Zum Inhalt springen

Ifo-Erhebung Stimmung in Wohnungsbaubranche auf Allzeittief

Weniger Aufträge und mehr Stornierungen: Ifo-Ökonomen sehen das Geschäftsklima im Wohnungsbau auf einem Rekordtief und sprechen von »düsteren« Perspektiven – trotz langsamer ansteigenden Baukosten.
Rohbau in Köln: Für die Wohnungsbaubranche wird auch 2024 wohl ein schwieriges Jahr werden

Rohbau in Köln: Für die Wohnungsbaubranche wird auch 2024 wohl ein schwieriges Jahr werden

Foto: Rolf Vennenbernd / dpa

Schon seit mehr als drei Jahrzehnten erheben die Ifo-Ökonomen das Geschäftsklima im Wohnungsbau in Deutschland – nach der neuesten Umfrage ist die Stimmung in der Branche nun auf den tiefsten Stand seit Beginn der Untersuchungen gerutscht: Im Dezember ist das Barometer nach minus 54,4 im Vormonat auf minus 56,8 Punkte gefallen. Grund dafür seien neben dem schwachen Neugeschäft auch immer mehr Stornierungen. Und das Klima wird sich vorerst wohl nicht ändern.

»Obwohl die Zinsen für Baufinanzierungen zuletzt wieder gesunken sind, ist noch keine Entspannung in Sicht«, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. Auch für das erste Halbjahr dieses Jahres befürchten die Wohnungsbauunternehmen weitere Geschäftseinbußen. »Die außergewöhnlich schwachen Erwartungen zeigen, dass die Firmen aktuell keine Hoffnung haben. Die Perspektiven für 2024 sind düster.«

Das vergangene Jahr war für den Wohnungsbau unter anderem besonders schwierig, weil das Neugeschäft weit unter dem Niveau der Vorjahre zurückgeblieben ist. Ursachen dafür sind Wohlrabe zufolge auch die drastisch gestiegenen Bau- und Zinskosten. »Nur der hohe Auftragsbestand, mit dem die Betriebe in die Krise gestartet waren, sowie die langen Projektlaufzeiten hatten einen noch stärkeren Einbruch der Bautätigkeit verhindert.«

Laut der ifo-Erhebung berichteten mehr Unternehmen im Dezember über Stornierungen im Wohnungsbau, über die Hälfte der Betriebe sprach von zu niedrigen Auftragsbeständen: 22,1 Prozent der Befragten klagten im Dezember über gestrichene Projekte – nach 21,5 Prozent im Vormonat, so das Institut.

DIW prognostiziert sinkende Ausgaben für Bauleistungen

Die trüben Aussichten für das kommende Jahr im Wohnungsbau werden von einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bestätigt. Laut der Untersuchung werden die Ausgaben für Bauleistungen in diesem Jahr erstmals seit der Finanzkrise 2009 sinken: Prognostiziert wird ein Minus von 3,5 Prozent auf rund 546 Milliarden Euro, der Wohnungsbau allein dürfte dabei sogar um mehr als fünf Prozentpunkte schrumpfen.

»Der Wohnungsbau hat drei schwierige Jahre hinter sich und es wird noch ein weiteres schweres folgen«, prophezeite Studienautor Martin Gornig. Das Ziel, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, rücke weiter in die Ferne. 2024 dürften es nur etwa 265.000 werden.

Baupreise steigen laut Statistischem Bundesamt langsamer

Um die Baukonjunktur zu beleben, muss die Politik dem DIW zufolge Klarheit über die Förderprogramme schaffen, darunter solche in der energieeffizienten Gebäudesanierung, im Tiefbau und im Wohnungsneubau. »Wenn hier die Förderung wieder klarer wird, dürfte das auch helfen, dem Wohnungsmangel entgegenzuwirken«, sagte DIW-Studienautorin Laura Pagenhardt.

Impulse für den Neubau könnten von den langsamer steigenden Baupreisen kommen. Der Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude verteuerte sich im November nur noch um 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt zu seiner vierteljährlichen Auswertung mitteilte.

Das ist der kleinste Anstieg seit dem ersten Quartal 2021. Im vergangenen August hatte es noch einen Anstieg von 6,4 Prozent gegeben, im Februar von 15,1 Prozent – von August auf November erhöhten sich die Baupreise nur noch um 0,4 Prozent.

spr/Reuters/AFP