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Eine Bereicherung: Flüchtling macht Praktikum bei der Gemeinde

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Alexander Bakhurynskyi (vorne links) ist mit seiner Familie aus der Ukraine geflohen und macht nun ein dreimonatiges Praktikum im Sozialbereich der Gemeinde. Für Christian Reiß (Fachdienstleiter Soziales, hinten links), Steffen Berger (hinten rechts) und Marco Stelte ist er eine Bereicherung.
Alexander Bakhurynskyi (vorne links) ist mit seiner Familie aus der Ukraine geflohen und macht nun ein dreimonatiges Praktikum im Sozialbereich der Gemeinde. Für Christian Reiß (Fachdienstleiter Soziales, hinten links), Steffen Berger (hinten rechts) und Marco Stelte ist er eine Bereicherung. © Moesch

Alexander Bakhurynskyi ist ein Beispiel für gelungene Integration. Er lernt den Sozialbereich der Gemeinde Ense in einem dreimonatigen Praktikum kennen.

Bremen – Er ist mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter vor dem Krieg in der Ukraine geflohen, lebt seit 21 Monaten in Deutschland und macht nun ein dreimonatiges Praktikum im Bereich Sozialarbeit bei der Gemeinde. Für Alexander Bakhurynskyi gilt das Motto „Learning by doing“, also lernen durch machen.

„Ich habe schon in der Schule von der fünften bis zur elften Klasse Deutsch gelernt“, erzählt der 33-Jährige. Doch während seine Klassenkameraden einen Schulaustausch machen konnten, hatte er wegen der zu hohen Kosten dazu nicht die Möglichkeit. Der Schulunterricht sei eine gute Basis gewesen, erklärt Alexander, hat bereits das B1-Niveau (gute Sprachkenntnisse) erreicht.

B2-Prüfung im Sommer: Schnell integriert

Im Sommer möchte er die Prüfung für B2 (fließendes Sprachniveau) machen, „aber da sind so viele Wörter, die ich nicht verstehe“, sagt er. Insgesamt sieben Monate hat er auf einen Platz im Integrationskurs gewartet. Eine Dauer, die nicht untypisch ist. „Momentan warten die Menschen zwischen sechs und neun Monate auf einen Platz im Integrationskurs“, weiß Marco Stelte aus dem Bereich Sozialarbeit.

Integriert hat Alexander sich dennoch schnell, ist Mitglied im Imkerverein, geht ins Fitnessstudio in Neheim und hat bereits viele deutsche Kontakte. „Auf dem Land ist die Integration viel einfacher als in der Stadt“, findet er.

Sprachlevel

Insgesamt gibt es sechs Sprachlevel: A1, A2, B1, B2, C1 und C2. A1 ist dabei das niedrigste Sprachlevel, C2 das höchste.

Kategorie A ist die elementare Sprachverwendung. A1 beschreibt erste Grundsprachkenntnisse, A2 sind vertiefte Grundsprachkenntnisse.

Kategorie B ist die selbstständige Sprachverwendung. B1 beschreibt hierbei gute Sprachkenntnisse, B2 ein fließendes Sprachniveau.

Kategorie C ist die kompetente Sprachverwendung. C1 beschreibt fließende bis verhandlungssichere Sprachkenntnisse, C2 Sprachkenntnisse auf Muttersprachniveau.

Eine wahre Bereicherung: Neue Wörter auf dem iPad lernen und schreiben

Alexander schätzt das Praktikum sehr, hat sich bereits viele neue Wörter angeeignet, die er auf seinem iPad aufschreibt und wiederholt. „Auf der Arbeit kann man sehr viel freier sprechen. Beim Sprachkurs brauche ich viel Grammatik“.

Während des Gesprächs kommt eine Dame vorbei und hat eine Frage. Das Gespräch läuft auf russisch und Alexander übersetzt, was sie braucht, denn auch Marco Stelte sitzt mit im Büro. „Alexander unterstützt uns im Sozialbereich, begleitet die offenen Sprechstunden, fährt mit in die Unterkünfte, hilft bei Behördengängen und vermittelt die Leute an die ehrenamtlichen Sprachkurse“, zählt Stelte die Aufgabenbereiche auf. Eine wahre Bereicherung, findet auch Steffen Berger, denn statt ewig mit Übersetzungsapps arbeiten zu müssen, hilft Alexander dabei, zu vermitteln.

KI in Berufen: Arbeit im Sozialen Bereich kann nicht ersetzt werden

Die Arbeit im Sozialen Bereich ist ihm sehr wichtig, denn durch die künstliche Intelligenz fallen immer mehr Arbeitsplätze weg. Doch gerade dieser Beruf könne nicht von der Technik ersetzt werden. „Man muss mit den Leuten reden, ihre Gefühle verstehen. Sie sind keine Maschinen und manchmal muss man spontan sein. Künstliche Intelligenz kann sowas nicht“, ist Alexander überzeugt.

Sollte er die Prüfung für das Sprachniveau B2 nicht beim ersten Anlauf schaffen, werde er sich einen Nebenjob oder eine Teilzeitarbeit suchen und es ein halbes Jahr später noch mal probieren. „Ich möchte mit meiner Frau und meiner Tochter gerne hierbleiben und vielleicht auch ein Haus bauen.“

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