An die Geschichte dreier Burgen erinnert eine Postkarte aus dem Ersten Weltkrieg – wenn auch die stolzen Sprüche irreführen. Foto: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Eine Postkarte aus dem Ersten Weltkrieg bildet die einst stolzen Wohnstätten eines Adelsgeschlechts, das auch in Horb Spuren hinterließ

Schömberg-Schörzingen. Das weiß-rote Horber Wappen der Grafen von Hohenberg ist den meisten Horbern bekannt. Auf Postkarten des Ersten Weltkriegs spielte die Familiengeschichte derer von Hohenberg eine besondere Rolle. Über die Wehrhaftigkeit ihrer Burgen wurden Lügen in die Welt gesetzt.

Im Herbst 1914 gab es in der österreichischen Reichshälfte der Habsburgermonarchie Kriegshilfeorganisationen, die sich den Erlös aus dem Verkauf von Postkarten, Gedenkmünzen oder Andenken teilten, um Soldaten zu unterstützen. Heinrich Raible vom Horber Kultur- und Museumsverein hat jüngst solch eine Postkarte erworben, weil ihm das hohenbergische Wappen ins Auge stach. Die damalige Kriegspropaganda versuchte im ersten Kriegsjahr mittels der Genealogie der Grafen von Hohenberg die "deutsche Treue" heraufzubeschwören.

"Wohl ist’s um eine Burg bestellt, wo deutsche Treue Schildwacht hält." Schon der von zwei eisernen Kreuzen umrahmte heroische Titel der Postkarte, die in den Kriegsjahren 1914/15 mit der Nummer 570 verkauft wurde, erwiest sich als Geschichtsklitterung, denn um alle drei abgebildeten Burgen war es alles andere als wohl bestellt, wie Recherchen von Raible ergeben haben. "Sie wurden nämlich im Verlaufe ihrer Geschichte entweder kampflos aufgegeben, gebrochen oder gar gänzlich in Schutt und Asche gelegt."

Als Erste erwischte es die Habsburg

Als Erste erwischte es 1415 die im Aargau gelegene Habsburg, die Stammburg jenes Geschlechts, das mit kurzer Unterbrechung über Jahrhunderte hinweg die Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation stellte. Nachdem die Habsburger 1308 per Verwandtenmord zunächst der deutschen Königskrone verlustig gegangen waren, entluden sich die latenten Spannungen zwischen dem deutschen König Sigismund von Luxemburg und dem österreichischen Herzog Friedrich IV. im März 1415 beim Konzil von Konstanz, als Friedrich dem Gegenpapst Johannes XXIII. zur Flucht verhalf. Sigismund forderte daraufhin die Eidgenossen auf, im Namen des Reichs die habsburgischen Gebiete zu erobern, woraufhin das eidgenössische Bern rasch den westlichen Teil des Aargaus einnahm. Angesichts der aussichtslosen Lage kapitulierte der damalige Burgherr Henmann von Wohlen Ende April 1415 kampflos. Der habsburgische Ministeriale erkannte, um seinen Besitzstand zu wahren, die neuen Landesherren aus Bern an und den Habsburgern ging damit ihre Stammburg endgültig verloren. Seit 1804 ist die Habsburg im Besitz des Kantons Aargau, der den Palas an einen Gastronomiebetrieb verpachtet hat.

Als Nächste erwischte es die Burg Hohenzollern, die Stammburg des ehemals regierenden deutschen Kaiserhauses der Hohenzollern. Sie wurde 1423 nach fast einjähriger Belagerung durch den Bund der schwäbischen Reichsstädte mit württembergischer und österreichisch-hohenbergischer Unterstützung erobert und vollständig zerstört, nachdem Graf Friedrich XII., genannt der Öttinger, im Bruderzwist um den zollerischen Nachlass nicht nur die Reichsstadt Rottweil mit Fehde überzogen hatte.

Die zweite Burg auf dem Zollerberg wurde im Dreißigjährigen Krieg, obwohl sie ab 1454 zur starken Festung ausgebaut worden war, mit schwedischer Unterstützung von den Württembergern erobert und vorübergehend okkupiert.

Nach dem Abzug des letzten österreichischen Soldaten verfiel die Burg Hohenzollern und war Anfang des 19. Jahrhunderts schließlich eine Ruine. Der Gedanke an einen Wiederaufbau der Burg kam dem damaligen Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, als er 1819 auf einer Italienreise auch die Wurzeln seiner Herkunft kennenlernen wollte und den Berg bestieg. Die preußische Festung fiel 1866 im Deutsch-Deutschen Krieg gar für sechs Wochen noch einmal in württembergische Hände, als die mit Österreich verbündeten Truppen aus Stuttgart die Burg besetzten und sie zu Ehren ihrer Königin in "Olga-Burg" umbenannten. Nachdem sich der Schlossbau seit 1850 mühsam dahingeschleppt hatte, wurde die Burg Hohenzollern 1867 unter König Wilhelm I. von Preußen vollendet und eingeweiht. Ihre Erbauer hatten hier im neogotischen Stil nach den Vorstellungen der Ritterromantik den Traum einer deutschen Idealburg verwirklicht.

Als dritte Burg im Bunde wurde schließlich die Burg Hohenberg, der Stammsitz jenes schwäbischen Hochadelsgeschlechts, das das deutsche Kaiserhaus mit dem Haus Österreich verband, 1449 dem Erdboden gleichgemacht. Die auf dem Oberhohenberg bei Schömberg-Schörzingen gelegene Burg war 1381 durch Kauf mit der gesamten Grafschaft in österreichische Hände gelangt und wurde von den stets geldbedürftigen Habsburgern bald darauf verpfändet. Der Pfandinhaber Jost von Hornstein zählte zu den Städtefeinden, hatte wegen einer Abweisung der freien Reichsstadt Rottweil die Fehde angesagt und war plündernd in ihr Stadtgebiet eingefallen. Mit zahlreicher Mannschaft und Belagerungswerkzeug versehen, zogen die Rottweiler vor die nahe gelegene Feste Hohenberg, die nur eine kleine Besatzung von etwa 20 Mann besaß. Das Heer der Belagerer errichtete an geeigneter Stelle einen hölzernen Turm. Mit dessen Hilfe eroberten sie die Burg nach sechzehnstündiger Beschießung und zerstörten sie am folgenden Tag von Grund auf. Bis auf einen Mann, der entkommen konnte, wurde die ganze Besatzung niedergemacht.

Am Fuße des Oberhohenbergs lag das Städtchen Hohenberg, das etwa 100 Jahre nach Zerstörung der gleichnamigen Burg unterging. Was vom Mobiliar von Wert war, nahmen die Rottweiler als Kriegsbeute mit, unter anderem eine große Kanone, die sogenannte Hohenberger Liesel. Heute ist von der Burg Hohenberg bis auf zwei bergseitige Gräben kaum noch etwas zu erkennen.