug ein Rad und einen Looping nach dem anderen. Kurz bevor sie auf den Boden stürzen, lockern sie ihren Griff wieder und können sich so voneinander lösen. Höhenangst dürfen verliebte Weißkopfseeadler also wirklich nicht haben.

Dungfliegen setzen auf Speed-Dating: Frühlingsgefühle verbinden wir ja gemeinhin mit herrlich duftenden Blumen und jeder Menge Sonnenschein. Beides ist Dungfliegen ein Graus. Sie mögen es lieber, sagen wir mal, herzhafter. Frische Kuhfladen sind bei ihnen die allererste Wahl, wenn es um die Partnersuche geht. Anrüchig ist das auf keinen Fall, denn die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Doch mit den Frühlingsgefühlen ist das so eine Sache, denn Dungfliegen haben es bei der Partnersuche alles andere als leicht. Probleme gibt es nämlich gleich haufenweise. Das wohl größte ist die Sonne, die die „Ressource“, wie Wissenschaftler den Kuhfladen lieber nennen, mit der Zeit austrocknet. Die Eiablage wird so erschwert und auch die „Ressource“ selbst verliert relativ zügig ihren anziehenden und unwiderstehlichen Duft. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass sich beide Partner nicht lange bitten lassen, wenn sie sich dann erst einmal gefunden haben. Ganz im Gegenteil sogar sind sie darauf bedacht, ihre Gene an möglichst viele Partner weiterzugeben. Dungfliegen können ja so unromantisch sein.