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Unmut über Franziskus Vatikan versucht nach Papstaussagen über Ukraine zu beschwichtigen

Papst Franziskus hatte die Ukraine aufgefordert, ein Ende des Krieges mit Russland auszuhandeln, und wurde dafür heftig kritisiert. Sein Stellvertreter versucht nun, die Wogen zu glätten, und nimmt Russland in die Pflicht.
Papst Franziskus

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Alessia Giuliani / Independent Photo Agency / IMAGO

Äußerungen des Papstes zum russischen Angriffskrieg hatten am Wochenende für scharfe Kritik gesorgt. Nun rudert der Vatikan zurück. Die erste Bedingung für Verhandlungen zur Beendigung des Kriegs in der Ukraine sei, dass Russland seine Aggression einstelle, sagte der Stellvertreter von Papst Franziskus in einem Zeitungsinterview. Kardinal Pietro Parolin sagte dem »Corriere della Sera«, der Vatikan dränge auf einen Waffenstillstand, und »zuallererst sollten die Aggressoren den Beschuss einstellen«.

Während eines Gebets des Papstes demonstrierten einige Menschen mit ukrainischen Flaggen auf dem Petersplatz

Während eines Gebets des Papstes demonstrierten einige Menschen mit ukrainischen Flaggen auf dem Petersplatz

Foto: Evandro Inetti / ZUMA Wire / IMAGO

Franziskus hatte in einem Interview zu dem inzwischen mehr als zwei Jahre laufenden russischen Angriffskrieg in der Ukraine gesagt: »Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben, zu verhandeln.« Franziskus wurde auch zu Forderungen nach »Mut zur Kapitulation, zur weißen Fahne« gefragt. Darauf antwortete er: »Das ist eine Frage der Sichtweise. Aber ich denke, dass derjenige stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut der weißen Fahne hat, zu verhandeln.« Vatikan-Sprecher Matteo Bruni widersprach später Darstellungen, der Papst habe die Ukraine zur Kapitulation aufgefordert.

Die vielfach kritisierte Aussage des Papstes stammt aus einem Interview mit dem Schweizer Sender RSI, das bereits im Februar geführt, aber erst am Samstag bekannt geworden war.

»Unsere Flagge ist gelb und blau«

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wies den Appell am Sonntag scharf zurück: Die Kirche sei bei den Menschen, so Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. »Und nicht zweieinhalbtausend Kilometer entfernt, irgendwo, um virtuell zu vermitteln zwischen jemandem, der leben will, und jemandem, der dich vernichten will.«

»Unsere Flagge ist gelb und blau«, schrieb auch Außenminister Dmytro Kuleba am Sonntag auf der Plattform X  und bezog sich dabei auf die Farben der Nationalflagge. »Dies ist die Flagge, unter der wir leben, sterben und siegen. Wir werden niemals eine andere Flagge hissen.«

Das ukrainische Außenministerium hatte zudem am Montag den päpstlichen Nuntius einbestellt, um seine »Enttäuschung« über frühere Äußerungen von Franziskus zum Ausdruck zu bringen.

Kritik kam auch aus Deutschland von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). »Wie Sie sich vorstellen können, ist der Bundeskanzler in dieser Frage nicht der Meinung des Papstes«, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. »Richtig ist, dass die Ukraine sich gegen einen Aggressor wehrt.« Auch CDU-Chef Friedrich Merz wies den Aufruf des Papstes zu Friedensverhandlungen mit Russland zurück. Er halte die Aussage des katholischen Kirchenoberhaupts für »grundfalsch«, sagte Merz.

czl/Reuters