Am Hang bei der Neuapostolischen Kirche in der Isenburger Straße soll das Wohnprojekt „Ziegelgärten“ entstehen. Foto: Schülke

Auf relativ wenig Gelände am Hang sollen moderne Mehrfamilienhäuser entstehen: Viel Wohnraum, wenig Flächenverbrauch. Doch der Investor ist angesichts der „Ratschläge“ des Gestaltungsbeirats nicht mehr so sicher, ob er es noch verwirklichen kann.

Der Gestaltungsbeirat der Stadt Horb unter Vorsitz von Mathias Hähnig (Tübingen) hat sich am Freitag drei aktuell anstehende Bauprojekte genau angesehen.

Darunter war auch das Projekt „Ziegelgärten“ von Bauherr Daniel Wochner, der dort auf 15.340 Quadratmeter Grund den Neubau mehrerer terrassenförmig angelegten Mehrfamilienhäuser samt Tiefgarage plant.

Wo wird gebaut?

Für diese exponierte Hanglage, direkt auf der gegenüberliegenden Rückseite des Horber Bahnhofs und an der Isenburger Straße gelegen, gibt es bereits einen gefassten Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan, so dass von rechtlicher Seite aus keine Bedenken bestehen. „Ein entsprechender Aufstellungsbeschluss ist bereits gefasst, der auch die Option eröffnet, den Flächennutzungsplan in eine wohnbauliche Nutzungsart zu ändern“ war in der Sitzungsunterlage zu lesen.

Was wird gebaut?

Zuversichtlich und überzeugt ging Wochner deshalb in seine Präsentation, bei der er bewusst auf ein 3D-Modell verzichtete und nur sehr neutral angelegte Folien präsentierte.

Er erläuterte die bisherige Grobplanung und hob hervor, dass die Topographie des Geländes weiter genutzt werden soll. Dies gilt auch für die Nutzung vorhandener Wege. Er ging auf die sehr großen Kubaturen der Gebäude in der näheren Umgebung ein und vertrat die Meinung, dass es daher sinnhaft sei, die geplanten Terrassen-Häuser in der entsprechenden Größe anzulegen.

Wie soll es aussehen?

In seiner Idealvorstellung sollen vier Mehrfamilienhäuser in der ersten Reihe zur Isenburger Straße hin entstehen, dann soll eine Zufahrtsstraße mit Wendehammer kommen, und dahinter weitere fünf Mehrfamilienhäuser und vier Doppelhäuser. Insgesamt soll hier mehr als 10.000 Quadratmeter Wohnfläche entstehen.

Gremiumsmitglied und Landschaftsarchitekt Dieter Pfrommer stellte nach der Präsentation fest: „Das ist kein schlechter Vorschlag, den Sie uns da zeigen. Viel Möglichkeiten haben Sie dort ja nicht.“

Wie könnte es noch besser werden?

Pfrommer wertete auch den Abstand zur Isenburger Straße von zehn Meter als angemessen. Pfrommer macht aber auch auf die Gefahr von Starkregen bei dem Hang aufmerksam. „Da können Sie schnell absaufen oder der Regen läuft Ihnen bei der derzeitigen Planung durchs Wohnzimmer.“ Wochner: „Dieses Thema ist in Diskussion. Hier fehlen noch ein paar Rückmeldungen.“

In diesem Zusammenhang kam auch die Forderung das Gelände besser zu modellieren. Die Häuser nicht so dicht zusammenstellen und größere, punktartige Gebäude zu bauen, schien den Experten sinnvoller. „Kann man nicht aus drei Geschossen in die Tiefe das Ganze etwas kompakter machen?“, fragte Gremiumsmitglied Leonhard Schenk, und seine Kollegin Ute Michaelsen ergänzte, dass dies auch für die Besonnung besser wäre, und alle Anwohner hätten den optimalen Blick auf die sehenswerte Horber Stadtsilhouette. „Die Aussichtslage auf die Altstadt ist eine Besonderheit. Ein ganz wichtiger Punkt, doch die Typologie der Terrassenhäuser passen da nicht dazu. Punktartige Häuser würden mehr Qualität bringen“, so die Stuttgarter Architektin.

Wie wirkt sich das Thema „Stadteingang Süd“ aus?

Mathias Hähnig, der nach dieser ersten Runde vor dem Expertengremium positive Tendenzen erkennen konnte, stellte in seiner Zusammenfassung jedoch fest, dass man hier eine besondere Situation habe. „Das Projekt ,Ziegelgärten’ läuft parallel zum Wettbewerb ,Stadteingang Süd’, der erst im Oktober 2023 durch das Preisgericht entschieden werden soll. „Die Erkenntnisse des Wettbewerbs werden hier einfließen, denn Ihr Projekt ist nicht der Stadteingang Süd“, machte er deutlich.

Warum ist der Bauträger konsterniert?

Bauträger Wochner reagierte auf die Vorschläge konsterniert. „Jetzt wird wieder alles auf einen Haufen geschmissen. Eigentlich war vorgesehen, dass man diesen Teil der Stadtentwicklung separat betrachtet“, schimpfte er und betonte, dass eine erhebliche zeitliche Verzögerung, das ganze Projekt in Frage stellen würde. Häring konterte, dass der Zeithorizont gegeben ist, und dass man die Vorhaben sehr wohl kombinieren kann.

Auch Bauamtsleiter Peter Klein sah die Sache recht entspannt. „In der städtebaulichen Mehrbeauftragung sehe ich keine Verzögerung und der Gemeinderat wird vor Oktober keine Beschlüsse zu diesem Vorgang fassen“.

Und Daniel Wochner lernte an diesem Nachmittag, dass der Gestaltungsbeirat seine eigene Vorstellung von Projektumsetzungen hat, und durfte sich in die Reihe einiger nicht ganz glücklichen Bauentwickler einreihen, obwohl er nichts andres als Hinweise und Anregungen erhalten hatte.