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Kurios Der erste arabische Roboter

Es gibt keinen echten Grund, warum ein Roboter aussehen sollte wie ein Mensch. Vielen Menschen aber fällt die Interaktion mit Blechkameraden leichter, wenn die ein wenig menschlich daherkommen. Wie seltsam das eigentlich ist, fällt uns erst auf, wenn der Robot einem anderen Kulturkreis angehört.
Gestatten, Ibn Sina: Der künstliche Hightech-Araber spricht Hocharabisch, ist die erste eigenständige Robot-Entwicklung einer arabischen Universität

Gestatten, Ibn Sina: Der künstliche Hightech-Araber spricht Hocharabisch, ist die erste eigenständige Robot-Entwicklung einer arabischen Universität

Foto: KARIM SAHIB/ AFP

El Ain - Der traditionelle arabische Gruß klingt ein bisschen blechern, aber den Mund umspielt dabei sogar ein leichtes Lächeln: "Der Friede sei mit euch, und Gottes Gnade und Segen", sagt der Roboter und neigt würdevoll seinen mit einem weißen Turban bedeckten Kopf zur Seite. An der Universität von El Ain im Emirat Abu Dhabi hat ein Forscherteam einen Roboter vorgestellt, der klassisches Hocharabisch spricht - und auf den Namen von Ibn Sina hört, dem berühmten persischen Gelehrten aus dem elften Jahrhundert, der im Westen als Avicenna bekannt ist.

"Das ist der erste arabischsprachige Roboter der Welt", schwärmt der Leiter der Forschergruppe, der griechische Computerwissenschaftler Nikolaos Mavridis. "Er hilft uns bei der Forschung und ist auch ein pädagogisches Werkzeug, weil die Studenten es lieben, Projekte mit ihm zu machen." Ibn Sina könne eines Tages an einer Hotelrezeption oder in einem Einkaufszentrum in den Vereinigten Arabischen Emiraten arbeiten, sagt Mavridis, der über ein Jahr lang mit einem Team von zwölf arabischen und internationalen Wissenschaftlern und Studenten an dem Roboter gearbeitet hat.

"Er kann eine ganze Menge selbständig erledigen: bestimmte Fragen beantworten, sich mit dem Internet verbinden, Informationen ausspucken oder auf Dinge verweisen, die Sie interessieren", sagt Mavridis. "Wenn wir mit fünf Leuten daran arbeiten, können wir in einem halben Jahr so weit sein, dass Ibn Sina in einer Hotellobby oder in einem Einkaufszentrum eingesetzt wird." Im Shoppingzentrum von El Ain habe der Roboter schon einen ganzen Tag lang gearbeitet, sagt der Computerexperte.

Mehr als nur eine Puppe

Mit seinem langen grauen Bart, der weißen Kopfbedeckung und dem goldbesetzten Umhang sieht der Roboter seinem berühmten Namensgeber ähnlich, dem im heutigen Usbekistan geborenen Gelehrten Avicenna. Die Studenten der Uni von El Ain sind stolz auf ihren neuen Gefährten. "Als ich ihn das erste Mal gesehen habe, hielt ich ihn für einen Menschen", sagt Asis el Kajumi. "Normalerweise sprechen Roboter Englisch", sagt seine Kommilitonin Amne Aldahi. "Ich bin sehr stolz darauf, dass es so etwas nun auch in unserer Sprache gibt."

Ibn Sina kann sehen und Gesichter und Gegenstände erkennen sowie Dialoge führen, Sprache in Schrifttext umwandeln, Fragen verstehen und Antworten geben. Erste Unternehmen hätten bereits ihr Interesse an der Maschine angemeldet, sagt ihr Schöpfer Mavridis. Umgerechnet rund 135.000 Euro hat die Technologie gekostet, die zur Entwicklung von Ibn Sina führte - Geld, das direkt vom Herrscher von Abu Dhabi kam.

"Angesichts des riesigen Wachstums hier ist es wichtig, dass es neben den schönen und hohen Gebäuden auch Errungenschaften gibt, die mit Wissenschaft und Intellekt zu tun haben", sagt Mavridis. "Deswegen haben wir uns von dem Gelehrten Ibn Sina inspirieren lassen - der bringt ganze alte und modernere Traditionen zusammen."

Die Marktbeobachter der Information Data Corporation (IDC) betrachten die Emirate als Wachstumsmarkt. Sie schätzen, dass die Investitionen in Informationstechnologie in den Vereinigten Arabischen Emiraten zwischen 2008 und 2013 um 12,4 Prozent auf 1,83 Milliarden Dollar steigen werden.

Ola Galal, AFP