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Abgetauchter Ex-Präsident Nasarbajew bestreitet bei Videoauftritt interne Machtkämpfe

Seit den schweren Unruhen war Kasachstans früherer Staatschef Nursultan Nasarbajew nicht mehr öffentlich aufgetreten. Nun meldete er sich zurück – und dementierte, das Land zeitweise verlassen zu haben.
Kasachischer Machthaber Kassym-Schomart Tokajew, Vorgänger Nursultan Nasarbajew 2019

Kasachischer Machthaber Kassym-Schomart Tokajew, Vorgänger Nursultan Nasarbajew 2019

Foto: Stanislav Filippov / AFP

Kasachstans früherer Präsident Nursultan Nasarbajew hat sich nach tagelanger Abwesenheit erstmals wieder öffentlich zu Wort gemeldet. In einer Videoansprache bemühte sich Nasarbajew, Vermutungen zu zerstreuen, es gebe Querelen innerhalb der Elite des Landes.

»Es gibt keinen Konflikt oder eine Konfrontation innerhalb der Elite«, sagte der langjährige Präsident laut der Nachrichtenagentur Reuters. Gerüchte darüber seien »völlig unbegründet«.

Der inzwischen 81-jährige Nasarbajew hatte das rohstoffreiche Land drei Jahrzehnte lang angeführt. Nach den schweren Ausschreitungen mit mindestens 225 Toten und Hunderten Verletzten zu Jahresbeginn waren mehrere Vertraute Nasarbajews von ihren Posten zurückgetreten.

Der derzeitige Präsident Kassym-Schomart Tokajew strukturiert den Machtapparat des Landes neu. So ist etwa Nasarbajews Neffe Samat Abisch nicht mehr als stellvertretender Chef des nationalen Sicherheitskomitees im Amt. Auch drei Schwiegersöhne Nasarbajews wurden als Chefs zweier großer Energiekonzerne und der einflussreichen Nationalen Unternehmerkammer abgesetzt.

Nasarbajew über Machtwechsel 2019: »Bin seitdem Rentner«

Nasarbajew betonte nun, er sei nicht mehr für die Geschicke des Landes verantwortlich. »Ich habe meine Befugnisse 2019 an Präsident Kassym-Schomart Tokajew übergeben und bin seitdem Rentner«, sagte Nasarbajew. Er lebe nun in der kasachischen Hauptstadt Nursultan und habe sich dort auch nicht wegbewegt. Nach Ausbruch der Krawalle hatte es Gerüchte gegeben, Nasarbajew habe das Land verlassen.

Dass der neue Präsident Tokajew die Macht bei sich konzentrieren will, war zuletzt jedoch unter anderem dadurch deutlich geworden, dass er Nasarbajew unter dem Eindruck der Proteste als Chef des kasachischen Sicherheitsrats entlassen und den Posten selbst übernommen hatte.

Auslöser der massiven Proteste in der rohstoffreichen Ex-Sowjetrepublik Anfang Januar waren gestiegene Treibstoffpreise. Später weiteten sich die Proteste zu regierungskritischen Demonstrationen im ganzen Land aus. Nasarbajew war 2019 als Präsident zurückgetreten, galt aber weiterhin als einflussreich.

fek/Reuters