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Immobilienmarkt Für Mieter steigt das Armutsrisiko

Laut einer neuen Studie gelten mittlerweile fast 29 Prozent der Mieter in Deutschland als armutsgefährdet. Ihr Risiko, arm zu werden, ist damit deutlich höher als das von Wohnungseigentümern.
Hochhäuser in Berlin

Hochhäuser in Berlin

Foto: Stephanie Pilick/ dpa

Wer zur Miete wohnt, trägt ein wesentlich höheres Armutsrisiko als Besitzer von Wohneigentum. Zu diesem Ergebnis kommt nach SPIEGEL-Informationen eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zur Einkommensverteilung in Deutschland. (Diese Meldung stammt aus dem SPIEGEL. Die neue Ausgabe finden Sie hier.)

Demnach lag die Armutsrisikoquote für Mieter im Jahr 2015 bei knapp 29 Prozent. Anfang der Neunzigerjahre war der Anteil noch mit 16 Prozent nur gut halb so hoch. "Von dieser Entwicklung sind vor allem junge Erwachsene bis 35 Jahre betroffen", heißt es in der DIW-Studie. Deren Armutsrisikoquote sei seit 2000 um 15 Prozentpunkte gestiegen.

Als armutsgefährdet gilt laut offizieller Definition, wer 60 Prozent oder weniger des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. Ob man armutsgefährdet ist, hängt deshalb auch davon ab, wie viel Geld die anderen haben.

Bei Menschen, die Wohneigentum besitzen, liegt dieses Armutsrisiko laut Studie lediglich bei rund vier Prozent und ist seit mehr als zwei Jahrzehnten relativ konstant. Ist die eigene Wohnung erst einmal abbezahlt, entfallen Kreditraten oder Mietzahlungen. Mieter hingegen mussten 2010 laut DIW-Studie im Schnitt rund 28 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens für ihre Miete ausgeben. Die durchschnittliche monatliche Bruttokaltmiete lag damals bei 440 Euro. Eigentümer abbezahlter Immobilien sparen dieses Geld und haben dadurch einen Einkommensvorteil.

Die Schere zwischen Mietern und Eigentümern dürfte sich künftig noch weiter öffnen: Parallel zu den Mieten steigt seit 2010 auch die Armutsrisikoquote starker als zuvor. Betroffen sind vor allem Menschen mit niedrigen Einkommen. "Menschen, die ein Armutsrisiko haben, dürfte es also immer schwerer fallen, auf dem Immobilienmarkt bezahlbare Mietwohnungen zu finden", sagt DIW-Forscher Markus Grabka. Das Institut fordert deshalb von der Politik, mehr für den sozialen Wohnungsbau zu tun.