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"Phone Story" iPhone-Arbeiter mit dem Android-Handy ausbeuten

Die Herstellung von Smartphones ist eine Qual: Arbeiter müssen angebrüllt und drangsaliert werden, so erzählt es jedenfalls das Spiel "Phone Story". Apple schmiss die App aus dem Programm, auf Android lebt sie weiter.
Von Carolin Neumann
Erste Aufgabe in "Phone Story": Arbeiter anschreien und bedrohen

Erste Aufgabe in "Phone Story": Arbeiter anschreien und bedrohen

Das "Anti-iPhone-Game fürs iPhone" nannte  der italienische Hersteller die "Phone Story"-App bei der Veröffentlichung im September. Apple löschte sie kurz darauf mit Verweis auf mehrere Nutzungsbedingungen, nun lebt das Pixel-Learning-Game auf Android weiter.

In zwar nur sehr wenigen und kurzen, dafür sehr prägnanten Geschichten berichtet die Anwendung auf Englisch von der Ausbeutung von Ressourcen und Arbeitern für die Smartphone-Produktion in Asien. Der Spieler wird von einer Computerstimme durch den Produktionsprozess von modernen Elektronikgeräten begleitet, muss Arbeiter anschreien und mit der Waffe bedrohen oder beim giftigen Recycling helfen.

Was "Phone Story" vermittelt, dürfte viele Nutzer nicht überraschen: Um günstig Smartphones oder Tablets zu produzieren, die unser westliches Leben bereichern, arbeiten Tausende Kilometer entfernt arme Arbeiter unter zum Teil furchtbaren Bedingungen. Kein Beispiel brachte das so sehr ins öffentliche Bewusstsein wie die Vorkommnisse in chinesischen Produktionsstätten des Zulieferers Foxconn. "Phone Story" greift die dortige Suizidreihe in einer Form auf, über die man streiten kann: Der Spieler soll die vom Dach springenden Arbeiter auffangen.

Die Macher von "Phone Story" hoffen nicht nur auf einen Lerneffekt, sondern wollen auch aktiv was Gutes tun: Nach eigenen Angaben gehen 100 Prozent der Einnahmen aus dem App-Verkauf an Hilfsorganisationen, zum Beispiel die in Hongkong ansässige Menschenrechtsorganisation Students and Scholars Against Corporate Misbehavior (Sacom).

Auch wenn der Spieler nach der ersten lehrreichen Runde "Phone Game" ohne den Kommentar weiterdaddeln könnte, sollte die App nicht als Zeitvertreib missverstanden werden. Das zeigen radikale Details, die einem nur auffallen, wenn man kurz ernsthaft darüber nachdenkt, was man hier gerade kredenzt bekommt: Hat man zum Beispiel die kleinen Arbeiter aufgefangen und sicher zu Boden gebracht, laufen sie gleich wieder in die Fabrik, die sie zur Verzweiflung brachte.

Was fehlt: "Phone Story "fürs iPhone