Zum Inhalt springen

Vorwurf der sexuellen Belästigung Ein Verfahren gegen Gérard Depardieu wurde eingestellt – zwei laufen weiter

In Frankreich tobt ein Kulturkampf um den Schauspieler, dem sexualisierte Gewalt vorgeworfen wird. Nun bestätigte die Staatsanwaltschaft, dass eine Strafanzeige gegen Gérard Depardieu abgewiesen wurde. Wegen Verjährung.
Schauspieler Depardieu: Vorwurf verjährt

Schauspieler Depardieu: Vorwurf verjährt

Foto: Ammar Abd Rabbo / El Gouna Film Festival / AFP

Ein Ermittlungsverfahren gegen den französischen Schauspieler Gérard Depardieu wurde eingestellt. Wie von der französischen Zeitung »Le Monde « und dem US-Magazin »Variety « vonseiten der Staatsanwaltschaft bestätigt wurde, wurde eine am 10. September 2023 eingereichte Anzeige gegen Depardieu abgewiesen. Der Vorwurf der sexuellen Belästigung sei verjährt.

Die Schauspielerin Hélène Darras hatte in einem kürzlich von France 2 ausgestrahlten Dokumentarfilm Depardieu vorgeworfen, er habe sie 2007 während der Dreharbeiten zum Film »Disco« begrabscht. Sie habe als 26-jährige Komparsin bei der Produktion mitgewirkt.

Darras war eine der 13 Frauen, die in einem Investigativbericht des Magazins »Mediapart« Depardieu sexualisierte Gewalt vorgeworfen hatten. Sie hatte zunächst als Zeugin in dem von Charlotte Arnould initiierten Verfahren ausgesagt und habe sich dann später zu einer eigenen Strafanzeige entschlossen. Über deren Nichtzulassung habe die Staatsanwaltschaft sie am 29. Dezember unterrichtet, heißt es nun in den Medienberichten.

Macron an Depardieus Seite

Der Dokumentarfilm, der zahlreiche vulgäre und sexistische Kommentare von Depardieu während einer Drehreise nach Nordkorea zeigt, hatte den Ruf des Schauspielers massiv beschädigt. Gegen Depardieu wird in zwei Fällen wegen Vergewaltigung ermittelt, darunter der Fall der Schauspielerin Arnould.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte sich ungeachtet heftiger Kritik auf die Seite des Schauspielers gestellt. »Ich bedaure es überhaupt nicht, dass ich im Fall eines Künstlers auf die Unschuldsvermutung verwiesen habe«, sagte Macron vergangene Woche bei einer Pressekonferenz. Er bedaure aber, nicht gesagt zu haben, wie wichtig die Aussagen von Frauen seien, die Opfer von Gewalt wurden. Im Dezember hatte Macron Depardieu bereits in Schutz genommen und betont, dass Frankreich »stolz« auf ihn sein könne.

Die damalige französische Kulturministerin Rima Abdul Malak hatte nach Ausstrahlung des Dokumentarfilms ein Verfahren angekündigt, um Depardieu die Mitgliedschaft in der Ehrenlegion zu entziehen. Macron ließ jedoch erkennen, dass es dazu nicht kommen werde. In der vorvergangenen Woche ersetzte er Abdul Malak durch die konservative Bezirksbürgermeisterin Rachida Dati, die bislang nicht durch Interesse an Kulturpolitik aufgefallen war.

Die Affäre um Depardieu hatte auch international Kreise gezogen: Das öffentlich-rechtliche Westschweizer Fernsehen RTS strahlt bis auf Weiteres keine Filme mehr aus, in denen Depardieu die Hauptrolle spielt. Die kanadische Provinz Québec hatte dem Schauspieler eine Auszeichnung aberkannt.

Depardieu arbeitete mit den bekanntesten Regisseuren und Schauspielerinnen Frankreichs zusammen und spielte in mehr als 200 Filmen. Darin verkörperte er den wortgewaltigen Cyrano de Bergerac ebenso wie einen abgehalfterten Schlagersänger, einen Schlachthofarbeiter oder einen Alzheimerpatienten. Im Gedächtnis bleiben nicht zuletzt seine Auftritte als Obelix.

feb