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Offensive gegen Grünheide-Fabrik VW-Chef Diess will Wolfsburger Stammwerk gegen Tesla hochrüsten

Teslas Deutschland-Expansion macht den Deutschen Beine: Der VW-Konzern will den Umbau zur Elektromobilität beschleunigen – und sein Stammwerk gegen die Fabrik des US-Rivalen in Brandenburg in Position bringen.
VW-Chef Diess: »Tesla an der ein oder anderen Stelle auch überholen«

VW-Chef Diess: »Tesla an der ein oder anderen Stelle auch überholen«

Foto: TOBIAS SCHWARZ/ AFP

Bei einer digitalen Managementtagung hat Herbert Diess angekündigt, seine Offensive gegen den US-Rivalen Tesla zu verschärfen. Nach SPIEGEL-Informationen will er das Stammwerk in Wolfsburg direkt gegen die neu geplante Tesla-Fabrik in Grünheide positionieren. Er wolle die Rahmenbedingungen dort so gestalten, sagte Diess laut Teilnehmern, »dass wir mit Tesla mithalten können, vielleicht an der ein oder anderen Stelle auch überholen können.«

Am VW-Hauptsitz soll laut Diess in wenigen Jahren ein neues Elektrofahrzeug mit verbesserter Batterietechnik und modernerer Software entstehen. Außerdem plant der VW-Boss, die Produktionszeiten radikal zu senken. Autos sollen dann innerhalb von zehn Stunden entstehen – ähnlich wie auch Tesla es plant. Aktuell benötigt Volkswagens E-Auto ID.3, das im sächsischen Zwickau gebaut wird, tendenziell das Doppelte, rund 20 Stunden.

Das neue Elektromodell für Wolfsburg wurde am Montagabend im VW-Aufsichtsrat beschlossen. Es soll informierten Kreisen zufolge in niedriger bis mittlerer sechsstelliger Stückzahl produziert werden. Das Volumenmodell soll »mehrmarkenfähig« sein, also womöglich nicht nur mit VW-Logo hergestellt werden. Produktionsstart ist voraussichtlich 2025 oder 2026.

»Die meisten Wettbewerber sind hier besser«

Für das Elektromodell in Wolfsburg hatte sich zuletzt vor allem Betriebsratschef Bernd Osterloh starkgemacht. Er beklagte schon länger die unzureichende Auslastung des Stammwerks. Von der ursprünglichen Planung, eine Million Autos dort zu bauen, ist VW derzeit weit entfernt. Im Corona-Jahr 2020 dürften es nur knapp 500.000 werden. Im Gegenzug für Zusagen, dass Wolfsburg ein E-Auto bekommt, akzeptierte Osterloh schärfere Sparmaßnahmen.

Konzernchef Diess erklärte am Dienstagabend erneut, Volkswagens Fixkosten seien zu hoch. In einer Krise wie der Corona-Pandemie, in der deutlich weniger Fahrzeuge produziert würden, rutsche VW sofort in die roten Zahlen. »Die meisten unserer Wettbewerber sind hier besser«, kritisierte Diess laut Teilnehmern. Bis 2023 wolle er die Fixkosten deshalb um fünf Prozent senken. »Das Unternehmen braucht das, wir sind nicht zukunftssicher mit diesem hohen Fixkostensockel.«

Am Montagabend hatte sich Diess mit dem Aufsichtsrat auf einen Kompromiss geeinigt. Er durfte den VW-Konzernvorstand neu besetzen, und zwar weitgehend nach seinen Vorstellungen. Dem Wunsch nach einer vorzeitigen Vertragsverlängerung bis Ende 2025 kam der Aufsichtsrat hingegen nicht nach.