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Herbe Verluste im Donbass Britischer Militärgeheimdienst geht von baldigem Einsatz russischer Reservisten aus

Der Kreml schweigt über seine Verluste im Krieg, die prorussischen Separatisten veröffentlichten regelmäßig Zahlen Gefallener. Der britische Geheimdienst hat das nun für eine Einschätzung über die Lage im Donbass genutzt.
Gefecht um Luhansk: Ein Kämpfer der prorussischen Separatisten kontrolliert eine Straße im Örtchen Rubischne

Gefecht um Luhansk: Ein Kämpfer der prorussischen Separatisten kontrolliert eine Straße im Örtchen Rubischne

Foto: Alexander Reka / ITAR-TASS / IMAGO

Mit zunehmender Schärfe der Gefechte im Donbass geht der britische Militärgeheimdienst davon aus, dass Russland schon bald auf Reservisten zurückgreifen wird. Deren Einberufung sei »sehr wahrscheinlich«, heißt es einem tagesaktuellen Informationsbrief des britischen Verteidigungsministeriums. London strengt dafür eine Vergleichsrechnung zu Verlusten der russischen Seite im Donbass an.

So habe der Kreml seit Ende März keine offiziellen Zahlen zu gefallenen Soldaten veröffentlicht. Die prorussischen Separatisten in der sogenannten Volksrepublik Donezk hingegen berichten von aktuell 2128 getöteten und 8897 verwundeten Soldaten seit Kriegsbeginn bis zum 16. Juni. Die Ausfälle der Separatisten entsprechen damit laut dem britischen Verteidigungsministerium etwa 55 Prozent der ursprünglichen Stärke der Streitkräfte. Das belege die »außerordentliche Zermürbung« der russischen und prorussischen Truppen in der hart umkämpften Donbass-Region.

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Insgesamt sollen die Verluste der russischen und prorussischen Truppen laut ukrainischen Angaben inzwischen bei weit über 30.000 liegen. Diese Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit mehreren Monaten täglich Sicherheitsupdates zur Lage im Ukrainekrieg. Die Analysen speisen sich aus Beobachtungen von Truppenbewegungen, Videoaufnahmen im Netz und geheimdienstlichen Erkenntnissen.

Die britischen Geheimdienste halten es für wahrscheinlich, dass die Separatisten mit veralteter Ausrüstung kämpfen. Auf beiden Seiten werde es entscheidend für den Verlauf des Krieges sein, inwiefern Reserveeinheiten mobilisiert werden könnten, hieß es entsprechend im Sicherheitsbriefing. Auch beobachtete London, dass russische Truppen wohl eine Umzingelung der Stadt Sjewjerodonezk in der Region Luhansk vorbereiten.

In Sjewjerodonezk sind russische Truppen ukrainischen Angaben zufolge in das Industriegebiet vorgedrungen. Ukrainische Truppen kontrollieren demnach nur noch das Territorium des Chemiewerks Asot. Auch umliegende Ortschaften stünden unter ständigem Beschuss.

Die nur durch einen Fluss von Sjewjerodonezk getrennte Nachbarstadt Lyssytschansk ist unter ukrainischer Kontrolle, könnte aber eingekesselt werden. Mit einer Eroberung der Gegend und der zwei Städte würde Russland die gesamte Donbass-Teilregion Luhansk kontrollieren.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, Lyssytschansk sei bereits nahezu vollständig unter russischer Kontrolle. Wir haben die Stelle korrigiert.

mrc