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Kenia: Gewissenhaft reisen

Safari mit Mehrwert. Gäste von Luxusresorts im Busch unterstützen soziale Projekte und den Erhalt des Wildtierbestands.

Kleine Pause im Schatten beim Game Drive.
Kleine Pause im Schatten beim Game Drive.
Gastgeber mit einer Mission: Richard Corcoran.
Gastgeber mit einer Mission: Richard Corcoran.
Ausfahrt nahe der Instinct of the Mara Lodge.
Ausfahrt nahe der Instinct of the Mara Lodge.
Wohnen in der Natur in der Kipalo Hills Lodge.
Wohnen in der Natur in der Kipalo Hills Lodge.
Himmlische Nachtruhe in der Sunbird Lodge.
Himmlische Nachtruhe in der Sunbird Lodge.
Treffpunkt Wasserloch: Besucher kommen den Elefanten ganz nah.
Treffpunkt Wasserloch: Besucher kommen den Elefanten ganz nah.
Langhälse der Savanne: Giraffenpaar.
Langhälse der Savanne: Giraffenpaar.

Das Trampeln der Hufe lässt den Boden erzittern. Aufgewirbelter Staub hüllt die riesige Gnu-Herde in eine dichte Wolke. Eilig durchschwimmen die Tiere im Verbund den Fluss und drängen sich am gegenüberliegenden Ufer die Böschung hinauf. Die Hektik ist begründet. Am Rand dieser Wanderung spielt sich ein Naturdrama ab. Ein Topi, ein entfernter Verwandter der Gnus, ist am Rand der Prozession mitgeschwommen und wird jetzt von einem Krokodil attackiert. Wie in einem Schraubstock hält das Reptil die Schnauze des grazilen Paarhufers zwischen seinen Zähnen fest. Doch mit aller Kraft und einem heftigen Sprung kann sich das Topi losreißen, ans Ufer retten und die Flucht ergreifen.

Ein Wildtierkrimi in Echtzeit mit Happy End in der kenianischen Masai Mara. Und ein Glücksfall für die Teilnehmer der Safari. Am selben Abend sitzen sie in der Instinct of the Mara Lodge beim mehrgängigen Menü, ehe sie im Bett der unerwartet wohnlichen Zeltunterkunft einschlummern. Die vielen Fotos von der abenteuerlichen Ausfahrt, bei der Löwen, Leoparden und auch Nashörner gesichtet wurden, sind dank WLAN schon bei den Liebsten daheim gelandet.

Frühstück mit Kilimandscharo-Blick

Luxusleben in der abgeschiedenen Wildnis - für Richard Corcoran, den Gründer von Secluded Africa, ist das kein Widerspruch. Vielmehr sieht der 58 Jahre alte Einheimische - "ich bin stolzer, patriotischer Kenianer" - in seinem Wirken nur Symbiosen: "Glückliche Kunden, glückliche Tiere, glückliche Einheimische." Das Wohlbefinden der Kunden beginnt damit, dass sie in einigen der fünf über das ganze Land verteilten Lodges keinen Zimmerschlüssel brauchen. Die Zelte mit Bad und WC stehen weitläufig verteilt auf dem Gelände. Zum Aufwachen gibt es eine atemberaubende Aussicht und auf Wunsch den Frühstückskaffee direkt an den Eingang. In der Kipalo Lodge im Tsavo-West-Nationalpark gleitet der Blick vom Pool zum Horizont mit der Silhouette des Kilimandscharo. Oder in der eineinhalb Stunden von Nairobi gelegenen Sunbird Lodge auf die Flamingos, die über den Lake Elementaita schweben. Auch der Hausherr im Reich der bunten Vögel ist früher einmal geschwebt: Der Vorarlberger Othmar Pircher entdeckte das feine Plätzchen beim Ballonfahren. Heute ist der frühere Lebensmittelhändler ein Geschäftspartner von Richard Corcoran und lebt je zur Hälfte in Kenia und in Österreich.

Die Natur als Trumpf

"Secluded Africa soll kein Massenprodukt werden", erklärt Richard. Pro Touristenübernachtung wandern 50 Euro in den Topf, mit dem er sein eigentliches Ziel erreichen möchte: "Wir wollen besondere Plätze erhalten." So wie jenen höchst gefährdeten im Tana River Delta etwa, wo ein kanadisches Unternehmen im großen Stil Biodiesel erzeugen wollte. Den Kampf hat Richard gewonnen, ebenso wie jenen gegen die Pläne der kenianischen Regierung, die Masai Mara in landwirtschaftliche Zonen zu zerstückeln. "Die Natur ist nicht unser Feind, sie ist unser großer Trumpf", predigte er den Einheimischen, auch wenn diese mitunter anderer Meinung sind, weil gelegentlich ein Löwe die einzige Kuh eines Bauern reißt.

Glückliche Tiere im Sinne von Richard Corcoran sind die Löwen sicher, falls behäbiges Herumliegen unter schattigen Bäumen der Inbegriff von Löwenglück ist. Bis auf wenige Meter fahren die Safarifahrzeuge an die Tiere heran. Sie aufzuspüren, das ist wie auch bei anderen Wildtieren die Aufgabe der "Spotter": Einheimische, die auf dem Beifahrersitz Ausschau halten und eine Art sechsten Sinn für die Aufenthaltsorte von Löwe, Leopard und Co. zu besitzen scheinen. Mag das Gebiet auch riesengroß sein - die Masai Mara hat eine Ausdehnung wie der Flachgau und der Tennengau zusammen -, die Spotter finden den einen Baum, unter dem gerade ein Löwe schlummert.

Aus Wilderern werden Imker

Mahlzeiten im Freien sind Bestandteil der Wildtier-Beobachtungstouren, es darf auch ein gepflegter Sundowner in der Lodge sein. Bei einem Glas Wein erklärt Richard Corcoran dann, wie er Symbiosen und Nachhaltigkeit auch in der Wildererproblematik einsetzt. "Auf Wilderei stehen in Kenia Gefängnisstrafen von bis zu sechs Jahren." Verständlich, dass die von seinen Rangern ertappten Übeltäter gerne Richards Resozialisierungsprogramm annehmen: "Wir bilden sie als Imker aus, geben ihnen ein Starterkit und kaufen dann einen Teil ihres produzierten Honigs", sagt der Unternehmer. Und weil Elefanten keine Bienen mögen, sind die fleißigen Insekten auch die effizientesten Wächter von Zäunen, die sonst häufig niedergetrampelt werden. Was wiederum viel Holz für permanente Erneuerung der Pfosten einspart. "Eine Win-win-win-win-Situation", sagt er und lächelt zufrieden.

Höchst willkommen sind die Elefanten an einem der zentralen Wasserlöcher im Tsavo-West-Nationalpark, wo eines Sonntagmorgens rund 40 von ihnen zur Freude der fotografierenden Besucher ihren Durst stillen. Das Wasser kam per Traktor und Tankanhänger - es hat in der Region fast zwei Jahre lang nicht geregnet.

Stromlose Nähmaschine, hypermoderner Bahnhof

"Wir möchten die Welt ein Stück besser hinterlassen, als wir sie vorgefunden haben", erklärt Richard seine Motivation. Ist es nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein, was er tut? "Wenn du glaubst, du bist zu klein, um etwas zu bewirken, hast du noch nie eine Nacht mit einem Moskito verbracht", sagt er und lacht schallend.

Belege dafür kann er in jeder Lodge vorweisen. So werden Teile der Dienstbekleidung, Polster oder andere Textilien von einer Schneiderin gefertigt, in deren Ausbildung und Ausrüstung Secluded Africa investiert hat. Die Nähmaschine wurde in Indien beschafft. Nur dort werden noch Exemplare ohne Stromantrieb hergestellt, die auch in einem abgelegenen Dorf ohne elektrischen Strom funktionieren.

Wie krass die Gegensätze in Kenia sein können, demonstriert das Städtchen Voi am Rand des Tsavo-West-Nationalparks. Gleich neben Blechhütten thront der hypermoderne Bahnhof der Strecke Nairobi-Mombasa. Geld aus China macht vieles möglich beim Ausbau der Infrastruktur. Aber Kenia schafft vieles auch aus eigener Kraft. In den Städten zieht sich die Reihe der winzigen Läden am Straßenrand oft kilometerlang. Auf fast jedem Geschäft ist der Schriftzug "M-Pesa" zu lesen. Dieses bargeldlose Geldtransfersystem funktioniert mithilfe von Mobiltelefonen und der Einzelhändler, die als Agenten fungieren - ideal für ein Land, in dem nur wenige Menschen ein Bankkonto besitzen.

Entspannen bei einem Salzburger in Kenia

Die Eindrücke vom Wildleben im Landesinneren wirken noch nach, wenn die Safarifans im Cardamom House etwas außerhalb von Mombasa entspannen. In der jüngsten Unterkunft von Secluded Africa gibt es statt tierischer Nachbarn zwangloses Entspannen. Die Anlage mit mehreren Gebäuden im Swahili-Stil besitzt kein einziges Glasfenster. Bei offenen Fensterläden streicht immer eine angenehme Brise vom Ozean durch die neun Suiten. Als herzliche Gastgeber fungieren der gebürtige Salzburger Mario Enzesberger und seine südafrikanische Gattin Gill, die mit ihrem Sohn hier ihren Lebensmittelpunkt gefunden haben.

Ein kühler Drink beim Sonnenuntergang mit Blick hinaus aufs Meer von der Dachterrasse des Cardamom House aus, das kommt der Vorstellung vom Paradies sehr nah - und das im beruhigenden Bewusstsein, ganz nebenbei ein bisschen zum Erhalt des Paradieses für Wildtiere beigetragen zu haben.

INFORMATION

Buchen
Secluded Africa ist in guten Reisebüros buchbar, unter anderem in Raiffeisen-Reisebüros und bei Geo Reisen. www.raiffeisen-reisen.at, www.georeisen.com
Programm
Die Lodges von Secluded Africa befinden sich an ausgewählten Orten in Kenia fernab der Touristenmassen, mit Pirschfahrten oder Buschwanderungen je nach Wunsch. secludedafrica.com
Anreise
Flug Wien-Nairobi via Dubai mit Emirates, www.emirates. com; mit Egypt Air via Kairo, mit Ethiopian via Addis.
Wissenswertes

Das Visum kann online beantragt werden, Info zu empfehlenswerten Impfungen gibt's bei Tropeninstituten.

www.magicalkenya.com

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