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Acht Tote in Hessen Großfahndung nach den Tätern von Hanau läuft

Es könnte "eine Beziehungstat oder eine wahllos begangene Tat" gewesen sein: Nach den Angriffen von Hanau mit mehreren Todesopfern rätseln die Ermittler über das Motiv.
Schwer bewaffnete Polizisten in Hanau: Die Täter sind weiter auf der Flucht

Schwer bewaffnete Polizisten in Hanau: Die Täter sind weiter auf der Flucht

Foto: KAI PFAFFENBACH/ REUTERS

Auch Stunden nach den tödlichen Schüssen in Hanau sind noch viele Fragen zu der Bluttat offen. Acht Menschen sind nach Angaben der Polizei bei dem Gewaltverbrechen in der hessischen Stadt getötet worden. Fünf weitere seien verletzt worden, die Zahl könne sich aber noch verändern, sagte ein Sprecher.

"Die Fahndung nach den Tätern läuft auf Hochtouren", teilte die Polizei in Offenbach mit. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Zu den Hintergründen gebe es noch keine gesicherten Erkenntnisse. Ein Sprecher sagte, es könne sich um "eine Beziehungstat oder eine wahllos begangene Tat" handeln. Die Beamten machten keine Angaben zur Identität und Nationalität der Opfer. Auch aus Bayern sind Beamte zur Verstärkung nach Hanau gereist.

Rettungskräfte an einer der Absperrungen in Hanau

Rettungskräfte an einer der Absperrungen in Hanau

Foto: KAI PFAFFENBACH/ REUTERS

Nach Angaben der Polizei fielen am Mittwochabend ab etwa 22.00 Uhr in und vor zwei Hanauer Shishabars Schüsse. In der Innenstadt, im Bereich des Heumarkts, wurden der Polizei zufolge drei Menschen getötet und mindestens eine Person schwer verletzt. Von dort sei ein dunkler Wagen davongefahren. Ein weiterer Tatort liegt nach Polizeiangaben am Kurt-Schumacher-Platz. Er befindet sich etwa zweieinhalb Kilometer vom Heumarkt entfernt im Stadtteil Kesselstadt. Dort kamen der Polizei zufolge fünf Menschen ums Leben.

Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) zeigte sich erschüttert. "Das war ein furchtbarer Abend, der wird uns sicherlich noch lange, lange beschäftigen und in trauriger Erinnerung bleiben", sagte er der "Bild"-Zeitung . Den Verletzten wünschte er alles Gute. Es sei "ein Abend, wie man ihn sich schlimmer kaum vorstellen kann".

Es ist ein echtes Horrorszenario

Hanauer Bundestagsabgeordnete Katja Leikert

Die Hanauer Bundestagsabgeordnete Katja Leikert (CDU) sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Ich bin erschüttert darüber, was passiert ist." Auf Twitter schrieb sie: "In dieser fürchterlichen Nacht in Hanau wünsche ich den Angehörigen der Getöteten viel Kraft und herzliches Beileid". Und: "Den Verletzten eine hoffentlich schnelle Genesung. Es ist ein echtes Horrorszenario für uns alle. Danke an alle Einsatzkräfte!!", schrieb die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion.

Die Polizei sperrte die Gegend um die beiden Tatorte weiträumig ab. Beamte mit Maschinenpistolen sicherten die Umgebung. Menschen standen in der Nähe der mit Flatterband abgesperrten Bereiche und weinten. Bilder aus Hanau zeigten in der Nacht mehrere abgesperrte Bereiche, die von bewaffneten Beamten bewacht wurden. Ein Polizeihubschrauber kreiste über der Stadt.

Um ein beschädigtes Auto, das mit Rettungsdecken abgedeckt war, wurde in der Nacht zum Donnerstag ein Feuerwehrzelt aufgebaut, das auch als Sichtschutz diente. Die Polizei sperrte den Bereich weiträumig ab. Schwer bewaffnete Beamte sicherten ihn. Dort sollen zuvor ebenfalls an oder womöglich auch in einer Art Kiosk Schüsse gefallen sein. Insgesamt starben laut Polizei an zwei Tatorten acht Menschen.

Hinweise auf einen dritten Tatort bestätigten sich nicht

Reporter, die nach den Schießereien vor Ort waren, sahen vor einem Dönerimbiss im Bereich Heumarkt Patronenhülsen, die Spuren wurden mit Farbspray markiert. Die Polizei forderte neugierige Passanten auf, den Bereich zu verlassen und sich in ihre Wohnungen und die Lokalitäten vor Ort zu begeben.

Eine mögliche dritte Schießerei im Stadtteil Lamboy bestätigte sich nicht. Die Polizei war zwar auch dort mit einem Großaufgebot vor Ort. Laut eines Sprechers der Staatsanwaltschaft wurde dort aber niemand getötet.

Hanau liegt im Main-Kinzig-Kreis etwa 20 Kilometer östlich von Frankfurt/Main und hat etwa 100.000 Einwohner.

jok/dpa