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Tschetschenen in der Ukraine: "Allahu Akbar"-Rufe im Schnee

Foto: MAXIM SHEMETOV/ REUTERS

Militärübung bei Donezk Tschetschenische Kämpfer mischen in der Ukraine mit

Im Ukraine-Konflikt kämpfen auch Tschetschenen - auf beiden Seiten. Ein prorussisches Bataillon trainiert bei Donezk, darunter angeblich russische Ex-Soldaten. Durch die verschneite Landschaft schallt der Ruf: "Allahu Akbar!"

Donezk - Die Tschetschenen brüllen "Allahu Akbar" (Gott ist groß), während sie in Tarnuniformen im ostukrainischen Separatistengebiet im Schnee trainieren. Die Männer nutzen eine alte Ferienanlage außerhalb der Rebellenhochburg Donezk als Stützpunkt. "Dies ist das Freiwilligen-Bataillon 'Tod'", sagt der stellvertretende Kommandeur der Truppe, der sich nur als "Stinger" vorstellt. "Etwa 300 Mann von uns sind in der Region Donezk. Wir haben zehn bis 20 Jahre Erfahrung auf dem Schlachtfeld."

Stinger ist um die 40 Jahre alt, seine Mütze ist mit einer kleinen tschetschenischen Flagge in Grün, Weiß und Rot bestickt. An ein Bein hat er eine Pistole geschnallt. Er spricht Russisch mit dem starken Akzent der Bewohner des Kaukasus. Im Lager parken mehrere Autos mit tschetschenischen Nummernschildern.

Die Tschetschenen sagen, Stingers Bataillon bestehe hauptsächlich aus früheren Soldaten, die in der vorwiegend muslimischen Region eingesetzt waren. Russland führte dort in den Neunzigerjahren zwei Kriege gegen muslimische Aufständische. Inzwischen wird Tschetschenien mit Russlands Hilfe von Ramsan Kadyrow beherrscht, dem Kritiker schwere Menschenrechtsverstöße vorwerfen.

In der Ukraine greifen alte Tschetschenien-Kämpfer auf beiden Seiten ein: Einige unterstützen die Separatisten, andere stehen an der Seite der Regierung in Kiew, was den Konflikt nur noch unübersichtlicher macht. Stingers Leute betrachten die Tschetschenen, die für die Regierungstruppen kämpfen, als Erzfeinde. Einige der proukrainischen Tschetschenen waren nach den zwei Kriegen aus Russland geflohen und besitzen nun Pässe von westlichen Staaten. Sie sagen, Russland sei der gemeinsame Feind von ihnen und der Führung in Kiew. Tschetschenien sei von Russland besetzt.

Stinger dagegen argumentiert, Tschetschenien sei während der Kriege zerstört worden und habe erst wieder Frieden gefunden, nachdem sich die lokalen Machthaber mit Russland verbündet hätten. Einige Mitglieder des Bataillons "Tod" berichten, sie hätten in Tschetschenien erst gegen Russland gekämpft, sich dann aber den Kreml-treuen Truppen angeschlossen. Sie hätten später von Ramsan Kadyrows Vater Achmet Amnestie erhalten.

Russland bestreitet Vorwürfe des Westens, es habe Truppen zur Unterstützung der Separatisten in den Osten der Ukraine geschickt. Einige Kämpfer vor Ort räumen dagegen ein, früher bei der russischen Armee gewesen zu sein oder gerade "Urlaub" zu haben. Die Führung in Moskau bezeichnet die russischen Kämpfer in der Ostukraine als Freiwillige.

anr/Reuters