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Lärmende Tröten Südafrikas WM-Chef erwägt Vuvuzela-Verbot

Die Kritik am Vuvuzela-Lärm beschäftigt nun auch die Turnierorganisation. Dany Jordaan, der Chef des Organisationskomitees, erwägt, die Vuvuzelas im Stadioninnenraum zu verbieten. Denn inzwischen beklagen sich auch die Großfinanziers der WM, TV-Sender wie ARD und ZDF, über die Störgeräusche.
Fan mit Vuvuzela: Tröte beschäftigt die Turnierorganisation

Fan mit Vuvuzela: Tröte beschäftigt die Turnierorganisation

Foto: ALEXANDER JOE/ AFP

Hamburg - Auf die Frage, ob die lauten Tröten aus den Stadien verbannt werden könnten, sagte der Chef des WM-Organisationskomitees, Danny Jordaan, dem TV-Sender BBC: "Wenn es dafür Gründe gibt, ja."

Und die gibt es offenbar. So hatte der Kapitän der französischen Nationalmannschaft Patrice Evra sich über die lautstarken Blasinstrumente beschwert und sie als Ursache für den schwachen Auftritt seiner Mannschaft im Vorrundenspiel gegen Uruguay (0:0) ausgemacht: "Wir können uns auf dem Platz nicht verständigen."

Ähnlich hatte sich bereits Lionel Messi geäußert: "Es ist unmöglich, sich mitzuteilen, wenn man wie taub ist", sagte der argentinische Star nach dem 1:0-Auftaktsieg seines Teams gegen Nigeria. Kapitän Javier Mascherano erklärte: "Fußball ist auch Kommunikation. Und bei diesem Krach der Vuvuzela ist es schwer, mit deinem Mitspieler zu sprechen."

Nun gibt es erste Anzeichen, dass die Fifa reagieren könnte: "Wir haben immer gesagt, wenn eine davon auf dem Platz landet, werden wir handeln." Jordaan erklärte, weil der Lärm einige Leute irritiert habe, "sie alles dafür getan hätten, die Auswirkungen zu minimieren".

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Vuvuzelas: Eine Tröte spaltet die Welt

Foto: Dennis M. Sabangan/ dpa

Die Organisatoren hatten im Vorfeld bereits einige Anweisungen gegeben. So sollen während der Nationalhymnen oder Stadiondurchsagen keine Vuvuzelas ertönen. Jordaan erklärte, kein Fan der Vuvuzelas zu sein. "Ich bevorzuge das Singen. Das schafft eine schöne Atmosphäre im Stadion und ich würde den Leuten ebenfalls empfehlen zu singen. Auch in den Tagen der Unruhen haben wir gesungen, unserer Geschichte ist geprägt von Gesängen."

Doch es dürften nicht nur genervte Fans und Spieler sein, die die Turnierorganisatoren zum Nachdenken bewegen. Ihre größten Finanziers, die TV-Anstalten, sind ebenfalls wenig begeistert von den lautstarken Blasinstrumenten.

So erhielten ARD und ZDF etliche erboste Mails und Anrufe von Zuschauern. Doch die Sendeanstalten haben keinen Einfluss auf die Signale der Außenmikrofone, über die das Geräusch eingefangen wird. Die Tonspur wird wie die Bilder von der Fernsehproduktionsfirma HBS im Auftrag der Fifa produziert. Die Tochtergesellschaft der Schweizer Sportrechte-Agentur Infront steht deshalb nun im Fokus der Kritik.

"Die müssen sich da was einfallen lassen", sagt ein ARD-Mitarbeiter SPIEGEL ONLINE. "Das Problem mit den Vuvuzelas ist seit dem Confed-Cup 2009 in Südafrika bekannt. Das sind Unzulänglichkeiten, an denen gearbeitet werden muss." ZDF-Teamchef Dieter Gruschwitz kündigt an, bei den täglichen Briefings mit HBS über das Problem zu reden: "Alle Sendeanstalten sind unzufrieden, deshalb werden wir unsere Position klar machen." HBS teilte SPIEGEL ONLINE mit, bisher habe weder eine deutsche noch eine ausländische Sendeanstalt die Produktionsfirma direkt auf das Vuvuzela-Problem angesprochen.

jar/hbm/dpa/sid