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Fast wie in »Armageddon« Warum Atombomben die Erde wirklich vor Asteroiden schützen könnten

Ein Asteroid rast auf die Erde zu. Ließe er sich nuklear vom Kurs abbringen? Was in Hollywood eine naheliegende Lösung ist, haben Wissenschaftler nun simuliert.
Asteroid beim Einschlag (Symbolbild)

Asteroid beim Einschlag (Symbolbild)

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celafon / iStockphoto / Getty Images

Bruce Willis hat das Szenario schon durchgespielt: Im Blockbuster »Armageddon« rettet seine Filmfigur Harry S. Stamper die Erde vor der Zerstörung durch einen heranrasenden Asteroiden – mit einer Atombombe. Doch nicht nur Filmnerds, auch Wissenschaftler diskutieren darüber, wie absurd so ein Unterfangen wäre. Unrealistisch, meinten viele. Bis jetzt.

Ein Last-Minute-Schlag mit nuklearen Sprengkörpern könnte tatsächlich den Planeten vor einem Asteroideneinschlag schützen – das ergab eine Computersimulation der US-Weltraumorganisation Nasa. Deren Center for Near Earth Object Studies rechnet solche Szenarien regelmäßig durch. In diesem Fall gingen die Forscher davon aus, dass der fiktive Asteroid »2021 PDC« erst sechs Monate, bevor er auf die Erde treffen würde, entdeckt wird.

Schraubenschlüssel nicht vergessen: In »Armageddon« bohrt sich Bruce Willis in den Kern eines Asteroiden vor und platziert dort die Bombe

Schraubenschlüssel nicht vergessen: In »Armageddon« bohrt sich Bruce Willis in den Kern eines Asteroiden vor und platziert dort die Bombe

Foto: ddp images

Die Wissenschaftler rund um den Physiker Patrick King von der Johns Hopkins University interessierte dabei weniger, ob eine Atombombe einen Asteroiden zerstören könnte – das gilt als ausgemacht. Die Frage war, was mit den Trümmerteilen passiert. Wenn diese trotzdem auf die Erde zufliegen, wäre nicht viel gewonnen, so die Annahme.

In ihrem Modell ließen die Forscher die Bombe beispielsweise auf einem 100 Meter langen Asteroiden detonieren und untersuchten verschiedene Varianten mit jeweils anderen Flugbahnen der Trümmerteile, bei denen etwa die Gravitationskräfte mit einkalkuliert wurden. Die Ergebnisse, die im Fachblatt »Acta Astronautica« veröffentlicht wurden, seien ermutigend.

Computersimulation der Explosion

Computersimulation der Explosion

Foto: Lawrence Livermore National Laboratory

»Wenn wir bei einem 100 Meter langen Flugobjekt mit Kurs auf die Erde mindestens einen Monat vor dem Einschlag zum nuklearen Schlag ausholen, können wir verhindern, dass mindestens 99 Prozent der Masse auf die Erde trifft«, sagte King dem US-Fachportal Gizmodo. Bei zwei Monaten steige die Quote sogar auf fast 100 Prozent. Bei größeren Asteroiden bräuchte es allerdings mehr Vorlauf für die nukleare Zerstörung, damit die Trümmerteile letztlich an der Erde vorbeifliegen.

Auf der Liste der drängendsten Menschheitsprobleme schaffen es anfliegende Asteroiden aktuell zwar nicht unbedingt auf einen vorderen Platz, aber irgendwann in der Zukunft wird es die Erde rein rechnerisch wieder treffen. Ab einem Durchmesser von etwa 50 Metern ist die Gefahr besonders groß. Ein riesiger Krater könnte entstehen, Städte könnten ausgelöscht werden und im schlimmsten Fall alles Leben.

Asteroid »Lutetia«, aufgenommen zwischen Mars und Venus

Asteroid »Lutetia«, aufgenommen zwischen Mars und Venus

Foto: ESA / Getty Images

Um eine Kollision mit solchen Near Earth Objects abzuwenden, kommen nicht allzu viele Optionen infrage, eigentlich nur zwei: Man schubst den Asteroiden etwas aus seiner Bahn, sodass er die Erde verfehlt. Oder man zerstört ihn, etwa wie Bruce Willis mit einer Bombe. Das Wegschubsen etwa mit Raketen oder einem Raumschiff hätte den Vorteil, dass keine Bruchstücke entstehen, die dann doch auf die Erde niederprasseln.

So ein Unterfangen wäre aber hoch kompliziert, weshalb Forscher seit Jahren auch die Atombomben-Option durchspielen. Detonationen kleinerer Sprengkörper könnten zudem denselben Effekt erzielen – den Asteroiden umlenken. Wenn kaum Zeit bis zum drohenden Einschlag wäre, müsste die Bombe jedoch direkt auf der Oberfläche explodieren – fast wie in »Armageddon«.

fww

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