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Geheime US-Direktive Außenministerium lässt Uno-Diplomaten ausspähen

Die US-Regierung lässt laut einer Direktive aus dem Außenministerium gezielt Diplomaten der Uno ausspionieren. Das geht aus den jetzt enthüllten Depeschen hervor. Ausgespäht werden demnach politische Pläne - aber auch Kreditkartennummern, Telefonverzeichnisse und sicherheitsrelevante Daten.
Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon: Auskünfte über seine Absichten gefordert

Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon: Auskünfte über seine Absichten gefordert

Foto: EMMANUEL DUNAND/ AFP

Hamburg - Amerikanische Diplomaten sollen im Auftrag von US-Außenministerin Hillary Clinton die Diplomaten anderer Länder bei den Vereinten Nationen ausspähen. Das sieht der "Nationale Beschaffungsplan unter Einsatz menschlicher Quellen" ("National Humint Collection Directive") vor, den Clinton abgezeichnet hat und der seit dem 31. Juli 2009 gilt. Er liegt dem SPIEGEL vor.

Zu den zu sammelnden Informationen zählen persönliche Kreditkarteninformationen, Vielflieger-Kundennummern sowie E-Mail- und Telefonverzeichnisse. In vielen Fällen fordert das US-Außenministerium sogar "biometrische Daten" und "Passwörter für Verschlüsselungen" an. In den USA werden unter "biometrischen Daten" unter anderem Fingerabdrücke, Porträtfotos und Scans der Augeniris verstanden.

Auch Auskünfte über die Pläne und Absichten von Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon und seinem Sekretariat zu Themen wie Iran sind Teil der ausführlichen Wunschliste aus dem US-Außenministerium. Die Anweisung ging an 30 US-Botschaften weltweit, von Amman über Berlin bis Zagreb.

Das umfangreiche Dokument zeigt auch, welche Uno-Themen die US-Regierung besonders interessieren. Dazu gehören "Darfur/Sudan", "Afghanistan/Pakistan", Somalia, Iran und Nordkorea. Ähnliche Ausspäh-Direktiven finden sich auch für Paraguay und Palästina, für acht westafrikanische Staaten wie Burkina Faso, Mauretanien und Senegal sowie für diverse Staaten Osteuropas.

Als Begründung für die Spitzelaufträge unterstreicht Clinton, dass ein Großteil der Informationen, mit denen die amerikanischen Geheimdienste arbeiten, aus den weltweit zusammengetragenen Berichten von Außenamtsmitarbeitern stamme.

Im Wortlaut: Die Uno-Direktive