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Aus dem Leben des Hochzeitsladers

Seit 43 Jahren ist Hans Strobl Hochzeitslader. 400 Paare hat er getraut - und so manches erlebt.

Hans Strobl hat schon manches erlebt – in seinen 38 Jahren als Hochzeitslader in Salzburg. Davon zeugt auch sein reich behängter Stock. Denn jedes Brautpaar überreicht „seinem“ Hochzeitslader ein Stoffband mit Namen und Datum, das an die Feier erinnert.
Hans Strobl hat schon manches erlebt – in seinen 38 Jahren als Hochzeitslader in Salzburg. Davon zeugt auch sein reich behängter Stock. Denn jedes Brautpaar überreicht „seinem“ Hochzeitslader ein Stoffband mit Namen und Datum, das an die Feier erinnert.
Die Stoffbänder auf den Stöcken sind Andenken der einzelnen Brautpaare. Franz Taferner
Die Stoffbänder auf den Stöcken sind Andenken der einzelnen Brautpaare. Franz Taferner
Sebastian Berger und Josef Buchsteiner sind seit 50 Jahren Hochzeitslader – im Bild mit Christl Buchner.
Sebastian Berger und Josef Buchsteiner sind seit 50 Jahren Hochzeitslader – im Bild mit Christl Buchner.
Adam Grundner aus Saalfelden.
Adam Grundner aus Saalfelden.

"Ja, immer mehr Brautpaare greifen auf Wissen und Erfahrung des Hochzeitsladers zurück und engagieren uns als Zeremonienmeister", erzählt Hans Strobl. Der St. Johanner ist der Referent des Verbands für dieses Brauchtum im Salzburger Innergebirg. Mit Sebastian Berger aus Lofer hat er im benachbarten Pinzgau einen kundigen Statthalter.

Vergangenen Sonntag trafen sich die Hochzeitslader aus diesen zwei Gebirgsgauen zu ihrer Jahreshauptversammlung in Altenmarkt. Mit ihrem typischen Auftritt mit Tracht, Hut und Stecken marschierten sie unter den neugierigen Blicken vieler Einheimischer und Gäste mit einer Tanzlmusi an der Spitze in die Pfarrkirche, wo sie mit Pfarrer Josef Hirnsperger den Gottesdienst feierten. Danach ging es in den Markterwirt zu Hauptversammlung, Speis und Trank, zünftiger Musik und regem Hoagascht.

Im Jahr 1975 hat Hans Strobl sein erstes Brautpaar als Hochzeitslader begleitet. Inzwischen sind es über 400 geworden. "Ja, unglaublich, aber wahr", sagt er lachend.

400 Hochzeitspaare - da gibt es natürlich so manche Anekdote zu erzählen. Eine wird Hans Strobl sein Lebtag nicht vergessen: Das Brautpaar steht beim Trauungsakt vor dem Altar. Der Bräutigam sagt sein Sprüchlein auf und will der Braut den Ring an den Finger stecken - da entgleitet das teure Stück und fällt zu Boden. Kling, kling kollert der Ehering, der keiner sein wollte, über drei Marmorstufen hinunter. Eloquente Reaktion des Bräutigams: "Oh, Luada, hiatz is er dahi!"

Natürlich ist es nicht nur einmal vorgekommen, dass die Eheringe im Nachtkastl des Bräutigams vergessen wurden. "Meistens reichte die Zeit noch aus, um dieses Missgeschick zu beheben", erzählt Hans Strobl. Nicht mehr möglich war das bei einer Hochzeit in St. Johann - zu der die Braut aus Oberösterreich kam. Die halbe weibliche Verwandtschaft hatte sich dort bemüht, eine Hochzeitskerze zu gestalten, wie sie der Pongau noch nicht gesehen haben soll. Dumm nur, dass das gute Stück im Nachbarbundesland zu Hause blieb. Aber auch hier reagierte Strobl prompt: Noch eine halbe Stunde vor dem Kirchgang trieb er eine schmucke Kerze auf - das Brautpaar war gerettet.

Größtes Problem für seine Zunft ist stets die Zeit. Strobl: "Alle wollen die Braut stehlen und ,entführen', da kommt es dann schon vor, dass beide sehr spät in den Gasthof zurückkommen." Nachsatz: "Es war schon nicht ganz verkehrt, dass früher das Hochzeitsfest schon um elf Uhr begonnen hat, nicht wie heute erst am Nachmittag."

Der Hochzeitslader war früher für das Hochzeitspaar unerlässlich, weil er quasi die Post ersetzte: Er ging von Ort zu Ort, von Hof zu Hof und lud Verwandtschaft, Freunde und Bekannte ein. Zuvor hatte er sogar die ehrenvolle Aufgabe, die Braut namens des Bräutigams offiziell davon in Kenntnis zu setzen, dass dieser gewillt sei, sie zu heiraten.

Heute haben die rund hundert Trauungsprofis im Land Salzburg vor allem organisatorische Aufgaben, vor und während der Feier. Das "Aussispielen" zu Mitternacht ist jener "letzte Akt", mit dem das Tagwerk für den Hochzeitslader getan ist.

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