Zum Inhalt springen

Schmetterlinge Von Natur aus genmanipuliert

Gene von einer Spezies auf eine andere übertragen, das machen nicht nur Wissenschaftler im Labor. Auch parasitäre Wespen und ihre Viren haben das Erbgut von Schmetterlingsarten geprägt - durch einen Transfer ihrer Gene.
Monarchfalter (Danaus plexippus): Kann Spuren von Brackwespen-Erbgut enthalten

Monarchfalter (Danaus plexippus): Kann Spuren von Brackwespen-Erbgut enthalten

Foto: YURI CORTEZ/ AFP

Brackwespen sind Parasiten, die ihre Eier in Schmetterlingslarven legen. Der Nachwuchs wächst in diesen heran, weshalb er einen Schutzschild gegen das Immunsystem des befallenen Schmetterlings benötigt: Zusammen mit ihren Eiern injizieren Brackwespen-Weibchen bestimmte Viren in ihr Opfer. Diese Bracoviren sorgen dafür, dass sich die jungen Parasiten ungestört entwickeln können. Die Viren integrieren sich nämlich ins Erbgut der Schmetterlinge und unterdrücken deren Immunantwort.

Im Fachmagazin "Plos Genetics"  berichten Forscher, dass sich Bracoviren-Gene in verschiedenen Schmetterlingsarten finden, darunter im Monarchfalter, im Seidenspinner oder in der als Schädling angesehenen Zuckerrübeneule.

Und: Es fanden sich nicht nur virale Gene im Schmetterling-Genom, sondern auch solche, die wohl ursprünglich von den Wespen stammen. Bei verschiedenen Eulenfalter-Arten entdeckten die Wissenschaftler eine Gruppe von Genen, die deutlich stärker mit jenen von Hautflüglern verwandt war - zu denen die Brackwespen zählen - als mit jenen anderer Schmetterlinge.

Da es Zehntausende parasitärer Wespen gebe, die mithilfe von Bracoviren praktisch alle Schmetterlingsarten befallen, sei es sehr wahrscheinlich, dass es in der Natur regelmäßig zu solchen Gentransfers komme, schreibt das französisch-spanische Team um Salvador Herrero von der Universität Valencia und Jean-Michel Drezen von der Universität François Rabelais in Tours.

Schutz vor anderen Viren

Normalerweise ist eine von Brackwespen befallene Schmetterlingslarve eine evolutionäre Sackgasse: Sie schafft es nicht, sich so weit zu entwickeln, dass sie sich fortpflanzen kann. Es ist jedoch möglich, schreiben die Forscher, dass die Insekten in Einzelfällen eben doch den Parasiten erfolgreich bekämpfen und sich dann - mitsamt Bracoviren-Erbgut in ihren Keimzellen - fortpflanzen. Noch wahrscheinlicher sei, dass manche Wespenparasiten ihre Eier in die falschen Larven legen, die dann die Parasiten abwehren, aber dennoch eine Erbgutveränderung durch die Viren hinnehmen.

Einige Virus-Sequenzen sind für die Schmetterlinge anscheinend von Nutzen. Vermutlich erhöhen sie ihre Resistenz gegenüber bestimmten anderen Viren, heißt es im Fachartikel.

Es gibt schon weitere bekannte Fälle, bei denen genetisches Material zwischen Parasit und Wirt übertragen wurde. 2012 etwa hatten Forscher berichtet, dass Erbgut-Elemente von parasitären Neunaugen bei verschiedenen Fischarten zu finden sind.

wbr