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Peitschenschlag im Kopf ist ein Alarmsignal

Plötzliche starke Schmerzen können auf einen "blutigen Schlaganfall" oder auf eine Hirnhautentzündung hinweisen.

Peitschenschlag im Kopf ist ein Alarmsignal
Peitschenschlag im Kopf ist ein Alarmsignal


Der Leiter der Universitätsklinik für Neurologie, Eugen Trinka, ist am Dienstag, 7. Mai, Gast in der SN-Reihe "Meine Gesundheit". Er betont, dass Kopfschmerzen auf akute Erkrankungen hinweisen können.

SN: Herr Professor Trinka, worauf deuten Kopfschmerzen hin? Was ist zu beachten und wann ist unbedingt ein Arzt zu konsultieren?

Trinka: Es gibt zwei große Gruppen von Kopfschmerzen. Das eine sind primäre Kopfschmerzsyndrome. Das sind Krankheiten, die sich vorwiegend durch eine bestimmte Art von Kopfschmerzen äußern: Migräne, Spannungskopfschmerzen und andere.

Das zweite sind die sekundären Kopfschmerzen, die durch eine Krankheit ausgelöst werden. Das kann eine harmlose Erkrankung sein, aber auch eine schwerwiegende neurologische Erkrankung.

Für den Patienten sind diese zwei Arten von Kopfschmerzen oft schwer zu unterscheiden. Ein Anhaltspunkt ist: Wenn ein Kopfschmerz plötzlich auftritt, peitschenschlagartig, wie ein Donner, der auf einmal da ist, dann muss er dringend abgeklärt werden. Denn da kann eine schwere neurologische Erkrankung dahinterstecken.

SN: Was kann der Auslöser sein? Und wie rasch muss ich reagieren, reden wir da von Stunden oder
von Tagen?

Trinka: Es kann sich um eine Gehirnblutung handeln, ein Gefäß an den Hirnhäuten, das geplatzt ist. Dadurch ergießt sich Blut rund um das Gehirn und das löst diese heftigen, peitschenschlagartigen Kopfschmerzen aus.

Da geht es dann maximal um Stunden. Man kann zunächst ein wenig zuwarten, man muss aber auf die Charakteristik achten. Wenn ich mir sage: Einen solchen Kopfschmerz habe ich noch nie gehabt, der ist so heftig, wie ich es noch nie erlebt habe, ich habe exakt die Sekunde noch in Erinnerung, in der dieser Kopfschmerz aufgetreten ist - wenn diese drei Alarmzeichen da sind, dann darf man nicht lang warten.

SN: Ist das ein beginnender Schlaganfall?

Trinka: Ja, diese Blutung im Bereich der Hirnhäute ist eine Art des Schlaganfalls. Weil das so plötzlich auftritt, nennt man es einen "blutigen Schlaganfall". Etwa zehn Prozent der Schlaganfälle beruhen auf solchen akuten Blutungen. Sie sind bei jüngeren Menschen wahrscheinlicher als bei älteren.

SN: Gibt es noch andere Krankheitsursachen für plötzliche sekundäre Kopfschmerzen?

Trinka: Es gibt diese sekundären Kopfschmerzen auch in Verbindung mit hoch fieberhaften Infekten, verbunden mit Nackensteifigkeit. Das kann Ausdruck einer Gehirnhautentzündung sein oder einer Hirnentzündung.

Besonders bösartige Erreger sind Meningokokken. Die können übertragen werden in Klöstern, beim Bundesheer, in Schulen, bei Skikursen, in Studentenheimen. Die Übertragung geschieht durch Tröpfcheninfektion. Es kommt anfangs zu einer leichten Rachenentzündung, und dann gehen diese Erreger rasch auf die Hirnhäute. Sie lösen dort eine massive, eitrige Entzündung aus, die sogenannte eitrige Meningitis.

Das ist ein absoluter Notfall, da kommt es auf Stunden an. Wenn jemand mit akuten Kopfschmerzen ins Krankenhaus kommt und diese verbunden sind mit einem allgemeinen Krankheitsgefühl - hohes Fieber, grippaler Infekt, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit - dann ist die allererste Frage, ob es sich um eine Meningitis handelt oder ob man die ausschließen kann.

SN: Wenn es Meningokokken
sind, was ist zu tun?

Trinka: Alle Menschen im Umfeld, die "kissing mouth"-Kontakte mit der betreffenden Person gehabt haben, müssen eine Prophylaxe nehmen. Für ein mögliche Ansteckung gilt die Regel: Mit ein Mal Küssen ist die gleich große Ansteckungsgefahr verbunden, wie wenn ich vier Stunden mit der erkrankten Person im Raum sitze.

Bei Reisen in epidemische Gebiete, besonders südlich der Sahara, wird eine Meningokokken-Impfung empfohlen.

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