HRW-Bericht zu Indonesien Polizei-Anwärterinnen müssen zum "Jungfrauen-Test"
Jakarta - Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat eine offenbar in Indonesien gängige Praxis angeprangert, bei der Anwärterinnen für den Polizeidienst auf ihre Jungfräulichkeit getestet werden. Diese Vorgänge seien herabwürdigend und diskriminierend, heißt es in dem HRW-Bericht.
Die Tests sind laut HRW in Indonesien üblich. Der Report basiert auf Interviews mit Polizistinnen und Bewerberinnen auf den Polizeidienst in sechs Städten des Landes. Alle mussten sich einem sogenannten Zwei-Finger-Test unterziehen, um ihre Jungfräulichkeit prüfen zu lassen. Die Befragten beschrieben dieses Erlebnis als schmerzhaft und traumatisch.
Als Anforderung wird sexuelle Unberührtheit sogar in der offiziellen Jobbeschreibung angeführt. So heißt es auf der Webseite der indonesischen Polizei: "Zusätzlich zu den Tests zur medizinischen und körperlichen Eignung müssen Frauen, die Polizistinnen werden wollen, auch ihre Jungfräulichkeit prüfen lassen." Frauen mit diesem Berufswunsch "sollten also Jungfrauen bleiben".
Tests auch in Ägypten, Indien und Afghanistan
Ronny Sompie, Sprecher der indonesischen Polizei, bat darum, die Tests nicht misszuverstehen. Mit ihnen solle sichergestellt werden, dass Bewerberinnen nicht an Geschlechtskrankheiten leiden. Hierzu würden sowohl bei Männern als auch bei Frauen zusätzlich Blutuntersuchungen durchgeführt. "Das alles wird professionell gemacht, Bewerber kommen dabei nicht zu Schaden", fügte er hinzu.
"Die Durchführung von 'Jungfräulichkeits-Tests' ist diskriminierend", sagte HRW-Vertreterin Nisha Varia. "Sie verletzt und demütigt Frauen." Die Polizeibehörden in der Hauptstadt Jakarta forderte sie dazu auf, die Prüfungen sofort abzuschaffen.
HRW dokumentierte als "Jungfräulichkeits-Tests" verbrämten sexuellen Missbrauch durch die Polizei bereits in mehreren Ländern, darunter Ägypten, Indien und Afghanistan.