Vorstoß bei den Grünen Realo-Gruppe fordert radikalen Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik
Eine neu formierte Gruppe innerhalb der Grünen spricht sich angesichts der völlig überlasteten Kommunen für einen Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik aus. Sie nennt sich »Vert Realos«, eines der prominentesten Mitglieder ist der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer.
Ihr siebenseitiges »Memorandum für eine andere Migrationspolitik in Deutschland« haben mehrere Dutzend Politikerinnen und Politiker unterzeichnet. Zu ihnen gehören der bayerische Landrat Jens Marco Scherf, die frühere Parlamentarische Staatssekretärin im Entwicklungshilfeministerium, Uschi Eid, oder Rebecca Harms, einst Fraktionsvorsitzende im EU-Parlament.
Frontalangriff auf die Demokratie
Ehemalige israelische Agenten haben offenbar fast drei Dutzend Wahlen manipuliert. Ihre Kunden: machthungrige Politiker und wohlhabende Geschäftsleute. In den vergangenen Jahren ist eine rasant wachsende Industrie auf diesem Gebiet entstanden. Auch Deutschland ist in ihrem Visier.
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Es fehle ein »Konzept für eine gelungene Integration oder die konsequente Rückführung von Geflüchteten in ihre Heimat, sobald sich dies verantworten lässt oder sie selbst es wollen«, so heißt es dort. Vonnöten seien ein Einwanderungsgesetz für Wirtschaftsmigranten, aber auch »verpflichtende Aufenthaltszonen« für Geflüchtete sowohl an den Grenzen als auch außerhalb der Europäischen Union.
Verfasser sehen Gefahr für sozialen Frieden
Asylbewerber ohne Papiere müssten zurückgewiesen werden oder »bis zur Klärung ihrer Identität in einer staatlichen Aufnahmeeinrichtung verbleiben«. Ein Aufenthaltsrecht setze voraus, dass Geflüchtete sich »in die gesellschaftliche Ordnung« einfügten und Grundwerte wie religiöse Toleranz oder das Existenzrecht Israels akzeptierten.
Die Akzeptanz für Einwanderung sinke in Deutschland, betonen die Verfasser des Memorandums. Dieser Zustand gefährde auf Dauer den Zusammenhalt und den sozialen Frieden. Durch die »bisher verfehlte Migrationspolitik« und die Weigerung, Fehlentwicklungen offen zu debattieren, werde der »rechte Rand der Gesellschaft und der Parteien« gestärkt.
Die Vorschläge dürften innerhalb der Partei auf heftigen Widerstand stoßen, stellen sie doch in vielen Punkten eine Abkehr von jahrzehntelang gepflegten Positionen der Grünen dar. Damit rechnen offenbar auch die Initiatoren. Sie sehen das Papier als »Beitrag zur Diskussion« in der Partei, damit die »Migrationspolitik in Deutschland an die tatsächlichen Erfordernisse angepasst wird«.