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Balz der Laubenvögel Schneller Sex dank optischer Tricks

Kunst am Bau - das liegt Laubenvögeln im Blut. Männchen erobern die Damenwelt, indem sie großzügige Alleen mit gepflasterten Vorplätzen konstruieren und dort allerlei Schätze präsentieren. Je besser die Illusionskünstler arbeiten, desto erfolgreicher sind sie als Verführer.

Sie konstruieren großzügige Unterstände oder Alleen aus feinstem Zweigwerk, die sie mit allerlei buntem Zierrat verschönern. Auf einem davor präparierten Platz präsentieren Laubenvögel-Männchen dann mühsam gesammelte bunte Objekte: Sie werfen glänzende Federn oder auch pinkfarbene Wäscheklammern durch die Luft, tänzeln und trällern - und das alles nur um Weibchen zu beeindrucken.

Gelingt es einem männlichen Laubenvogel, die Aufmerksamkeit einer Vogeldame lange genug zu fesseln, hüpft er zügig um die Laube herum und begattet sie. Das ist allerdings deutlich schneller vorbei als sein Auftritt auf dem Vorplatz.

Das außergewöhnliche Werben der männlichen Laubenvögel haben schon einige Biologen untersucht. Jetzt ergänzen zwei australische Forscher das Wissen um das tierische Verhaltensmuster um eine interessante Erkenntnis: Die Vogelmännchen gestalten ihre Anlagen so, dass die Weibchen einem optischen Trick zum Opfer fallen, schreiben Laura Kelley von der Deakin University Geelong und John Endler von der James Cook University im Wissenschaftsmagazin "Science" . Und sie konnten feststellen: Je besser die Illusion, desto größer ist der Erfolg beim anderen Geschlecht.

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Laubenvögel: Wenn Tiere zu Illusionskünstern werden

Foto: AP/ Conservation Int./ Bruce Beehler

Die Forscher beobachteten die Balz von Laubenvögeln der Art Ptilonorhynchus nuchalis im Nordosten Australiens. Die Tiere bauen über einen halben Meter lange Alleen. Den Platz davor pflastern sie mit Steinchen, Muschelschalen, kleineren Knochen und ähnlichen weißen oder grauen Gegenständen. Dabei ordnen sie den Bodenbelag so an, dass weiter vorn kleinere Teilchen liegen. Mit zunehmendem Abstand zur Allee greifen sie auf größere Objekte zurück.

Das ist die Basis für eine optische Täuschung, die wirkt, sobald ein Weibchen die Allee betritt. Denn aus dessen Perspektive entsteht der Eindruck, dass die Pflastersteine auf dem Vorplatz etwa gleich groß sind. Dadurch wirkt der Vorplatz kleiner, als er eigentlich ist. Das Männchen kann deshalb, ebenso wie seine vorgezeigten Schätze, größer erscheinen.

Denn der Clou bei der folgenden Vorführung sind bunte Gegenstände, welche die Vögel wie Schätze horten. Dabei scheint alles Bunte von Wert - ob es nun Schneckenhäuser sind, Früchte oder Plastikdeckel von Flaschen. Bisweilen klauen die Männchen Dekorationsobjekte beim Nachbarn , um ihr Areal zu verschönern. Die Objekte nehmen die Männchen in den Schnabel, manchmal zupfen sie daran oder werfen sie umher. Wegen der optischen Täuschung könnte es für das Weibchen zudem so wirken, dass sich die Größe der Preziosen verändert - wenn das Männchen sie beispielsweise erst dicht an der Laube zeigt und danach nach hinten schleudert. Dieser verwirrende Eindruck könnte dazu beitragen, ihre Aufmerksamkeit zu fesseln.

Dass die Vögel einen optischen Trick nutzen, berichteten John Endler und Kollegen bereits vor gut einem Jahr im Fachmagazin "Current Biology" . Jetzt erbrachten sie auch den Nachweis, dass bessere Illusionskünstler unter den Laubenvögeln auch erfolgreichere Verführer sind. Eine kleine Gemeinheit der Forscher zeigte dabei auch, wie aufmerksam sich die Männchen um ihre Laube und den Vorplatz kümmern: Legten die Biologen Steine um, so dass sie das gleichmäßige Muster zerstört wurde, korrigierten die Vögel diese Fehler in den folgenden Tagen.

Warum die Vögel das komplizierte Werben entwickelt haben, können die Biologen nicht beantworten. Vorteilhaft für die Laubenvögel-Männchen ist, dass sie selbst unscheinbar sein können. Denn im Gegensatz zu vielen Vogelarten, wo Männchen durch ein farbenfrohes Federkleid überzeugen müssen - was auch Raubtiere auf sie aufmerksam macht -, gewinnt der Laubenvogel ja durch seine Qualitäten als Architekt und Sammler.

Und für John Endler steht auch fest: Was die Laubenvögel da machen, ist Kunst.

wbr