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Dank Landleben-Videoblogger Achim Reichel hat mit »Aloha Heja He« einen Hit in China

Kein anderer Titel wurde in dieser Woche in China so oft bei Shazam gesucht wie sein Shanty-Pop-Schlager aus dem Jahr 1991: Wie kommt es, dass Achim Reichel dort plötzlich populär ist?
Achim Reichel in seinem Hamburger Tonstudio: Überraschungshit in China

Achim Reichel in seinem Hamburger Tonstudio: Überraschungshit in China

Foto: Ulrich Perrey / picture alliance/dpa

Musiker Achim Reichel, 77, hat mit seinem Song »Aloha Heja He« einen überraschenden Hit in China gelandet. 30 Jahre nach der Veröffentlichung ist der Shanty-Song dort die Nummer eins bei der Musikerkennungsapp Shazam . »Ich dachte, ich träume«, sagte Reichel im NDR-Radio , als ihm seine Plattenfirma zu dem Erfolg gratulierte. Dahinter stecke jedoch keine Kampagne oder Marketingstrategie: »Das hat das Lied ganz allein geschafft«, freute sich der Sänger.

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So ganz allein ging es natürlich nicht – Achim Reichel profitiert von der Macht der Kurzvideo-Plattform TikTok, die beispielsweise schon den Song »Dreams« von Fleetwood Mac aus dem Jahr 1977 wieder zum Hit machte. Im Falle von »Aloha Heja He« ist vor allem ein Star der chinesischen Version von TikTok namens Douyin für das überraschende Interesse verantwortlich.

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Der Nutzer namens »Klassenkamerad Zhang«  hat auf Douyin mehr als 16 Millionen Follower; er veröffentlicht dort seit Oktober Videos, die den rauen Charme des Lebens in der ländlichen Provinz im Nordosten Chinas zeigen – rosa Blumenvorhänge, den Brennholzofen, karge Hügel, Dreirad-Transporter, deformierte Edelstahl-Reisschüsseln, solche Dinge. Innerhalb von zwei Monaten ist der junge Mann so populär geworden, dass das chinesische Staatsfernsehen CCTV einen Reporter zu Besuch schickte. Und im Hintergrund der Videos läuft immer wieder, erstaunlicherweise: Achim Reichels »Aloha Heja He«!

In einem frühen Blogbeitrag  über das Phänomen »Klassenkamerad Zhang« war »Aloha Heja He« noch als »gehirngewaschene russische BGM« (für Backgroundmusik) beschrieben worden. Doch viele unter den Millionen Zuschauern der Douyin-Videos wollten es offenbar genauer wissen und haben Shazam genutzt, um mehr über die beliebte Hintergrundmusik in Erfahrung zu bringen, womit sich die Topposition erklären lässt. In anderen chinesischen Musikcharts ist »Aloha Heja He« dagegen bislang nicht auf den vorderen Plätzen zu finden.

Mit China hat der deutschsprachige Shanty-Popsong gar nichts zu tun, viel mehr wird im Text eine wilde Feier vor der Insel Sansibar beschrieben. Doch eine gewisse Popularität in China muss der Song schon zuvor gehabt haben: In einem RTL-Beitrag  zeigt Reichel ein Video, das ihm vor einem Jahr ein Geschäftsmann von einer Chinareise schickte, auf der er »Aloha Heja He« im Autoradio gehört hatte.

Reichels lange Karriere

»Aloha Heja He« war schon vor der späten Blüte in China der größte Hit in Achim Reichels Solokarriere gewesen: 1991 kam der Titel bis auf Platz fünf in den deutschen Singlecharts; das dazugehörige Album »Melancholie und Sturmflut«, dessen Titel ein chinesischer TV-Reporter hier sehr tapfer auszusprechen versucht , kam auf Platz zwölf.

Große Erfolge hatte Reichel schon in den Sechziger- und frühen Siebzigerjahren als Sänger der Beatgruppe The Rattles. In jüngerer Zeit werden vermehrt seine experimentellen Alben aus der Krautrock-Ära wiederentdeckt, die er unter dem Namen A.R. & Machines veröffentlichte. 2020 erschien Reichels Autobiografie »Ich hab das Paradies gesehen: Mein Leben« – vielleicht braucht diese bald eine Neuauflage mit einem zusätzlichen Kapitel über China.

feb/dpa