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Neun von zehn Mädchen betroffen Sudan verbietet Genitalverstümmelung

Das grausame Ritual hat in Sudan lange Tradition - neun von zehn Mädchen sind Opfer von Genitalverstümmelung. Jetzt hat der Staat die Praxis unter Strafe gestellt.
Eine Frau mit Rasierklingen, die in einem Dorf nordöstlich von Kampala das grausame Ritual durchführen will (Archivbild)

Eine Frau mit Rasierklingen, die in einem Dorf nordöstlich von Kampala das grausame Ritual durchführen will (Archivbild)

Foto: ? James Akena / Reuters/ REUTERS

Der Sudan hat Genitalverstümmelung von Frauen unter Strafe gestellt. Am Freitag ratifizierte der Souveräne Rat, die höchste Institution des Landes, nach Angaben des Justizministeriums ein entsprechendes Gesetz. Demnach können Menschen, die diesen Eingriff bei Frauen vornehmen, zu bis zu drei Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe verurteilt werden. Verantwortlichen Krankenhäusern und anderen Einrichtungen droht die Schließung.

Der Rat nahm das Gesetz an, nachdem die Regierung im Mai einer entsprechenden Änderung des Strafrechts zugestimmt hatte. Das Gremium aus Vertretern des Militärs und der Zivilgesellschaft leitet eine gut dreijährige politische Übergangsphase in dem afrikanischen Staat.

Das Justizministerium erklärte in seiner Stellungnahme, die uralte Praxis "untergrabe die Würde von Frauen". Im Sudan sind laut den Vereinten Nationen noch immer knapp neun von zehn Mädchen von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen.

  • Einen ausführlichen Bericht über den Kampf einer sudanesischen Gynäkologin gegen das grausame Ritual lesen Sie hier:

Bei der extremsten Form dieser Praxis werden die Schamlippen und die Klitoris herausgeschnitten, oft ohne Betäubung und unter unhygienischen Umständen. Der Eingriff kann zu zahlreichen physischen, psychischen und sexuellen Problemen führen und im schlimmsten Fall zum Tod.

Weltweit sind nach Angaben der Vereinten Nationen derzeit 200 Millionen Mädchen und Frauen von dieser Praxis betroffen, sie ist in vielen Staaten in Afrika, im Nahen Osten und etwa in Indonesien in Asien verbreitet. In Ländern wie Somalia, Guinea und Dschibuti werden nach Angaben des Uno-Kinderhilfswerks Unicef  sogar mehr als 90 Prozent der Mädchen beschnitten. In diesem Jahr sind laut dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) 4,1 Millionen weitere Mädchen und Frauen davon bedroht.

Komplikationen durch Genitalverstümmelung bei Mädchen sind eine schwere Belastung für die Gesundheitsbudgets der Länder, in denen diese grausame Praxis verbreitet ist. Jedes Jahr müssten dafür 1,4 Milliarden Dollar (umgerechnet knapp 1,3 Milliarden Euro) aufgebracht werden, berichtete die Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf zum internationalen Tag für "Null Toleranz gegenüber weiblicher Genitalverstümmelung" im Februar dieses Jahres.

oka/AFP