Zum Inhalt springen

Terror in Paris Muslime weltweit verurteilen die Anschläge

"Die Terroristen führen Krieg gegen den Islam": Muslimische Verbände in Frankreich und Deutschland reagieren schockiert auf die Anschläge von Paris. Bei Twitter trendet das Hashtag #NotInMyName.
Muslime vor dem Brandenburger Tor in Berlin: "Islamischer Staat repräsentiert nicht den Islam"

Muslime vor dem Brandenburger Tor in Berlin: "Islamischer Staat repräsentiert nicht den Islam"

Foto: Jörg Carstensen/ dpa

Mit Entsetzen und deutlichen Worten haben Muslime weltweit auf die Anschlagsserie mit mindestens 128 Toten in Paris reagiert. Der Rat der Muslime in Frankreich (CFCM) verurteilte die "niederträchtigen und schändlichen Angriffe mit größtem Nachdruck". Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, sagte: "Wir sind tief erschüttert über diesen feigen und perfiden Massenmord."

"Die Terroristen führen Krieg gegen die Menschlichkeit und damit auch direkt gegen den Islam", sagte Mazyek weiter. Medien und Politiker rief er dazu auf, "den Terroristen nun nicht auf den Leim zu gehen, indem ihre pseudo-religiösen Begründbarkeiten einfach unkritisch übernommen werden". Das leiste der Vereinnahmung des Islam Vorschub.

Der iranische Außenamtssprecher Hussein Dschaberi erklärte in Teheran: "Diese Terroristen sind keine Muslime und haben nichts gemeinsam mit den Kriterien und Werten des Islam."

Gegen eine pauschale Verurteilung von Muslimen setzen sich auch Tausende Menschen bei Twitter ein. Das Hashtag #NotInMyName kursiert in Deutschland unter den trending Topics. Menschen halten Schilder mit dem Statement hoch:

Neu ist das Hashtag allerdings nicht; bei vielen Bildern und Videos, die nun kursieren, handelt es sich um ältere Kampagnen oder Solidaritätsbekundungen zu den Terroranschlägen auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" vor einigen Monaten. Viele Twitter-Nutzer zeigten sich zudem traurig, dass eine Distanzierung überhaupt wieder gefordert wird - als sei nicht klar, dass Muslime nicht per se für die Anschläge verantwortlich gemacht werden könnten.

Die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) hatte sich am Samstag - nur Stunden nach dem Blutbad - zu den Anschlägen bekannt. Einer der Täter ist inzwischen identifiziert: Laut Ermittlern soll es sich um einen jungen Franzosen handeln, der in der Vergangenheit wegen seiner Verbindungen zu militanten Islamisten aufgefallen war.

Fotostrecke

Anschläge in Frankreich: Der Horror von Paris

Foto: MIGUEL MEDINA/ AFP

Benjamin Idriz, Imam der Islamischen Gemeinde Penzberg und Vorsitzender des Münchner Forums für Islam (MFI) schrieb auf Facebook unter dem Titel "Ihr seid niemals Muslime!": "Wieder sind wir als Muslime in ganz besonderer Weise erschüttert, in ganz besonderer Weise fassungslos und in ganz besonderer Weise herausgefordert." Muslime wie Nicht-Muslime müssten gegen all jene, die nicht für ein friedliches Miteinander einstehen, zusammenstehen.

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, befürchtet nun eine neue Welle der Islamfeindlichkeit. "Im Moment herrscht in Deutschland wegen der Flüchtlingskrise sowieso eine sehr angespannte Situation, und rechtspopulistische Gruppen wie Pegida oder die AfD werden das für sich ausnutzen", sagte Sofuoglu der "Stuttgarter Zeitung". "Sie werden sich in ihrer Anschauung und in ihren Argumenten bestärkt fühlen und damit auch noch lauter in der Öffentlichkeit auftreten."

Sofuoglu forderte, dass sich die Muslime in Deutschland und auch die muslimischen Verbände ausdrücklich gegen die Gewalt stellen. "Es ist an der Zeit, dass klare Worte gegen den Terror des Islamischen Dschihad formuliert werden", sagte Sofuoglu. Fehl am Platz seien nun besänftigende Sätze in der Art, dass der Islam im Grunde eine Religion des Friedens ist und solche Gewaltexzesse nicht gutheißt. "Wir Muslime müssen den Terror jetzt entschieden und für jeden laut hörbar verurteilen."

vks/dpa/AFP