Zum Inhalt springen

Langjähriger RTL-Moderator Hans Meiser ist tot

Er galt als der »Vater der täglichen Talkshows«, erreichte bei RTL in den Neunzigerjahren nachmittags ein Millionenpublikum. Zuletzt plante er ein Radio-Comeback. Nun ist Hans Meiser gestorben, er wurde 77 Jahre alt.
Moderator Meiser (im Kurpark Scharbeutz): Nachmittagstalk-Pionier

Moderator Meiser (im Kurpark Scharbeutz): Nachmittagstalk-Pionier

Foto: Markus Scholz / picture alliance / dpa

Der Journalist Hans Meiser ist nach Angaben des Senders Radio Wellenrausch im Alter von 77 Jahren gestorben. Meiser gehörte zum Gründungsteam des neuen Senders. Meisers Geschäftspartner Harald Thoma bestätigte die Nachricht der dpa, zuvor hatte »Bild« berichtet. Meiser sei bereits in der vergangenen Woche in der Nähe von Scharbeutz (Schleswig-Holstein) »unerwartet an Herzversagen gestorben«.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Instagram, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Einem breiten Publikum bekannt geworden war Hans Meiser als TV-Moderator beim Privatsender RTL. Dort moderierte er zunächst die Nachrichten. Von 1992 bis 2006 war er das Gesicht der Rettungssendung »Notruf«. Mit seiner eigenen Talkshow wurde Meiser zum Pionier des Nachmittagstalks in Deutschland.

Hans Meiser kam 1946 in Bad Rothenfelde im Teutoburger Wald zur Welt. Nach dem Abitur, das er in Stuttgart ablegte, studierte Meiser dort Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte. Seine Berufslaufbahn begann er im Radio. Beim Südwestfunk in Baden-Baden war er 1970 »Gründungsmitglied« der erfolgreichen Sendung »Pop-Shop«, aus der später das Programm von SWF 3 entstand. 1971 wechselte Meiser als Nachrichtenredakteur zu Radio Luxemburg, moderierte dort auch die Unterhaltungssendung »Hans im Glück« (nach einer Idee von
Frank Elstner).

1984 wechselte Meiser zum Fernsehen und zählte zu den Hauptverantwortlichen bei der Programmentwicklung von RTL plus. Er arbeitete beim Aufbau der Nachrichtenredaktion mit und war der »Anchorman« der RTL-Nachrichten, der erstmals im deutschen Fernsehen gemeinsam mit zwei Studiomoderatoren die RTL-Hauptnachrichtensendung »7 vor 7. Die Bilder des Tages« moderierte.

Nachrichtenmann Meiser (1989)

Nachrichtenmann Meiser (1989)

Foto: teutopress / IMAGO

Im Januar 1992 übernahm Meiser die Moderation der Rettungssendung »Notruf«, und am 14. September 1992 startete er die tägliche RTL-Nachmittagstalkshow »Hans Meiser«. Charakteristisch für das Konzept des ersten Täglichtalkers Meiser war der Verzicht auf Prominenz, sogenannte kleine Leute sprachen über ihre großen Themen. Die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« schrieb, man erfahre bei Meiser »zuweilen mehr über die deutsche Wirklichkeit als in gut gemeinten Sozialreportagen«. Der Talk erreichte täglich zwischen drei und fünf Millionen Zuschauer und damit bis zu 40 Prozent Marktanteil.

Seit November 1998 verlor der »Vater der täglichen Talkshow« aber innerhalb eines Jahres rund 660.000 Zuschauer, der Marktanteil seiner Sendung sank von rund 22 auf 16 Prozent. Am 17. Januar 2001 trat er letztmals live in der nach ihm benannten Talkshow bei RTL auf. Bis 2. März wurden noch die bereits gedrehten Aufzeichnungen der Show gesendet, dann war – nach 1700 Talks und 14.000 Gästen – Schluss. Gegen die Konkurrenz der jungen Talker wie Arabella Kiesbauer habe Meiser »mit seinem Altherren-Charme schließlich nichts mehr ausrichten« können, befand die »Frankfurter Rundschau«.

Moderator Meiser: Täglich Talk

Moderator Meiser: Täglich Talk

Foto: Horst Ossinger / picture alliance / dpa

Bei RTL moderierte Meiser noch das »Quiz 21«, die Pannenshow »Life! Dumm gelaufen« (mit Birgit Schrowange) und bis 2006 »Notruf«. Sondersendungen vor der Bundestagswahl 2002 wurden als allzu brav kritisiert. 2010 verlängerte RTL Meisers Verträge nicht mehr – »abgeschossen wie eine Wildsau in der Morgensonne«, urteilte Meiser.

Fortan machte Meiser als Moderator nur noch gelegentlich auf sich aufmerksam. Seit 2013 moderierte er bei Radio Regenbogen jeden Sonntag die dreistündige Sendung »Talk of Town – die Hans Meiser Show« und begleitete als Kreuzfahrtdirektor ab März 2015 fünf Wochen lang auf der MS »Hamburg« vier Mittelmeertouren. Seit 2015 trat er als »Der kleine Mann« und 2017 gelegentlich in der Rolle des fiktiven deutschen Bundespräsidenten Hans-Meiser Steinmeiser in der Satiresendung »Neo Magazin Royale« bei ZDFneo auf.

Als bekannt wurde, dass Meiser für das Onlineportal Watergate.tv, das rechtspopulistische Verschwörungstheorien verbreitet, arbeitete und er dort an der Spitze eines kleinen Redaktionsteams aufgeführt wurde, kündigte ihm die für die ZDFneo-Show zuständige Produktionsfirma. Meiser verteidigte seine »Internetnebentätigkeit« in einem »Focus«-Interview . Seine drei dort veröffentlichten Artikel befassten sich mit der Bundeswehr, und darüber werde er weiterhin schreiben.

Zusammen mit Dietmar Baum und Harald Thoma, dem Sohn des langjährigen RTL-Chefs Helmut Thoma, gründete Meiser 2022 ein neues Rundfunkunternehmen. Am 29. Oktober 2023 nahm der neue Sender Radio Wellenrausch mit Sitz am Flughafen Lübeck seinen Sendebetrieb auf.

feb/dpa