Zum Inhalt springen

Shooter-Klassiker in neuem Anstrich So geht es im neuen »Counter-Strike 2« zu

Kaum ein Onlinespiel ist so langlebig wie »Counter-Strike«. Auch nach über 20 Jahren begeistert der Shooter Millionen Spieler. Wir erklären, was seinen Reiz ausmacht – und was in der neuen Version anders ist.
Szene aus »Counter-Strike 2«: Am Grundprinzip des Räuber-und-Gendarm-Spiels hat sich seit mehr als 20 Jahren kaum etwas geändert

Szene aus »Counter-Strike 2«: Am Grundprinzip des Räuber-und-Gendarm-Spiels hat sich seit mehr als 20 Jahren kaum etwas geändert

Foto: Valve

Dieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.

Der bekannteste Taktikshooter der Welt geht in eine neue Runde: Am Mittwoch haben die Entwickler des US-Studios Valve das Multiplayerspiel »Counter-Strike 2« veröffentlicht. »Counter-Strike«, dessen Version 1.0 bereits im Jahr 2000 erschien, zählt seit mehr zwei Jahrzehnten zu den wichtigsten Onlinespielen überhaupt, vor allem im Bereich E-Sport. Seine bislang aktuelle Version hieß »Counter-Strike: Global Offensive« (CS:GO), sie kam im Jahr 2012 auf den Markt.

Wie beliebt die Räuber-und-Gendarm-artigen Onlineduelle noch immer sind, zeigen öffentlich einsehbare Statistiken: Am Freitag führte »Counter-Strike 2« demnach die Charts der am meisten gespielten Games auf Valves Softwareplattform Steam deutlich an. Knapp 900.000 Spielerinnen und Spieler waren im Schnitt online, während das Strategiespiel »Dota 2« mit knapp 400.000 Menschen abgeschlagen auf Platz zwei landete. Zu Spitzenzeiten spielten in den vergangenen Tagen sogar rund 1,8 Millionen Menschen das neue »Counter-Strike«.

Doch was das macht das Spiel so besonders? Und welche Voraussetzungen muss der eigene PC mitbringen, damit man ohne Ruckelorgie ins Gefecht ziehen kann? Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zu »Counter-Strike 2« gesammelt.

Worum geht es bei »Counter-Strike«?

Das klassische Spielprinzip ist simpel. Die Spielerinnen und Spieler werden zunächst in zwei Gruppen aufgeteilt: In Terroristen und Spezialeinheiten der Polizei, die sogenannten Counter-Terrorists. Mit Messern, Pistolen und Gewehren bewaffnet schleichen sich die Spielerinnen und Spieler in der Egoperspektive durch Biergärten, Geisterstädte und Fabrikgebäude. Während das eine Team versucht, eine Bombe zu platzieren, versucht das andere Team, den Anschlag zu verhindern. Das Spiel ist dann vorbei, wenn das Zeitlimit erreicht, eine Bombe explodiert oder ein Team komplett ausgelöscht ist. Wer getroffen wird, verbringt die restliche Zeit als Zuschauer. Die kurzweiligen Runden dauern meist wenige Minuten.

Im Schutz einer Rauchgranate: Die Grafik sieht hübscher aus als beim elf Jahre alten Vorgänger. Doch einen Schönheitspreis gewinnt »Counter-Strike 2« damit nicht

Im Schutz einer Rauchgranate: Die Grafik sieht hübscher aus als beim elf Jahre alten Vorgänger. Doch einen Schönheitspreis gewinnt »Counter-Strike 2« damit nicht

Foto: Valve

Was macht die Spielereihe so besonders?

»Counter-Strike« gilt im Genre der Multiplayer-Shooter als einer der Pioniere. Das Spiel war bereits ein Hit, als das Internet sich in Deutschland erst langsam verbreitete und sich Menschen mit 56k-Modems durch das Netz quälten. Damals, Ende der Neunzigerjahre, schleppten Teenager ihre PCs und Monitore in dunkle Keller, um sich in »Counter-Strike« im lokalen Netzwerk zu duellieren. Die erste Fassung des Spiels war übrigens eine kostenlose Modifikation für Valves erfolgreiches Einzelspieler-Abenteuer »Half-Life«.

Werden die Räuber-und-Gendarm-Duelle auf Dauer nicht langweilig?

Das Spielprinzip hat sich bis heute bewährt, deshalb wurde es in den vergangenen 20 Jahren kaum verändert. Ein Reiz der Straßenschlachten liegt darin, dass sie immer wieder anders verlaufen – ähnlich wie bei einem Fußballspiel mit verschieden starken Mannschaften und anderen Taktiken. Scharfschützen auf den Dächern, Frontalangriffe und Ablenkungsmanöver lassen die Kämpfe immer wieder überraschende Wendungen nehmen.

Zudem verhilft Training zu mehr Erfolg: Wer Reflexe und Bewegungsabläufe mit Maus und Tastatur trainiert, der wird schnell besser, trifft zielsicherer und erreicht höhere Ränge. Daher zählt »Counter-Strike« neben Titeln we »League of Legends« zu den beliebtesten E-Sport-Spielen der Welt. Bei den First-Person-Shootern steht »Counter-Strike« unangefochten an der Spitze: Allein im August verfolgten die Nutzerinnen und Nutzer von Twitch die »CS:GO«-Wettkämpfe mehr als 17 Millionen Stunden lang.

Gibt es bei »Counter-Strike 2« neue Regeln?

Auf große Experimente hat das Spielestudio Valve verzichtet. Karten wie »Overpass« und »Inferno« zum Beispiel sind größtenteils gleichgeblieben. Valve verzichtet auch auf hämische Jubeltänze im Stil von »Fortnite«. Wer bereits »Counter-Strike« oder »CS:GO« gespielt hat, fühlt sich daher in der Neuauflage schnell zu Hause. Manche Unterschiede zum direkten Vorgänger aber gibt es: So haben die Teams bis zu einem Seitenwechsel bisher immer 15 Runden gespielt. Von nun an tauschen die Spielerinnen und Spieler schon nach zwölf Runden das Lager. Insgesamt dauert eine Partie damit nun 24 statt 30 Runden.

Sieht die Grafik besser aus?

Die Optik des Spiels wurde aufpoliert, Valve hat auf seine Source-2-Engine umgesattelt. Wasserbecken sehen nun hübscher aus, und Mündungsfeuer glitzert schöner auf Pistolenläufen. Außerdem breitet sich Granatenrauch realistischer aus und wird von Detonationsdruckwellen weggepustet. Für die neue Version hat Valve auch die klassischen Karten überarbeitet und zum Beispiel Räume neu eingerichtet und Keller aufgehellt, um zu verhindern, dass sich Scharfschützen in dunklen Gewölben zu gut tarnen können.

Doch das Spiel wird auch mit der neuen Version keinen Schönheitspreis gewinnen. Die Figuren schlurfen immer noch im Robotertrott durch die Wüstenstädte – und auch bei Explosionen, spritzenden Matschpfützen und bröckelnden Fassaden kann »Counter-Strike 2« nicht mit Titeln wie »Call of Duty« mithalten. Solche Mitbewerber sehen durchgehend besser aus. Doch um die Grafik geht es bei »Counter-Strike« ohnehin den wenigsten: Es ist ein Sportspiel, das vor allem möglichst flüssig laufen soll. Grafische Sperenzchen bremsen da nur den Spielspaß.

Terroristen schleichen sich an: Bereits leichte Veränderungen bringen E-Sport-Profis nach Tausenden Spielstunden mit dem Vorgänger aus dem Takt

Terroristen schleichen sich an: Bereits leichte Veränderungen bringen E-Sport-Profis nach Tausenden Spielstunden mit dem Vorgänger aus dem Takt

Foto: Valve

Wie kommt das neue Spiel in der E-Sport-Szene an?

Das erste Feedback von E-Sportlern zur Grafik fällt positiv aus. Der britische »Counter-Strike«-Profi Sebastian Malos lobt laut dem Spielemagazin »PC Gamer«  die aufgehübschten Duellgebiete. »Die neuen Texturen und Details der Karte sind echt schön, und obwohl alles ziemlich gleich geblieben ist, fühlt es sich neu an.« Doch an einigen Stellen hakt es wohl noch.

»Ich denke, dass CS2 derzeit nicht besser ist als CS:GO«, sagt etwa der Franzose Dan Madesclaire, ein anderer professioneller Spieler, »aber mit einem besseren Balancing könnte das sicher klappen.« Das Problem für Profis wie ihn: Sie kennen ihre Spiele so gut, dass für sie selbst unscheinbare Änderungen am Spiel enorme Umstellungen bedeuten können. Madesclaire sagt, für ihn fühle sich »Counter-Strike 2« nach mehr als 15.000 Stunden mit dem Vorgänger »CS:GO« ganz anders an.

Lässt sich »Counter-Strike 2« auch auf Xbox, Playstation oder Switch spielen?

Nein. Das Spiel läuft bisher nur auf dem PC und der Linux-Plattform SteamOS. Das sorgt für viel Frust in den Kommentaren. Zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer beschweren sich zudem, dass Valve »CS:GO« mit dem neuen Spiel ersetzt hat, für Mac-Nutzer von »CS:GO« aber keine neue Version zur Verfügung gestellt hat . Der Vorgänger war auch für Apple-Computer sowie für die Xbox 360 und die Playstation 3 veröffentlicht worden, wobei die Playstation-Fassung in Europa nicht auf den Markt kam. Seine mit weitem Abstand größte Spielerschaft hatte »Counter-Strike« aber stets auf dem PC.

Wie schnell muss mein Rechner für den Shooter sein?

»Counter-Strike 2« gibt sich bescheiden. Schon ein i5-750-Prozessor von Intel und 8 GB Arbeitsspeicher sollten reichen, damit das Spiel flüssig über den Bildschirm flimmert. Das bestätigt auch der Test bei »Computerbase« . Demnach läuft das Spiel auf fast allen halbwegs modernen PCs, sofern die Grafikkarte mindestens 1 GB an eigenem Speicher mitbringt. Zudem werden von Valve 85 GB freier Speicherplatz auf der Festplatte empfohlen.

Ausrüstungsmenü für Agenten und Terroristen: Gesammeltes aus »CS:GO« dürfen Spielerinnen und Spieler in die neue Version mitnehmen

Ausrüstungsmenü für Agenten und Terroristen: Gesammeltes aus »CS:GO« dürfen Spielerinnen und Spieler in die neue Version mitnehmen

Foto: Valve

Wie viel kostet »Counter-Strike 2«?

Der Download ist gratis. Auch gewöhnliche Onlineduelle kosten nichts. Geld verdienen die Entwickler unter anderem mit dem sogenannten Prime-Pass. Dieser kostet rund 15 Euro und eröffnet den Zugang zu bestimmten Items, die allerdings keine Vorteile im Spiel selbst mit sich bringen. Außerdem ermöglicht es erst der Prime-Status, an gewerteten Spielen teilzunehmen.

Im In-App-Store können Spielerinnen und Spieler zudem kosmetische Gegenstände wie Aufkleber und Namensschilder für die Uniform kaufen. Auch an virtuellen Schatzkisten verdient Valve. Der passende Schlüssel kostet etwa 2,40 Euro. Die Skins aus diesen Kisten können wiederum auf dem Steam-Marktplatz verkauft werden. Die Chance, auf die Schnelle seltene Gegenstände mit einem hohen Verkaufswert abzugreifen, ist allerdings eher gering.

Was passiert mit Waffen und Skins aus dem Vorgängerspiel?

Anders als bei manch anderen Onlinespielen wie »EA Sports FC 24« wurde der Item-Zähler beim Versionssprung nicht auf Null gesetzt. Wer sich Waffen und Kleidung im Vorgänger »CS:GO« gekauft hat, der behält sein Arsenal und kann damit auch bei »Counter-Strike 2« ins Gefecht ziehen. Die Ausrüstung wird automatisch übertragen.

»Counter-Strike 2« von Valve, ab 16 Jahren, für Windows-PC und Linux, kostenlos spielbar