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Comedian Mario Barth "Du bist nicht He-Man"

Auf der Bühne spricht Mario Barth oft über die Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Im Benzingespräch mit SPIEGEL ONLINE erklärt der Comedian, weshalb er ein Abstandsfanatiker ist und warum die Säulen in Parkhäusern so bunt sind.

SPIEGEL ONLINE: Herr Barth, über welche Autos lachen Sie?

Barth: Über die Zubehörfriedhöfe, die so auf den Straßen unterwegs sind. Tiefer, breiter, härter, schneller, mit gelber Domstrebe, Fuchs-Auspuff und Alufelgen. Für das Geld, was da in die Wagen reingeblasen wird, könnte man sich doch gleich ein ordentliches Auto kaufen.

SPIEGEL ONLINE: Gibt es auch Autos, die Ihnen Tränen in die Augen treiben?

Barth: So potthässliche Autos!

SPIEGEL ONLINE: Zum Beispiel.

Barth: Hmm, welches Auto finde ich richtig hässlich? Ich hab ja mal so einen Fiat gesehen, für den hat der Schumacher Werbung gemacht. Ich weiß gar nicht mehr, wie der heißt. Da saßen die Lampen oben.

SPIEGEL ONLINE: Sie meinen den Fiat Multipla?

Barth: Ja, das kann sein.

SPIEGEL ONLINE: Was für einen Wagen fahren Sie?

Barth: Einen ganz normalen Kombi, einen 5er-BMW. Meine Freundin hat 'nen 3er.

SPIEGEL ONLINE: SPIEGEL ONLINE hat Jugendliche befragt, welches Auto Mario Barth fährt.

Barth: Und?

SPIEGEL ONLINE: Was glauben Sie?

Barth: Ich glaube, es gibt die eine Kategorie, die denken: Boah, der is' so reich, der is' so toll, is' so Wahnsinn, der fährt Porsche. Dann gibt es Leute, die sagen: Nö, der fährt – der fährt BMW. Der ist jung und spritzig, der fährt ein BMW 3er-Cabrio.

SPIEGEL ONLINE: Die Teenies tippten Lamborghini, VW Golf oder Ford Fiesta.

Barth: Geil. Ich hab noch nie einen Golf oder Fiesta gehabt. Mein allererstes Auto war ein Opel C-Kadett, Limousine, in gelb mit einer hellblauen Motorhaube. Für 600 Mark vom Schrott. Danach hatte ich einen BMW 316, den ich allerdings immer nur mit Startpilot oder einem Schluck Benzin in den Vergaser anbekommen habe. Dann hat's geknallt und er lief.

SPIEGEL ONLINE: Sind Sie ein Schraubertyp?

Barth: Am BMW hab' ich viel geschraubt. Den konnte ich komplett zerlegen und wieder zusammenbauen. Heute ist das anders. Wenn du heute auf einen Uni- oder Abitursklassenparkplatz fährst, siehst du nur neue Autos. Bei uns gab's das nicht. Mit Kumpels hinsetzen, die Karre aufbocken und einen neuen Auspuff drunterschrauben. Das würde heute keiner mehr machen. Nach dem Motto: Bist du bekloppt? Liegst unterm Auto und nur zwei Wagenheber halten das Ding? Wenn es umfällt bist du tot!

SPIEGEL ONLINE: Was ist Ihr Traumwagen?

Barth: Also, wo ich sage boah, den hätte ich gerne, das wäre ein Ferrari. Ich fahre manchmal einen, weil ein sehr netter Ferrari-Händler mich davon überzeugen möchte. Mercedes stellt mir manchmal auch einen Wagen hin. Das machen die ja nicht, damit sie in den Himmel kommen, sondern damit ich das Ding kaufe. Ferraris sind super. Allerdings nichts für den Alltag. Ganz toll finde ich auch Aston Martin.

SPIEGEL ONLINE: Meinen Sie den DBS?

Barth: Ja genau. Wenn die von Aston Martin das jetzt lesen und sagen: 'Mensch, wir haben einen übrig' – ich fahr den.

SPIEGEL ONLINE: Sie könnten sich doch einen kaufen.

Barth: 225.000 Euro für ein Auto auszugeben tut schon weh, auch mir. Ich habe fünf Brüder, hab 'ne Mama, die bekommt 400 Euro Rente, das funktioniert bei 600 Euro Miete nicht. Die unterstütze ich. Ich will so viel Geld nicht für ein Auto ausgeben.

SPIEGEL ONLINE: Sind Ihnen Autos also doch nicht so wichtig?

Barth: Ich diskutiere oft mit Freunden, die sagen, für mich sei das nicht viel Geld. Ich versuche dann immer zu bremsen. 50 Euro sind für mich genauso 50 Euro wie für jemand anderen. Der Unterschied ist: Wenn ich 50 Euro zahlen muss, ist meine Existenz nicht gefährdet wie vielleicht bei einem anderen.

SPIEGEL ONLINE: Ein anderes Thema: Beobachten Sie Frauen beim Autofahren?

Barth: Das finde ich total spannend. Ich will nicht sagen, dass Frauen schlecht Auto fahren, aber schau dir mal die Frauenparkplätze in einem Parkhaus an. Da sind alle Säulen im Arsch, da sind tausend Farben dran. Auf den anderen Decks nicht! Als ich das meiner Freundin erzählt habe, sagte die: Ja, weil so viele Männer darauf parken. Gut, das hab ich dann im Raum stehen lassen.

SPIEGEL ONLINE: Inspiriert Sie so etwas?

Barth: Natürlich! Neulich habe ich eine Frau gefragt: 'Was fährst du für ein Auto?' Anwort: 'Ein gelbes.' Das würde ein Mann nie sagen. Der nennt BMW, Mercedes oder Golf, und er haut noch direkt raus: Einssechser Golf Turbodiesel, 122 PS. Und er weiß, wann der TÜV fällig ist.

SPIEGEL ONLINE: Zum Thema Frauen und Autos gibt es viele Klischees. Welche stimmen?

Barth: So genau weiß ich das nicht. Ich habe genauso oft einen Unfall gebaut wie meine Freundin. Sie hat die Stoßstange demoliert, und ich bin mal nach dem Sport beim Zurücksetzen voll gegen einen 6er-BMW geknallt.

SPIEGEL ONLINE: Gibt es Sachen, die Frauen beim Autofahren besser können?

Barth: Also Kartenlesen kann meine Freundin nicht. Wir waren im Florida-Urlaub und es regnet stark, die Scheibenwischer voll schnell auf der höchsten Stufe. Sie nimmt die Karte und sagt: 'Weiter geradeaus.' Okay, weiter geradeaus. 'Jetzt rechts, jetzt rechts.' Die nächste? 'Nee, fahr geradeaus.' Ich fahre also weiter geradeaus. Irgendwann bremse ich und - kein Witz jetzt – ich steige aus. Ich krieg heute noch Gänsehaut, ich stand 30 Zentimeter vor einem Fluss. Ich will mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn wir da reingefahren wären. Die Straße kam mir schon so komisch vor.

SPIEGEL ONLINE: Wie sind Sie denn als Beifahrer?

Barth: Bisher gab es noch keine Beschwerden. Ich hatte mal vor zwölf Jahren einen schweren Autounfall. Ich kam ungebremst mit 160 angeballert und bin in einen Lkw gefahren. Der wollte erst von der Autobahn abfahren, zog aber im letzten Moment wieder zurück. Ich habe mich überschlagen, das Auto ist abgebrannt. Seitdem bin ich ein Abstandsfanatiker. Im Physikunterricht hab ich aufgepasst. Du bist nicht He-Man, in keinem Auto.

Das Gespräch führte Roman Büttner

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