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Blutsaugende Mücken Die Gene bestimmen, wer gestochen wird

Warum werden manche Menschen häufiger gestochen als andere? Am süßen Blut liegt es nicht. Stattdessen spielen die Gene eine entscheidende Rolle, zeigt ein Test mit Zwillingen.
Mückenstich: Der Geruch lockt Mücken an

Mückenstich: Der Geruch lockt Mücken an

Foto: Patrick Pleul/ dpa

Mücken sind wählerisch: Den einen stechen sie wie wild, den anderen verschonen sie. Das liegt am süßen Blut, sagt eine alte Volksweisheit. Dass dies nicht stimmt, wissen Forscher schon lange. Stattdessen werden Stechmücken durch unseren Körpergeruch angelockt. Aber auch der ist nicht jeden Tag genau gleich.

Schwangere werden etwa häufiger gestochen als andere Frauen, schreiben Forscher um James Logan von der London School of Hygiene and Tropical Medicine im Fachmagazin "PLoS One" . Auch dickere Menschen und solche mit höherer Körpertemperatur scheinen für Mücken besonders attraktiv zu sein. Zudem sollen Knoblauch und Bier vor Stichen schützen. In wissenschaftlichen Studien habe sich dies allerdings nicht belegen lassen. Auch Gene steuern, wie wir riechen. Welchen Einfluss sie auf die Vorliebe von Mücken haben, haben die Forscher nun in einem kleinen Experiment mit Zwillingen untersucht.

Auf wen fliegen die Mücken?

18 eineiige - also genetisch weitgehend identische - und 19 zweieiige weibliche Zwillingspaare, deren Erbgut sich wie das anderer Geschwister erheblich unterscheidet, sollten sich den bluthungrigen Mücken als Opfer anbieten.

Die Forscher ließen die Insekten in einem Flugkanal fliegen, der sich nach einer kurzen Strecke wie ein Y in zwei Wege aufspaltete. Die Mücken konnten sich je nach bevorzugtem Geruch für einen der beiden Kanäle entscheiden. Am oberen Ende der Kanäle steckte jeweils die Hand einer Versuchsperson.

Eineiige Zwillinge beim Versuch: Wer wird häufiger gestochen?

Eineiige Zwillinge beim Versuch: Wer wird häufiger gestochen?

Foto: London School of Hygiene and Tropical Medicine

Die Auswertung zeigte, dass die Beliebtheit der eineiigen Zwillinge bei den Mücken sehr ähnlich war. Die zweieiigen Zwillinge waren hingegen unterschiedlich beliebt. Dies weise darauf hin, dass die Gene das Mückenstichrisiko beeinflussen, schreiben die Forscher. Die Erblichkeit sei in etwa so stark ausgeprägt wie bei Körpergröße und Intelligenz. Nun sollen in weiteren Untersuchungen die entscheidenden Gene gefunden und die Steuermechanismen dafür identifiziert werden.

Gefährliche Krankheiten verhindern

Der Versuch hat einen ernsten Hintergrund, denn Stechmücken übertragen gefährliche Krankheiten wie Malaria oder Denguefieber. Laut Weltgesundheitsorganisation sterben jedes Jahr weltweit etwa eine Millionen Menschen an Malaria, die meisten von ihnen sind Kinder.

"Wenn wir die genetische Basis für die Variation zwischen Individuen verstehen, könnte es möglich sein, maßgeschneiderte Mittel zur besseren Kontrolle der Mücken und neue Abwehrmöglichkeiten zu entwickeln", erklärt Logan. Dies erlaube auch einen besseren Schutz vor den Krankheiten, die die Insekten übertragen können.

Im Kampf gegen Malaria arbeiten mehrere Forscherteams an Möglichkeiten, die Mücken vom Menschen fernzuhalten. So haben Wissenschaftler etwa den Geruchssinn zweier Mückenarten genetisch so manipuliert, dass sie Menschen nicht mehr riechen konnten. Obwohl Mücken noch andere Ortungstaktiken haben, um an Blut zu kommen, könne der neue Ansatz für den Kampf gegen Malaria und Denguefieber interessant werden, schrieben sie im Fachmagazin "Nature" .

Andere Forscher arbeiten an einer "chemischen Tarnkappe" - einem Wirkstoff, der die Riechzellen der Mücken blockiert, mit denen sie den verlockenden Duft menschlicher Haut und das ausgeatmete Kohlendioxid wahrnehmen.

jme/dpa