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Debatte um Mitgliederbefragung Gabriel offen für Urwahl über Kanzlerkandidatur

Die Parteibasis soll bestimmen, wer 2017 gegen Merkel antritt, verlangte kürzlich die Juso-Chefin. Nun hat sich Gabriel selbst geäußert - und Sympathie für den Vorschlag bekundet.
SPD-Chef Sigmar Gabriel: "In einer Demokratie ist jeder schlagbar"

SPD-Chef Sigmar Gabriel: "In einer Demokratie ist jeder schlagbar"

Foto: Markus Schreiber/ AP/dpa

Viele haben es als Angriff auf SPD-Chef Sigmar Gabriel aufgefasst, als die Vorsitzende des Parteinachwuchses vor wenigen Tagen eine Urwahl für die Kanzlerkandidatur ins Gespräch brachte: Die SPD-Mitglieder sollten entscheiden, wer 2017 Angela Merkel herausfordert, sagte Juso-Chefin Johanna Ueckermann: "Ein Auskungeln eines Kandidaten wie vor den letzten Wahlen macht die SPD nicht mehr mit." Auch weitere Teile der Partei unterstützten den Vorschlag.

Jetzt hat sich Gabriel selbst zu Wort gemeldet - und sich offen gezeigt für eine Mitgliederbefragung über die Kanzlerkandidatur. "Ich habe immer großen Wert darauf gelegt, die direkte Beteiligung in der Partei zu erhöhen. Deshalb haben die Mitglieder auch über den Koalitionsvertrag abgestimmt", sagte er der "Bild" (Montagsausgabe). Ein Mitgliederentscheid über die Kanzlerkandidatur vor der Wahl brächte eine große Mobilisierung für die SPD. "Dafür bräuchte es dann aber mehr als nur einen Kandidaten", sagte der Parteichef.

SPD-Vize Ralf Stegner hatte in dieser Woche bereits angedeutet, dass Gabriel einer Urwahl offen gegenübersteht - vorausgesetzt, es gebe mehrere Kandidaten. "Der Vorsitzende muss also von niemandem dazu aufgefordert oder gar gedrängt werden."

Gabriel lässt eigene Kandidatur offen

Gabriel ließ hingegen weiterhin offen, ob er selbst zur Kanzlerkandidatur bereit ist. "Mal abgesehen davon, dass es eine große Ehre und auch Verantwortung wäre, für dieses wichtige Amt nominiert zu werden: Zwei Jahre vor der nächsten Bundestagswahl macht es keinen Sinn, über Kanzlerkandidaturen zu philosophieren", sagte der Vizekanzler der "Bild".

Einer aktuellen Forsa-Umfrage zufolge hätte Gabriel derzeit wohl schlechte Chancen bei einem Mitgliederentscheid:61 Prozent der SPD-Anhänger hatten sich bei der Kanzlerpräferenz gegen Gabriel ausgesprochen. Derzeit drängt sich bei der SPD allerdings auch kein anderer Kandidat auf, der ins Rennen um die Kanzlerschaft gehen könnte.

Vor dem Hintergrund hatte Schleswig-Holsteins SPD-Ministerpräsident Torsten Albig zuletzt mit dem Vorschlag für Verwunderung gesorgt, seine Partei solle auf einen eigenen Kanzlerkandidaten verzichten. "Ich glaube, es ist schwer, gegen diese Kanzlerin eine Wahl zu gewinnen", hatte Albig Ende Juli in einem Interview gesagt.

Gabriel gibt sich nun kämpferisch und weist den Vorschlag seines Parteikollegen aus dem Norden klar zurück. "In einer Demokratie ist jeder schlagbar", sagte er der "Bild". "Die SPD wird einen Kanzlerkandidaten aufstellen und um die Kanzlerschaft kämpfen."

bkr/AFP/dpa