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70-jähriger Lloyd Austin an Prostatakrebs erkrankt Weißes Haus übt Kritik an Informationspolitik des Pentagon-Chefs

Prostatakrebs, minimalinvasiv behandelt, dann Harnwegsinfektion: Ein Militärkrankenhaus hat Details zum zunächst verheimlichten Aufenthalt von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin veröffentlicht. Auch Joe Biden wurde erst am Dienstag informiert.
Verteidigungsminister Lloyd Austin im Dezember 2023

Verteidigungsminister Lloyd Austin im Dezember 2023

Foto: Chad Mcneeley / Dod / ZUMA Wire / IMAGO

Nun ist klar, warum US-Verteidigungsminister Lloyd Austin Anfang des Jahres fünf Tage im Krankenhaus war. Nach Angaben des Walter Reed National Military Medical Center in der Nähe von Washington litt der Pentagon-Chef an einer Harnwegsinfektion infolge einer Behandlung von Prostatakrebs zehn Tage vorher.

Nach Angaben der Ärzte wurde der Krebs bei einer regelmäßigen Untersuchung Anfang Dezember entdeckt. Sie sagten, der 70-jährige Austin habe sich am 22. Dezember einem minimalinvasiven chirurgischen Eingriff unterzogen und sei am nächsten Tag nach Hause gegangen. Doch am 1. Januar klagte er über Übelkeit und starke Bauch-, Hüft- und Beinschmerzen und sei deswegen erneut behandelt worden.

In den vergangenen Tagen hatte es bereits Kritik an Austin wegen seiner Abwesenheit gegeben:

  • Ein Sprecher des Pentagons hatte zunächst einen grippekranken Mitarbeiter für das Versäumnis verantwortlich gemacht.

  • Die oppositionellen Republikaner sprachen von einer »Pflichtverletzung« und forderten den Rücktritt Austins.

Jetzt kommt die Kritik direkt aus dem Weißen Haus: Niemand dort »wusste bis heute Morgen, dass Minister Austin Prostatakrebs hatte«, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Dienstag. Damit hat Biden nur wenige Stunden vor der Öffentlichkeit von Austins Erkrankung erfahren. Kirby machte deutlich, dass Biden dem 70-Jährigen gute Besserung wünsche. Auf die Frage, ob Biden plane, bis zum Ende seiner Amtszeit Anfang des kommenden Jahres an Austin festzuhalten, sagte Kirby: »Ja«.

Gleichzeitig übte das Weiße Haus deutliche Kritik an der Informationspolitik Austins. »Das ist nicht die Art und Weise, wie das geschehen soll«, sagte Kirby. Deshalb wolle Biden, dass die Abläufe für solche Fälle in der Regierung überprüft werden. Es müsse sichergestellt werden, dass so etwas nicht noch einmal vorkomme, sagte Kirby. Als Kabinettsmitglied wisse jeder, dass damit die Verpflichtung einhergehe, so transparent wie möglich zu sein.

Neue Regeln bei Abwesenheit

Der Stabschef des Weißen Hauses hat deshalb angeordnet, dass Kabinettsmitglieder sein Büro benachrichtigen sollen, wenn sie ihren Pflichten nicht nachkommen können. Zudem müssten alle bis Ende der Woche Pläne vorlegen, wie Befugnisse verteilt würden, falls ein Minister nicht mehr in der Lage sei, seinen Pflichten nachzukommen.

Verteidigungsminister Austin hatte offenbar einige seiner Befugnisse vorübergehend auf die stellvertretende Verteidigungsministerin Kathleen Hicks übertragen, ohne ihr eine Begründung dafür mitzuteilen, melden US-Medien. Demnach sei er mit starken Schmerzen am 1. Januar per Krankenwagen in die Klinik gefahren und auf der Intensivstation versorgt worden. Hicks sei drei Tage lang nicht über den Grund informiert worden. Das Pentagon hat eine eigene interne Überprüfung angekündigt. Es ist in den USA üblich, dass die Öffentlichkeit sehr genau über den Gesundheitszustand ihrer Top-Politiker informiert wird.

mgo/dop/AP/Reuters/dpa