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Armeefahrzeuge als Wertanlage: Die Summe aller Laster

Foto: Fabian Hoberg

Armeefahrzeuge als Wertanlage Grün ist die Hoffnung

Für die meisten Autofahrer sind sie nur rollende Hindernisse auf der Autobahn: Armeefahrzeuge. Doch immer mehr Sammler auf der Suche nach etwas ganz Exklusivem interessieren sich für ein Allradfahrzeug in XXL. Philipp Fackin hat daraus ein Geschäftsmodell gemacht.

Moos macht sich auf der Motorhaube breit. Was bei anderen Gebrauchtwagenhändlern undenkbar wäre, ist bei Philipp Fackin die Regel: verwitterter Lack, Dellen und Rost - das Äußere ist bei seinen Autos zweitrangig.

Was bei seinen Nutzfahrzeugen zählt, ist eine solide Technik. So wie bei dem Sechszylinder-Reihenmotor des AM General, der auf dem Hof dumpf vor sich hinbrabbelt. Lässig springt Fackin mit seinem roten und öligen Arbeitsanzug aus dem amerikanischen Armeefahrzeug. "Dem musste ich mit einem Hummer H1 Starthilfe geben", sagt Philipp aus dem Hanfbachtal, wie er sich selbst nennt.

Praktisch, dass die Armeevariante des Geländewagens ein 24-Volt-Bordnetz hat und dadurch großen Lkw helfen kann. "Zivile Fahrzeuge sind einfach zu schlapp", sagt der 51-Jährige grinsend und dreht sich dabei eine Zigarette. Der Lkw, bei dem er gerade die Batterie lädt, sieht aber älter aus, als er ist. Der frühere Truck der US Army ist Baujahr 1993, hat ein Automatikgetriebe, eine Reifendruck-Regelanlage und soll 19.000 Euro kosten. "Super robust und fährt sich gut."

Auf rund 9000 Quadratmetern parken auf dem Grundstück von Fackin zwischen 150 und 200 Allradler verschiedener Marken. Die Leidenschaft fürs alte Blech begann bei dem gebürtigen Rheinländer 1979 mit einem Hanomag AL 28, umgebaut für weite Touren. War der Hanomag kaputt, schraubte er selbst. Als die Teile immer seltener wurden, stiegt Philipp in den Handel ein. 1983 kaufte er sich den ersten Lkw nur für den Weiterverkauf.

Pazifist mit Vorliebe fürs Robuste

1988 kamen die ersten größeren Fahrzeuge von Magirus und Mercedes und der Platz auf seinem alten Bauernhof wurde knapp. Der Bestand wuchs und wuchs, insgesamt dreimal musste Fackin umziehen, seit 1990 ist der Schrauber nun im Hanfbachtal im Siebengebirge in der Nähe von Bonn zu Hause. Vom erlernten Beruf des Büromaschinenmechanikers ist das zwar ein weiter Weg, "aber der richtige, sonst wäre ich heute arbeitslos, Schreibmaschinen gibt es ja nicht mehr".

Außerdem macht das Schrauben an großen Maschinen "mehr Spaß als an den kleinen", ist der Autodidakt überzeugt. "Mittlerweile liebe ich mattgrünes Blech, obwohl ich nie beim Bund war und mit Militär und Waffen nichts am Hut habe. Ich bin erklärter Pazifist, habe auch den Dienst an der Waffe verweigert. Aber Militärautos finde ich einfach schön und außerdem sind sie noch robust", sagt er und seine Augen funkeln.

Seine Lkw und Geländewagen stammen meist aus alten Lagerbeständen und Auktionen, bei denen er mitbietet, ganz gleich ob in Deutschland, Österreich, Dänemark, England, der Schweiz oder den USA. Die ehemaligen Behördenfahrzeuge lässt er dann mit einem Tieflader ins Siebengebirge bringen.

Doch nicht alle Autos stehen zum Verkauf. "Für meine Rente behalte ich ein paar seltene Exemplare, damit will ich irgendwann mal ein Museum eröffnen." Zu seinen Lieblingsexponaten zählt unter anderem der Dodge WC56 mit einem 3,8-Liter-Sechszylinder-Benziner und 100 PS; ein Armeefahrzeug aus dem Zweiten Weltkrieg. Die besonderen Schätzchen stehen in einer seiner Hallen, so auch der Dodge W63 Tankwagen von 1942, den er von der Schweizer Armee kaufte und vollständig restaurierte.

Der Autoflüsterer

Ebenso wie die alten GMC Trucks aus dem Zweiten Weltkrieg oder den GMC 353 als Luftlandeversion von 1945, den er von Grund auf neu aufbaute. Daneben parkt ein Hotchkiss Willys MB von 1963, der innerhalb von drei Monaten restauriert wurde. "Um den Kunden zu zeigen, was man aus den robusten Autos mit ein bisschen Liebe machen kann."

Vollrestaurierte Fahrzeuge gibt es bei ihm sonst nicht, das wäre für den Ein-Mann-Betrieb zu viel Arbeit. Etwa hundert Maschinen verlassen pro Jahr sein Grundstück in Kundenhand, alle als fahrfertige Komplettfahrzeuge mit gültiger HU-Plakette. Wenn es sein muss, kümmert er sich auch um die Exportberechtigung. "Das ist aber alles sehr kompliziert und dauert", weiß er aus Erfahrung. Fehlgriffe mit Schrottautos und Blechgräber hat Fackin selten. "Nach all den Jahren habe ich ein Händchen für gute Autos entwickelt. Die Autos sprechen zu mir: Kauf mich oder lass die Finger von mir."

Wie viele Fahrzeuge in den vergangenen 30 Jahren durch seine öligen und geschickten Hände gingen, weiß Fackin nicht mehr. Aber ein paar sind ihm im Gedächtnis geblieben. "Der Größte war ein 8x8 von MAN, der Seltenste ein altes Kettenfahrzeug." Am meisten hat er aber Unimogs und Mercedes G-Klassen in der Bundeswehr-"Wolf"-Version verkauft.

Zu seinen Kunden zählen nicht nur Weltreisende, die einen speziellen Untersatz suchen, sondern auch gut situierte Privatleute. "Einen Oldtimer hat heute ja fast jeder. Bei mir gibt es das Besondere zum Spielen", schmunzelt er. Denn dafür benötigen die Käufer nicht nur Geld. Der MAN KAT1 LX 6x6, ein ehemaliger Minenleger aus Belgien, Baujahr 1988, kostet rund 49.000 Euro und verlangt vom Piloten einen Lkw-Führerschein und viel Platz zum Rangieren. "Den kann man aber auch gut zum Lkw-Abschlepper umbauen - oder halt als Wohnmobil für die Wüste oder den Dschungel." Der blaue Unimog 404S mit dem verwitterten Lack und Moos auf den Gummis inklusive ist etwas handlicher und etwas für Wüstenreisende.

Für 8100 Euro sucht der Oldie einen neuen Besitzer, der sich einen Verbrauch von rund 25 Litern auf hundert Kilometer leisten kann. Die finden sich aber nicht immer unter seinen Besuchern. "90 Prozent kommen nur hierhin, um sich das alte Blech aus der Nähe anzusehen und Fachgespräche zu führen", weiß Fackin. Wo gibt es sonst eine so große Auswahl an Militärfahrzeugen an einem Platz?

Wenn die Zeit es zulässt, spielt Fackin mit einem seiner Trucks, einem 57er Faun als Trial-Wettbewerbsfahrzeug mit V8-Motor und 175 PS. "Der Ex-Bundeswehr-Lkw ist robust, aber im Gelände kein Kostverächter, der zieht sich dann auf 100 Kilometer locker 100 Liter rein." Als Alltagsauto setzt Fackin deshalb auf kleinere Maße: Für den Weg zu Auktionen oder in die nächste Stadt reicht eine Mercedes E-Klasse von 1998: "Die fährt, fährt, fährt und fährt" - auch ohne Tarnanstrich.

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