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Unistädte entdecken Warum es sich in Magdeburg gut studieren lässt

Wohnraum ist bezahlbar, das Studienangebot breit, und die Barszene kann sich auch sehen lassen: Student Patrick Kraus schwärmt von seiner Unistadt Magdeburg. Hier erzählt er, was ihm dort trotzdem manchmal fehlt.
Aufgezeichnet von Antonia Fischer
Student Kraus (l.) mit Freund vor der Grünen Zitadelle in Magdeburg

Student Kraus (l.) mit Freund vor der Grünen Zitadelle in Magdeburg

Foto:

Privat

Stadt, Land, Studium

Ob altehrwürdige Universitätsstadt oder eher unbekanntes Örtchen: Wer zum Studium an einen neuen Ort zieht, muss sich erst einmal orientieren. In der Reihe »Stadt, Land, Studium« stellen wir Hochschulstädte vor – und lassen Studierende erzählen, wie der Alltag dort abläuft.

Was hat der Campus zu bieten? In welchen Vierteln wohnt es sich am schönsten, was kostet ein WG-Zimmer? Welche Partys sind legendär und wo verbringt man seine Zeit, wenn man nicht im Hörsaal sitzt?

Weil Patrick Kraus nach der Schule unbedingt Medizin studieren wollte, bewarb er sich an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg – dort rechnete er sich die größten Chancen aus. Und tatsächlich erhielt er die Zusage für einen Studienplatz. Also zog er 2019 aus einer bayerischen Kleinstadt in die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt. Heute lebt der 26-Jährige in einer Wohnung mit Dachterrasse, schreibt an seiner Doktorarbeit und ist überzeugt: Magdeburg ist ein Sehnsuchtsort.

Campusleben: Standort, Mensa und Café

»Wir Medizinstudierenden haben einen eigenen Campus im Süden Magdeburgs. Unsere Lehrgebäude sind direkt ans Uniklinikum angeschlossen. Das ist besonders praktisch, wenn wir zwischen Lehrveranstaltungen und Praxisstationen hin- und herwechseln. Auf Prüfungen kann ich mich aber besser woanders vorbereiten: Ich lerne gern in der Bibliothek auf dem Hauptcampus im Norden der Stadt, sie ist sehr modern designt und zum großen Teil verglast.

Mir schmeckt auch das Essen in der Mensa am Hauptcampus besser als in der Mediziner-Mensa. Trotzdem kann ich dort die veganen Nuggets mit Kartoffelspalten empfehlen, das Gericht kostet 3,20 Euro. Mit dem Rad fahre ich etwa 20 Minuten vom einen zum anderen Standort, es gibt auch eine direkte Straßenbahnverbindung.

Die meiste Zeit verbringe ich mit meinen Kommiliton:innen aus dem Medizinstudium und bleibe so in meiner Bubble. Das ist einerseits schön, weil wir intensive Verbindungen aufbauen; wir verreisen zum Beispiel jeden Sommer gemeinsam. Andererseits wünsche ich mir manchmal, mehr neue Leute kennenzulernen. Dafür empfehle ich, in eine WG zu ziehen.«

Magdeburg in Kürze
  • Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt

  • Rund 240.000 Einwohner:innen, davon etwa 17.000 Studierende

  • Wahrzeichen: Grüne Zitadelle, Dom zu Magdeburg, Magdeburger Reiter

  • Berühmtheiten: Tokio Hotel, Fritz Meinecke

Wohnen: WG-Preise und Stadtteile

»Ich habe selbst drei Jahre lang in einer WG gewohnt, mit meinen Mitbewohner:innen halte ich immer noch Kontakt. Vor rund einem Jahr bin ich dann mit meinem Freund zusammengezogen. Wir wohnen in Sudenburg, einem der südlichen Stadtteile. Wegen der Nähe zum Klinikum leben hier viele Medizinstudierende. Es gibt keine Hochhäuser oder Plattenbauten, alles ist ruhig und beschaulich – trotzdem bleibt der Wohnraum bezahlbar. Ich konnte es am Anfang kaum glauben: Für eine 100 Quadratmeter große Maisonettewohnung mit Dachterrasse zahlen wir 950 Euro warm. Das ist herrlich, bei Sonnenschein frühstücken wir draußen und laden Freund:innen ein.

Beliebtes Ausflugsziel: Der Klosterbergegarten

Beliebtes Ausflugsziel: Der Klosterbergegarten

Foto: Privat

Das Studierendenwohnheim am Medizinercampus ist hingegen nicht allzu beliebt – die Wände dort sollen sehr dünn sein. Viele Studierende der Universität wohnen um den Hauptcampus verteilt. Ich kenne viele WGs in der Altstadt oder am Hasselbachplatz.«

Studieren und Wohnen in Magdeburg

Magdeburg hat zwei Hochschulen: die Otto-von-Guericke-Universität  und die Hochschule Magdeburg-Stendal .

Ein WG-Zimmer kostet durchschnittlich 328 Euro. Das ergab ein Scoring des Moses-Mendelssohn-Instituts in Kooperation mit dem Immobilienportal WG-gesucht.de und dem Projektentwickler GBI. Eine Übersicht aller Studierendenwohnheime gibt es hier .

Freizeit: Kultur, Kneipe und Klub

»Der Hasselbachplatz, kurz ›Hassel‹, ist der Kneipen-Hotspot. Er ist im Zweiten Weltkrieg größtenteils verschont geblieben, deshalb gibt es dort noch viele schöne Altbauten aus der Gründerzeit. Eine meiner Lieblingsbars ist ›The Hyde‹ – wegen der großen Bierauswahl. Ein halber Liter kostet rund vier Euro. Die ›Stern Bar‹ erstreckt sich über zwei Stockwerke, hier findet man auch als größere Gruppe meist einen Platz.

Mischung aus Klub und Biergarten: Die »Datsche«

Mischung aus Klub und Biergarten: Die »Datsche«

Foto: Privat

Lesen, lernen, joggen, Karten spielen – das alles mache ich im Sommer gern im Stadtpark Rotehorn. Oder ich fahre an die Badeseen in Gommern, die Kleinstadt liegt mit dem Zug gerade einmal 20 Minuten entfernt. Der ›place to be‹ ist allerdings die ›Datsche‹, eine Open-Air-Location und zugleich eine Mischung aus Klub und Biergarten. Tanzen, im Strandstuhl fläzen, Tischtennis spielen, das gute Wetter genießen – die ›Datsche‹ ist mein Sehnsuchtsort.

(Mehr oder weniger) Wissenswertes über Magdeburg

Pinke Fassade, schiefe Fenster, auf Dächern gepflanzte Bäume: Die Grüne Zitadelle ist ein von Friedensreich Hundertwasser entworfenes Gebäude in der Magdeburger Innenstadt. Sie war das letzte Projekt, an dem der österreichische Künstler vor seinem Tod im Jahr 2000 arbeitete. Fünf Jahre später wurde die Zitadelle posthum fertiggestellt.

Richtige Klubs besuche ich mittlerweile seltener, oft fehlt mir dafür die Zeit. Wenn ich doch einmal losziehe, dann gehe ich in ›Die Insel der Jugend‹. Hier läuft meist Techno auf mehreren Floors, bei gutem Wetter hat eine Outdoor-Tanzfläche geöffnet.«

Nach dem Abschluss: Wie geht’s weiter?

»2027 beginnt für mich das Praktische Jahr, bis dahin werde ich auf jeden Fall in Magdeburg bleiben. Auch darüber hinaus kann ich mir vorstellen, hier zu wohnen. Aktuell promoviere in am Leibniz-Institut für Neurobiologie. Sollte ich die Fachrichtung auch in Zukunft verfolgen, wäre Magdeburg ein toller Standort dafür.

Obwohl ich nie geplant hatte, hier zu leben, bin ich froh, dass es so gekommen ist. Ich bin queer und hatte mir vor dem Umzug Sorgen über negative Erfahrungen gemacht. Zum Glück sind sie nie eingetreten.

Die Stadt tut viel dafür, um attraktiver zu werden: Vieles wird renoviert, es gibt Neubauten und gut ausgebaute Radwege. Die Gentrifizierung ist aber weniger sichtbar als in anderen Großstädten, was ich sehr angenehm finde. Ich lebe hier wirklich gern – auch weil es so günstig ist.

An sich vermisse ich hier nichts. Manchmal stört es zwar, dass man für große Konzerte nach Berlin fahren muss. Die Fahrt dauert circa zwei Stunden, gerade mit dem Deutschlandticket ist das aber kein Problem. Das ist Meckern auf wirklich hohem Niveau. Und selbst Bands wie AnnenMayKantereit habe ich schon in Magdeburg live gesehen.«

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, das zweite Bild im Text zeige den Stadtpark Rothehorn in Magdeburg. Tatsächlich aber zeigt es den Klosterbergegarten. Wir haben die Stelle korrigiert.