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Studie über Cybermobbing Jeder sechste Schüler wird online schikaniert

Die Coronapandemie hat Cybermobbing bei Schülerinnen und Schülern deutlich verstärkt. Das zeigt eine Umfrage. Viele Kinder und Jugendliche greifen als Reaktion zu Alkohol, Drogen und Tabletten.
Trauriger Teenager mit Smartphone (Symbolbild): Cybermobbing belastet vor allem die Psyche

Trauriger Teenager mit Smartphone (Symbolbild): Cybermobbing belastet vor allem die Psyche

Foto: AntonioGuillem / Panthermedia / IMAGO

Sie werden online beschimpft oder beleidigt, Opfer von Lügen oder Gerüchten, unter Druck gesetzt, erpresst oder bedroht: Knapp 17 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Deutschland haben Cybermobbing erlebt. Das geht aus einer Umfrage unter Schülern, Eltern und Lehrkräften hervor, die vom Bündnis gegen Cybermobbing  am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

Informationen zur Studie

Die Studie wurde bereits zum vierten Mal vom Bündnis gegen Cybermobbing e.V. durchgeführt. Der Verein hat sich 2011 gegründet, aktiv sind demnach etwa Eltern, Pädagogen, Juristen, Medizinerinnen und Forscher, die beruflich oder persönlich gegen Cybermobbing und Gewalt im Netz angehen. Die Studie entstand in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse.

Demnach ist der Anteil der Schülerinnen und Schüler zwischen 8 und 21 Jahren, die nach eigenen Aussagen schon einmal von Cybermobbing betroffen waren, im Vergleich zur Vorgängerstudie von 2020 zwar um 0,6 Prozentpunkte gesunken. Im Jahr 2017, vor der Coronapandemie, lag der Wert jedoch bei 12,7 Prozent.

Die Umstellung auf Onlineunterricht wegen der Pandemie habe als enormer Beschleunigungsfaktor für Cybermobbing gewirkt, heißt es in der Studie. Dabei sei Mobbing im Internet besonders belastend, so die Autoren, da das Smartphone in allen Lebenslagen präsent sei. Schulinternen Problemen könne man hingegen zeitweise entfliehen.

Ältere Schüler sind den Ergebnissen zufolge dabei häufiger betroffen als jüngere; Schülerinnen und Schüler an Haupt- und Berufsschulen deutlich häufiger als an Gymnasien.

Cybermobbing belastet laut Studie vor allem die Psyche. Die Betroffenen fühlten sich vor allem verletzt und wütend, ungefähr ein Drittel ist demnach verängstigt. 29 Prozent der betroffenen Kinder und Jugendlichen gaben an, sich auch im Nachhinein noch stark belastet zu fühlen. 24 Prozent äußerten Suizidgedanken, 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen haben nach eigener Aussage wegen des Mobbings Alkohol, Drogen oder Tabletten konsumiert.

Hier finden Sie Hilfe in scheinbar ausweglosen Situationen

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Prävention findet den Befragten zufolge zu wenig statt. Schülerinnen und Schüler nähmen nur im geringen Maße wahr, dass Schulen entsprechende Angebote machten. Nur 48 Prozent der Befragten berichten, dass im Unterricht der richtige Umgang mit Cybermobbing vermittelt werde. Die Lehrkräfte gaben an, dass es im Vergleich zur Vorgängerstudie 2020 deutlich weniger »Anti-Gewalt-Trainings« und Schulungen gab, die Strategien im Umgang mit Cybermobbing vermitteln. »Die Aufklärungs- und Präventionsarbeit sollte dringend intensiviert werden«, heißt es in der Studie.

sun