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Papst-Porträtist: Triegel hat genug

Foto: dapd/ Michael Triegel

Papst-Porträt Ölwechsel bei Benedikt

Als Papst-Porträtist wurde der Leipziger Michael Triegel bekannt, nun vollendete er sein zweites Bild von Benedikt XVI. Am 16. April übergibt er es in Rom. Schon das erste hat nicht allen gefallen. Und Franziskus soll sich einen anderen Künstler suchen.
Von Björn Menzel

Es soll ein Abschluss sein, der letzte Teil einer Reise. Eine Verabschiedung auf 1400 Kilometern Fahrt. Dazu hat der Leipziger Maler Michael Triegel das Porträt des abgetretenen Pontifex Benedikt XVI. in sein Auto geladen. Der Künstler bringt die Fracht persönlich von Sachsen nach Rom. Das ist ihm wichtig. Am Ziel der Reise wird das Ölbild in der "Deutschen Botschaft am Heiligen Stuhl" hängen. Damit soll ein Kapitel im Leben des 44-Jährigen vollendet sein.

Es begann bereits vor vier Jahren - und hat Triegel zum Papstmaler gemacht. Triegel stellte einige seiner Werke in Würzburg aus. An eine Kinderführung schlossen sich zwei Herren an. Sie waren Vertreter des Bistums Regensburg und offensichtlich von den Bildern beeindruckt. Triegels Werke erinnern viele an die Alten Meister. Raffael, Dürer, van Eyck. Die vielschichtige Maltechnik hat sich Triegel bei ihnen abgeschaut. Die Herren vom Bistum fragten, ob er sich vorstellen könnte, Papst Benedikt zu malen. Er konnte.

Skizzen in der Generalaudienz

Mehr noch. Der Ostdeutsche hatte schon seit der Wahl Benedikts darüber nachgedacht, den Heiligen Vater zu porträtieren. "Mich hat die Figur Joseph Ratzinger sehr interessiert", sagt Triegel, der selbst nicht gläubig ist, sich aber nicht als Atheist bezeichnet. Denn er fühle eine Sehnsucht und hätte gern einen Glauben.

Das erste Papstporträt hängt seit 2010 im Institut-Papst-Benedikt-XVI. in Regensburg. Die Studien für dieses erste Werk waren auch die Grundlagen für das nun fertiggestellte zweite Papstporträt. Benedikt wollte nicht Modell sitzen, vielleicht aus Bescheidenheit, vielleicht hatte er auch keine Zeit, erzählt Triegel. Der Maler konnte stattdessen an einer zweieinhalbstündigen Generalaudienz des Pontifex teilnehmen, saß in der ersten Reihe und machte sich mit dem Bleistift Skizzen. "Das war viel besser, denn ich sah, wie sich der Papst bewegt, seinen Umgang, seinen Händedruck, die Textur seiner Haut."

Das damalige Ergebnis gefiel nicht jedem. Auf dem Bild ist ein alter Mann zu sehen, festgehalten für die Ewigkeit. Der Mund des Papstes steht etwas offen, Altersflecken sind zu erkennen. Benedikt sitzt gebeugt auf einem Stuhl. Triegel hatte beobachtet, dass der Heilige Vater stets etwas in sich zusammensackt. Das Werk geriet sehr realistisch, doch gerade das löste heftige Kritik und Bewunderung zugleich aus. In Internetforen fand der Maler Anfeindungen, die ihn nicht kalt ließen. "Ein Angriff auf mein Bild ist ja auch immer ein Angriff auf mich", sagt Triegel.

"Das geht mir auf den Geist"

Dennoch ist das nun zweite Porträt dem ersten sehr ähnlich geworden, ohnehin erfährt er aus der Kirche Unterstützung: Die Papstbilder sind nicht die einzigen kirchlichen Auftragswerke des Künstlers. Unter anderem gestaltete Triegel bereits mehrere Altäre. Ein Ungetaufter schafft sakrale Kunst? "Ich male meine Zweifel und meine Sehnsüchte", antwortet Triegel. Zweifel, Sehnsucht, das sollte Kirchenoberen nicht fremd sein.

Nun hat er sich also erneut Ratzinger gewidmet, zwei Monate lang saß der Künstler in seinem Atelier in einem Fabrikgebäude der ehemaligen Leipziger Baumwollspinnerei. Triegel trug Schicht um Schicht der Ölfarben auf. Zum Schluss Firnis, damit das Bild leuchtet, aber nicht glänzt. Dann war es fertig.

Der abgetretene Papst wird aller Wahrscheinlichkeit nach bei der Übergabe seines Porträts in Rom nicht dabei sein. Der Tag ist sein 87. Geburtstag. Für Triegel soll er ein Abschied von der Papst-Malerei werden. "Ich muss schon zugeben, wenn immer vor meinem Namen 'Papstmaler' steht, geht mir das auf den Geist", sagt der Künstler. Bei mehr als 300 Bildern, die er bisher gemalt habe, sei das ja nur ein Bruchteil seines Schaffens.

Der neue Papst Franziskus habe noch nicht angefragt. Triegel lacht. "Ich glaube, auch Südamerika hat gute Maler", sagt er.