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Korruptionsaffäre Baukonzern Bilfinger soll Exportkredite erschlichen haben

Manager des Baukonzerns sollen bei Geschäften in Bosnien offenbar nicht nur Amtsträger geschmiert, sondern laut SPIEGEL-Informationen auch Exportkredite des österreichischen Staats auf trickreiche Weise kassiert haben.
Bilfinger-Logo

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Foto: Uwe Anspach/ dpa

Manager des Mannheimer Industriedienstleistungskonzerns Bilfinger haben offenbar nicht nur Amtsträger im Zusammenhang mit Geschäften in Bosnien geschmiert, sondern nach Informationen des SPIEGEL auch österreichische Exportkredite in Höhe von 28 Millionen Euro erschlichen.

Diesen Verdacht legen bislang unbekannte Ermittlungsberichte der britischen Wirtschaftsdetektei Orbis Business Intelligence nahe. Deren Ermittler hatten im Auftrag des Konzerns Geschäfte untersucht, die die österreichische Bilfinger-Tochter VAM Anlagentechnik in den Jahren 2011 bis 2016 mit Universitäten in Sarajevo, Banja Luka und Bihac gemacht hatte.

Sie hatten dabei festgestellt, dass die von der VAM in Rechnung gestellten Preise für technisches Equipment und Dienstleistungen durchgängig "verdächtig hoch" waren und teilweise mehr als 100 Prozent über den gängigen Marktpreisen lagen. Die Differenz zwischen VAM-und Marktpreisen, so die Orbis-Rechercheure, hätten sich womöglich Bedienstete der Bilfinger-Tochter und bosnische Bildungs-Bürokraten geteilt.

Keramik-Öfen für 200.000 Euro

Ebenfalls verdächtig: Manche Universitäten waren mit Ausrüstung beliefert worden, die die zuständigen Fachabteilungen nicht geordert hatten. So erhielt eine Kunstakademie fabrikneue Keramik-Brennöfen für mehr als 200.000 Euro, obwohl sie keine Keramikabteilung haben und deshalb auch nichts zu brennen hatten. Und: Obwohl alle Projekte in Bosnien offiziell angekündigt und öffentlich ausgeschrieben waren, blieb die VAM in allen Verfahren einziger Bieter.

Der österreichischen Justiz hat der Konzern, der seit Jahren wegen Korruption unter Aufsicht des US-Justizministeriums steht, diese Vorgänge nicht gemeldet, wie die Zentrale Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Korruption dem SPIEGEL mitteilte. Angesichts der Tatsache, dass alle Bosnien-Geschäfte der VAM mit österreichischen Exportkrediten finanziert waren, ein erstaunlicher Umstand, steht doch der Verdacht des Exportkreditbetrugs im Raum, Bilfinger weist alle Vorwürfe von sich. Laut Konzern gab es "keine hinreichend belastbare Faktenbasis" für eine Selbstanzeige. Immerhin: "Der Geschäftsbereich Training & Education der VAM wurde 2016 eingestellt. Die betreffenden Mitarbeiter haben das Unternehmen verlassen."